Hochland: Wir denken in End-to-End-Prozessen

Jürgen Brunner, Bereichsleiter Group IT der Hochland SE, erläutert, warum es bei Hochland S/4HANA sein musste, wie man zum richtigen Projektansatz gekommen ist und wie agile Projektmanagement-Methoden die Migration erleichtern. Der SAP-Experte spricht in seiner Keynote auf dem Customer Focus Day SAP von valantic am 6. Oktober 2020 unter anderem über End-to-End-Prozesse, über die Migration zu S/4HANA „auf der grünen Wiese“ und Buzzwords.

Produktion Schmelzkäsescheiben (Quelle: Hochland)

Die Hochland-Gruppe ist mit ihren Marken wie Hochland, Almette, Grünländer, Patros, Gervais und Valbrie einer der größten privaten Käsehersteller Europas, mit weltweit über 5.300 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von fast 1,6 Mrd. Euro im Jahr 2019. Zum Unternehmen gehören eine Reihe ausländischer Tochtergesellschaften, die weitgehend selbständig operieren und zum Teil weitere landesspezifische Produkte vertreiben.

 

Warum hat Hochland sich für die Migration zu S/4HANA entschieden? Welche Vorteile sehen Sie darin?

Jürgen Brunner: Hochland ist seit Einführung eines R/3-Systems als Basis für das Produktionsmanagement im Jahr 1998 ein sehr breit angelegtes SAP-Anwendungsunternehmen. Wie viele andere Unternehmen sahen wir uns auch mit dem Generationswechsel zu S/4HANA und dem von SAP angekündigten auslaufenden Support der bisherigen ERP-Lösungen bis 2025 konfrontiert.

Aber das war nicht der Hauptpunkt: Vielmehr ging es darum, die Digitalisierung weiter voranzutreiben. Um das tun zu können, war bald klar geworden, dass auch der „Digital Core“, von dem SAP oft spricht, neu aufgesetzt werden muss.

 

Gab es andere Pain Points und Vorteile der Migration nach S/4HANA, wie Hochland sie vollzogen hat?

Jürgen Brunner, Bereichsleiter Group IT der Hochland SE (Quelle: Hochland)

Pain Points nicht direkt. Aber ein Ansatzpunkt war, wenn man es so will, das klassische Silo-Denken – so wie in vielen anderen Unternehmen. Mit SAP S/4HANA, mit der agilen Methodik, die wir zusammen mit valantic entwickelt haben und dank des Greenfield-Ansatzes, dem wir weitgehend gefolgt sind, hat bei uns ein Umdenken stattgefunden: hin zu End-to-End-Prozessen und dass so ein wichtiges und umfassendes Projekt nicht mehr nur IT-getrieben sein darf.

Als Prämisse steht für uns im Raum, das Business, sprich die Fachabteilungen, wieder in den Vordergrund zu rücken. Um das zu erreichen, haben wir für jedes der zwölf Teilprojekte sowohl einen fachbereichsbezogenen GPO, einen Global Process Owner, als auch pro Landesgesellschaft verantwortliche LPOs, Local Process Owner, definiert. Dieses Team ist, zusammen mit den Spezialisten aus der IT, für die Erarbeitung eines globalen Templates mit allen notwendigen Prozessen verantwortlich.

Denken in End-to-End-Prozessen mag vielleicht etwas hipp klingen, aber genau das haben wir uns auf die Fahne geschrieben: Denk-Silos zu durchbrechen. Daher heißt ein Teilprozess bei uns zum Beispiel nicht einfach nur Einkauf oder Procurement, sondern Procure to Pay. Wir sprechen auch von keinem Teilprojekt Vertrieb, sondern von Order to Cash.

 

Sie sind weitgehend dem Greenfield-Ansatz gefolgt, war das für Hochland der richtige Weg?

Ursprünglich gab es im Management von Hochland einen starken Hang zum Brownfield-Ansatz. Dann sind wir mit valantic zusammen in die Konzeptphase gegangen, um intensiv über „grün“ oder „braun“ zu beraten. Zur Findungsphase gehörte auch eine internationale Kick-off-Veranstaltung mit 120 Personen, um für die eben angeschnittenen zwölf Teilbereiche die Ist-Aufnahme zu vervollständigen und über besagte End-to-End-Prozesse und den Projektansatz zu sprechen.

Das Ergebnis war eindeutig: Aus allen Bereichen und Ländern kam sofort der Wunsch, die Chance zu einem Review zu nutzen, um Hochland mithilfe von durchgängigen, zukunftsfähigen SAP-Prozessen neu auszurichten. Nach fünf Monaten Konzeptphase und der Abschlusspräsentation beim Vorstand waren dann auch die stärksten Brownfield-Anhänger überzeugt. Das Motto lautete einstimmig: Lasst uns gemeinsam die Basis für die zukünftige Digitalisierung legen.

Dabei haben wir aber nicht nur praktisch auf einer grünen Wiese von Grund auf ein neues System aufgesetzt. Wir haben in der jüngsten Vergangenheit schon bestimmte Themenbereiche, wie z.B. das Recipe Development (Rezeptentwicklung) überarbeitet und aktuell verfügbare Prozessmodelle und Funktionen untersucht. Diese Teilbereiche haben wir im R/3 schon technisch konvertiert und neu aufgesetzt, um sie dann als Brown-Spots in die S/4-Welt zu migrieren. So bekommt unser Greenfield-Ansatz auch einige Bluefield- oder Yellowfield-Tupfer. Wir reden hier von unserem „Farbenspiel“ im Projekt.

 

Warum haben Sie sich für valantic als Partner entschieden?

Die Zahl der milchverarbeitenden Betriebe ist sehr überschaubar in Deutschland. Man kennt sich untereinander. Und genauso gibt es auch nur wenige Beratungsunternehmen, die so wie valantic das nötige Branchen-Know-how haben. Überzeugt hat uns aber nicht nur das Fachwissen und die Marktstellung, sondern auch die vorgeschlagene agile Projekt-Methodik. Und natürlich muss in der Zusammenarbeit die Chemie ebenfalls stimmen.

 

Wie nutzen Sie agile Projektmethoden und welche Vorteile bringt das?

Wir haben uns für vier Monate im Core-Team mit valantic ‚weggesperrt‘ und gefragt, wie wir agiler werden und die verschiedenen sequenziellen Phasen effizienter und kürzer gestalten können. So kamen wir zur Definition unseres Agile Integration Framework, kurz AIF. Kernpunkt dabei ist die Parallelisierung der Lösungsfindungs- und Realisierungsphase, kurz CD&D (Continous Discovery & Delivery): Wir splitten die zu diskutierenden Gesamtprozesse in sinnvolle Teilprozesse und setzen diese unmittelbar nach der Freigabe im Zielsystem um.

Dabei arbeiten wir mit Elementen der Scrum-Methode, angefangen von vierwöchigen Sprints bis hin zu Daily Meetings. Das erlaubt uns eine schnellere Umsetzung in vielen Bereichen und damit eine höhere Akzeptanz bei unseren Mitarbeitenden. Sie sehen, an Buzzwords, Abkürzungen und Hype-Themen mangelt es uns nicht. Wir ordnen sie aber bewusst nur dort ein, wo wir sie zur Orientierung in diesem komplexen Umfeld benötigen.

 

Weiterführende Informationen:

Wer mehr zur agilen Vorgehensweise in einem S/4HANA-Großprojekt von Jürgen Brunner und Hochland erfahren möchte, kann seine Keynote beim valantic Customer Focus Day SAP 2020 online und kostenlos verfolgen: Informationen zum Digital Event und zur Anmeldung

Das IT-Onlinemagazin ist Medienpartner der Veranstaltung.

 

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