Warum die Zukunft des ERP in der Cloud liegt

Ein Großteil der DSAG-Mitgliedsunternehmen will beim Betrieb des ERP-Systems auch künftig auf eine On-Premises-Lösung setzen, wie die SAP-Anwendergruppe in einer Umfrage ermittelte. Allerdings ist die Zahl der Organisationen rückläufig, die das ERP in der eigenen Netzwerkumgebung nutzen wollen. So sieht bereits ein Viertel der SAP-Kunden die Zukunft beim ERP-Betrieb eher in der Cloud – Tendenz steigend.

Doch wie kommt es, dass sich SAP aus der Cloud immer größerer Beliebtheit erfreut? Und wie können Firmen bewerten, ob eine Bereitstellung von SAP-Anwendungen aus der Public oder aus der Private Cloud besser zur eigenen Transformation passt?

Das habe ich Alexander Michnov (Head of Strategic Sales RISE) und Daniel Lohrbächer (Head of Channel Sales ERP), beide SAP Deutschland, im Vorfeld der IT-Onlinekonferenz 2023 gefragt. Außerdem wollte ich von den beiden SAP-Experten wissen, ob es immer erforderlich ist, sich für oder gegen eine Bereitstellungsvariante zu entscheiden.

Alexander Michnov und Daniel Lohrbächer sind beide Referenten der IT-Onlinekonferenz 2023 (23. bis 26. Januar 2023) und vertiefen genau diese Fragen in ihren Beiträgen. Registrieren Sie sich hier für ihren Beitrag beim elften Gipfeltreffen der SAP Community. Sie haben in der Livesendung Gelegenheit, individuelle Fragen an die Referenten zu stellen.

 

Herr Lohrbächer, warum wird SAP aus der Cloud immer beliebter? Was sind die wichtigsten Entscheidungskriterien für die Cloud ERP-Lösungen der SAP?

Daniel_LohrbächerDaniel Lohrbächer: Die jüngsten Krisen zeigen: Je stärker Unternehmen auf die Cloud setzen, desto resilienter und innovativer sind sie. Cloud-Lösungen bieten in dieser Hinsicht ein immenses Potenzial. Das Beratungsunternehmen McKinsey stellt dazu allerdings auch klar: Die alleinige technische Transformation und Kostenbetrachtung greifen zu kurz.

Ohne Business Transformation werden Unternehmen nicht in der Lage sein, die gesteckten Ziele zu erreichen. Darum stellen immer mehr Entscheider ihre IT-Architektur neu auf und transformieren zugleich ihre Geschäftsprozesse.

 

RISE with SAP als Enabler der Transformation

Herr Michnov, bei „RISE with SAP“ können sich SAP-Kunden zwischen der Public und Private Cloud entscheiden. Erkennen Sie typische Muster, wann welche Bereitstellungsvariante besser passt?

Alexander_Michnov_SAPAlexander Michnov: Wir sprechen von der SAP Cloud Transformation powered by RISE, um klarer für den Markt und unsere Kunden zu sein. Grundsätzlich ist „RISE with SAP“ ein Angebot beziehungsweise ein Programm, das auf eine ganzheitliche Transformation abzielt, die Software, Plattform und Technologie umfasst.

Die Bewertung, inwiefern RISE heute oder in der Zukunft ein wertvoller Enabler für ein Unternehmen sein kann, hängt unter anderem davon ab, wo sich dieses hinsichtlich der Digitalen Transformation heute befindet. Eine standardisierte SaaS-Lösung sollte das erklärte Ziel sein. Ist das sachlich begründet nicht der Fall, macht es Sinn die Private Edition zu nutzen.

 

Mit Fit-to-Standard-Analyse zum SAP-Standard

… und wovon hängt die Entscheidung im Einzelnen ab?

Alexander Michnov: Eine Empfehlung für Unternehmen ist, objektiv der Frage nachzugehen, ob sie mit Best-Practice-Prozessen in der Public Edition – auch unter Berücksichtigung der Roadmap – zurechtkommen.

Ein Meilenstein ist die Fit-to-Standard-Analyse. Mit ihr lässt sich aufdecken, welche Prozesse erforderlich sind, damit der Anwender so nah wie möglich am Standard bleiben kann. Lücken werden dahingehend bewertet, ob die Anforderungen zwingend notwendig sind und welche Lösungsansätze in Frage kommen.

 

Muss das denn immer „entweder oder“ sein — oder gibt es auch gute Gründe für hybride Szenarien?

Daniel Lohrbächer: In der Regel sind die SAP-Landschaften in Unternehmen sehr heterogen. Sie bestehen meist aus mehreren einzelnen SAP-Systemen. Eine Einzelprüfung für jeden Anwendungsfall ist oft sinnvoller, um zwischen den Optionen zur Systemlandschaft und möglichen hybriden Szenarien abzuwägen.

Nehmen Sie das Beispiel eines expandierenden Unternehmens: In Wachstumsmärkten kommen zusätzlich zu einem bestehenden ERP häufig SAP S/4HANA Cloud-Systeme zum Einsatz. Sie versetzen Firmen in die Lage, ihre Marktpräsenz mit immer schnelleren Schritten auszubauen und so mit aktuellen Marktentwicklungen Schritt zu halten.

 

Modulares SAP ERP

Was empfehlen Sie Unternehmen auf dem Weg in Richtung modulares ERP?

Alexander Michnov: Bei dem Weg in Richtung modulares ERP ist das Mindset beziehungsweise die Cloud-Strategie des Unternehmens entscheidend.

Dazu zunächst ein Blick zurück: Die heterogenen SAP-Landschaften beinhalten sehr viele Eigenentwicklungen und über die Jahre gewachsene komplexe Prozess- und Datenstrukturen. Oft wurde dabei lediglich die technische System- und Datenplattform an die spezifischen Prozessanforderungen der Fachbereiche angepasst, anstatt das übergeordnete Ziel der Standardisierung und Harmonisierung der Daten- und Prozessstrukturen zu verfolgen. Als Resultat werden die Aufwände für Wartung, Release-Wechsel und Änderungen immer größer. Das macht es zunehmend schwierig, sich marktseitigen Änderungen schnell anzupassen.

Für eine zukünftige modulare Architektur des ERP-Systems empfehlen wir, den Kern mit den ERP-Standardfunktionen streng von kundenspezifischen Funktionserweiterungen zu trennen. Fachbereichs- wie auch Industriefunktionen lassen sich modular ergänzen – mit Modulen, die unabhängig voneinander implementiert, eingesetzt und bei Bedarf auch wieder entfernt werden können. Das macht den Ansatz in volatilen Zeiten und in einem dynamischen Umfeld flexibel.

Kundenindividuelle Erweiterungen finden auf der Business Technology Platform (BTP) statt – entwickelt von SAP, ihren Partnern oder den SAP-Kunden beziehungsweise Anwendern. Die zentrale Fragestellung für einen Wechsel in die Cloud lautet: Bin ich bereit, dieses Vorgehen als Governance der Transformation einzuhalten?

 

Cloud-Technologie schafft Innovationspotenziale

In volatilen Zeiten haben Entscheider oft ein großes Interesse, Potenziale für Kosteneinsparungen zu realisieren? Was empfehlen Sie ihnen?

Alexander Michnov: Kostengünstig den Ist-Zustand zu erhalten, kann teurer sein als mit einer Investition die Zukunft zu gestalten. Die Praxis zeigt, dass Cloud-Modelle sehr häufig günstiger sind als eigene On-Premises-Implementierungen. Die angestellten Kostenvergleiche berücksichtigen leider in vielen Fällen nicht die tatsächliche Total Cost of Ownership für den Eigenbetrieb. Fixkosten für Infra- und Supportstrukturen, welche von vielen Systemen gemeinsam genutzt werden, sind regelmäßig nicht zu einhundert Prozent inkludiert. Ähnlich verhält es sich bei Personalkosten.

Oft bleibt laut McKinsey dabei auch ganz außer Acht, dass der Wert von Cloud-Technologie überwiegend durch das hohe Innovationspotenzial entsteht und diese die Investition begründet. Eine fundierte und vollständige Value-Betrachtung sollte die Basis bei der Evaluation einer SAP Cloud Transformation powered by RISE sein.

 

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Helge Sanden, Chefredakteur des IT-Onlinemagazins.

 

Ausführliche Informationen auf der IT-Onlinekonferenz 2022:

ITOK23-IT-OnlinekonferenzSie können diesen und alle Beiträge der #ITOK23 live (23.01. – 26.01.23) oder als Aufzeichnung (sofern Sie sich für den jeweiligen Expert-Talk registriert haben) verfolgen und eigene Fragen an die Expertinnen und Experten stellen.

Beim elften Gipfeltreffen der SAP-Community geben SAP-Kunden vier Tage lang Erfahrungsberichte zum SAP S/4HANA-Umstieg, zu SAP- und Business-Optimierungen und zur Cloud-Transformationen. Zusätzlich gibt es vielfältige Interaktions- und Networking-Möglichkeiten.

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