DSAG Technologie: Interview mit Hans-Achim Quitmann

Interview mit Hans-Achim Quitmann, Besonderer Vertreter des Vorstands im Bereich Technologie bei der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) e. V.

IT-Onlinemagazin: Herr Quitmann, das Motto der DSAG-Technologietage 2015 lautet „Im Prisma der Technologie“. Welche unterschiedlichen Perspektiven, Aspekte und Blickwinkel der Technologien wollen Sie denn beleuchten?

DSAG Hans-Achim QuitmannHans-Achim Quitmann: Bei SAP ist heute in vielen Bereichen praktisch jede verfügbare Technologie vertreten. Das hat wenig mit Standard zu tun und macht Einführungen und den Wechsel von Anwendungen und deren Weiterentwicklungen nicht einfach. Das Prisma, das wir als Symbol für die Technologietage 2015 gewählt haben, passt in dem Zusammenhang sehr gut. Schickt man eine Applikation bildlich gesprochen durch ein Prisma, würden in der Auffächerung die technologischen Komponenten zum Vorschein kommen.

Es ist mir ein großes Anliegen, mit SAP dahingehend ins Gespräch zu kommen, wie sich die einzelnen Lösungen in einer grundlegenden Strategie wieder bündeln lassen. Mit positiven Ergebnissen für SAP, für unsere Mitglieder und alle SAP-Kunden.

 

Letztlich wollen Unternehmen durch den Technologieeinsatz einen wirtschaftlichen Nutzen und Vorteil für sich generieren. Bei welchen Technologien ist man da aus Ihrer Sicht am weitesten? Wo sehen Sie noch Aufholbedarf?

Die klassische Geschäftsprozess-Abdeckung mit ERP-Systemen und ähnlichen Lösungen im On-Premise-Bereich erfüllt die Anforderungen weitestgehend. Nichtsdestotrotz erweitern Unternehmen ihr Anwendungsportfolio, verbessern damit ihre Prozesse und decken die immer wieder neu hinzukommenden Bedarfe damit ab. Die Digitalisierung unseres Lebens beispielsweise stellt aktuell neue Herausforderungen an diese Unternehmenslösungen.

Ein Thema, das mit Mobility oder dem Internet-of-Things auf Unternehmen zukommt, ist die Schnittstellenproblematik. Der Bedarf wächst zunehmend, dass Anwendungen unterschiedlicher Hersteller über Connectivity-Lösungen verbunden oder mobile Anwendungen mit dem Backend integriert werden. Auch beim Thema hybride Cloud-Modelle gilt es das Thema Connectivity adäquat zu lösen und Standards zu schaffen.

 

Die DSAG hat angekündigt, die Zusammenarbeit der Fachbereiche und der IT stärker fördern zu wollen. Interessieren sich denn die Fachbereiche überhaupt für Technologie oder ist sie eher „Mittel zum Zweck“?

Beides. IT-Technologie wird heute von jedem genutzt. Das bedeutet: Jeder ist in gewisser Hinsicht „IT-Experte“. Denken Sie etwa an Smartphones mit ihren vielen „Apps“. Anwender können heute selbst aktiv werden und IT-Anwendungen auf ihren Geräten mit wenigen Handgriffen installieren. Dieses Verhalten müssen wir als IT-Verantwortliche berücksichtigen. Es zu unterbinden ist weder zielführend noch opportun. Ähnliches gilt bei den Fachbereichen. Auch sie nutzen ihren Spielraum bei der Nutzung von IT-Anwendungen.

Die Cloud macht es einfach, neue Lösungen einzukaufen und zu nutzen, notfalls an der IT vorbei. Was hier hilft, ist die Anwendung in den Vordergrund zu rücken und den Fachbereich auf diesem Weg zu involvieren und zu unterstützen. IT und Fachbereich ziehen damit an einem Strang. Aktivitäten in dieser Richtung wollen wir seitens der DSAG in diesem Jahr stärker in den Mittepunkt rücken.

 

Stichwort: „Mobile Technologien“. SAP Anwender wollen im Jahr 2015 laut unserer Leserumfrage vorrangig in die Bereiche „Mobiler Vertrieb“, „Mobile Auswertungen“ und „Mobiler Kundendienst“ investieren. Was empfehlen Sie IT-Entscheidern, wenn sie wirtschaftlich attraktive Lösungen implementieren wollen?

Ich empfehle, auf Stabilität zu achten. Diese ist bei Herstellern nicht immer gegeben. Außerdem ist es wesentlich, technische und Sicherheits-Standards zu nutzen. Es lohnt sich zudem, auf die Verbreitung der eingesetzten Technologie zu achten. Wer auf eine wenig verbreitete Technologie setzt, generiert unter Umständen Zusatzaufwände in der Zukunft. Mit wirtschaftlich attraktiven Lösungen meinen Sie bestimmt auch den Business-Case. Dieser hängt wiederum vom jeweiligen Einsatzgebiet ab. Das müssen Unternehmen individuell für sich entscheiden. Hier gibt es keine allgemeingültige Empfehlung.

 

Cloud Lösungen sind für die Anbieter eine interessante Option. Sind sie es auch für die Kunden, die sich unter Umständen durch hybride Betriebsmodelle, neue Schnittstellen und zusätzliche Komplexität mitkaufen? Wie kann hier eine Win-Win Situation entstehen?

Applikationen in der Cloud zu betreiben ist kein Selbstzweck. Es muss sich lohnen und einen Vorteil bringen. Wenn durch den Cloud-Einsatz beispielsweise die Gesamtkomplexität steigt, müssen die im Cloud-Betrieb geplanten Kosteneinsparungen die sonstigen Aufwände überkompensieren. Wobei es dem Endanwender egal sein sollte, wo eine Lösung betrieben wird. Sie muss funktionieren und die Vorteile müssen überwiegen, ansonsten rechnet es sich nicht.

 

Abschlussfrage: Herr Quitmann, lassen Sie uns noch einen Blick in die Zukunft wagen. Was werden Sie am Jahresende 2015 rückblickend sagen. 2015 war das Jahr …

Das ist wirklich eine schwierige Frage. Sicherlich werden die Themen rund um die „Digitalisierung der Wirtschaft“ immer mehr Fahrt aufnehmen. Lösungen rund um das Internet of Things, Mobility, Big Data etc. werden u. a. in den Medien und auf Konferenzen intensiv beleuchtet und diskutiert. Interessant wird sein, welche der Themen sich am Ende des Jahres in Projekten in den Unternehmen niedergeschlagen haben. Bei manch einem Hype in der Vergangenheit ist es gelegentlich bei bunten Folien geblieben.

 

Herzlichen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Helge Sanden, Chefredakteur des IT-Onlinemagazins. Das IT-Onlinemagazin ist Medienpartner der DSAG-Technologietage 2015.

 

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