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Anforderungen an das Datenmanagement im Digitalen Zeitalter

Für digitalisierte Prozesse und Geschäftsmodelle sind sichere, qualitativ hochwertige und zuverlässig verfügbare Daten unverzichtbar. Unternehmen betrachten Daten zunehmend als wertvollen Vermögenswert. Für das Datenmanagement in komplexen, hybriden IT-Landschaften unterschiedlicher Hersteller — oft im Zusammenspiel von Cloud- und On-Premises-Lösungen — und für Prozesse über Unternehmensgrenzen hinweg, sind daher durchdachte Strategien erforderlich.

Von Dirk Häußermann, Head of Platform and Data Management MEE bei SAP, wollte ich wissen, wie man die Datenvielfalt der digitalen Welt managen, die Datenqualität von Stamm- und Kundendaten sichern und regulatorische Bedingungen einhalten kann. Fehlen darf natürlich auch kein Blick auf die Technologie- und Lösungsangebote der SAP in diesem Kontext.

 

Herr Häußermann, viele Unternehmen haben bereits Schwierigkeiten ihre Stammdaten im Griff zu halten … wie sollen diese Unternehmen dann die explodierende Datenvielfalt (Big Data, IoT, Social Media u.v.m.) managen und im Einklang mit Datenschutz- und Compliance Richtlinien nutzbar machen?

1004-DirkHaeussermannDirk Häußermann: Aus unserer Sicht ist es für Unternehmen heute wichtig, Daten als Anlagegut zu begreifen. Wenn man mit dieser Analogie arbeitet, wird klar, was zu tun ist: eine Daten-Logistik zu erstellen, den Schutz des Anlageguts sicherzustellen und die Qualität abzusichern sowie für eine sinnvolle Verteilung bzw. den universellen Zugriff aus dem Unternehmen zu sorgen. Dafür eignet sich am besten eine Plattform, die alle diese Aspekte berücksichtigt. Im Rahmen unserer Strategie des „Intelligent Enterprises“ sehen wir dafür unsere „Digital Platform“ vor.

Entscheidend ist dabei die Leistungsfähigkeit und Offenheit dieser Plattform. Unternehmen wollen nicht nur ihre eigenen Daten, sondern auch frei verfügbare Daten außerhalb des Unternehmens (z.B. Wetter-, Social Media Daten u.v.a.m) sowie Daten ihrer Partner nutzen.

Zunehmendes Datenvolumen und neue Datentypen stellen dabei zusätzliche Herausforderungen – aber auch große Chancen – dar, denen man begegnen muss.

Ohne eine zusätzliche „intelligente Schicht“, bestehend aus Daten-Qualitätsmanagement, „Machine Learning“ und künstlicher Intelligenz, werden Unternehmen nicht in der Lage sein, die Menge und Komplexität der anfallenden Daten sinnvoll für sich zu nutzen.

Die Aspekte des Datenschutzes, der Compliance und der Datensicherheit runden das Feld der Herausforderungen ab.

Nur eine ganzheitliche Betrachtung dieser Spannungsfelder wird langfristig erfolgreich sein. Dafür haben wir im Sommer 2018 unsere „SAP HANA Data Management Suite“ angekündigt.

 

Welche Bedeutung haben „Künstliche Intelligenz“ und „Machine Learning“ für das Datenmanagement … und gibt es Beispiele mit konkretem betriebswirtschaftlichem Nutzen?

Diese beiden Schlüsseltechnologien sind sehr wichtig für das Datenmanagement. Gerade für die Qualitätssicherung der Daten wird man – bei der Masse an Daten z.B. aus IoT Sensoren – nur mit KI/ML eine hochwertige Qualität sicherstellen und damit sinnvolle Auswertungen ermöglichen können.

Wir haben Kunden die z.B. Bilddaten in Verbindung mit Machine Learning Algorithmen nutzen, um ihren Reparatur- und Gutschriftenprozess zu verbessern.  Bilder von defekten – in diesem Fall zerbrochenen – Glasprodukten werden genutzt, um eindeutig und sehr schnell festzustellen, welches Originalprodukt hier betroffen ist. Effizienterer Kundenservice, niedrigere Kosten und höhere Kundenzufriedenheit sind die Folge.

 

Welche Herausforderungen und Trends sehen Sie bei der Daueraufgabe Stammdatenmanagement?

Die Herausforderungen bleiben bestehen: wie stelle ich als Unternehmen sicher, dass ich meine wichtigsten Datentypen (meistens: Kunde, Produkt, Partner, Lokation …) an einer zentralen Stelle verbinde, verwalte und den Nutzern in aktueller Form zur Verfügung stelle? Wichtig sind also Vernetzung, Integration, Qualitätssicherung und Verteilungsfähigkeit des Stammdaten-Systems.

Eine neue Anforderung ist sicherlich, dass viele Unternehmen versuchen, externe oder auch unstrukturierte Daten an ihre klassischen Stammdaten anzufügen, um deren Wert zu erhöhen. Auch hierbei helfen „künstliche Intelligenz“ und „Machine Learning“ in Zukunft weiter.

Eines bleibt festzuhalten: ohne sinnvolles Stammdaten-Management ist „Digitalisierung“ nicht oder nur suboptimal möglich.

 

Die Analyse und sinnvolle Nutzung von Informationen setzt „korrekte, vollständige und miteinander verbundene“ Daten voraus. Wie können Fachbereiche und IT-Abteilungen gemeinsam die Datenqualität sichern?

Der Wert der Daten ergibt sich in der Tat aus der erzielten Qualität und Nutzung der Daten. Herbei ist es wichtig, dass IT und Fachabteilungen eng zusammenarbeiten.

Wir stellen mit unseren Lösungen eine Brücke her, da die Lösungen für beide gleichermaßen nutzbar sind, um genau diese kritische Zusammenarbeit zu fördern.

 

Wie weit sind die Unternehmen bei der Umsetzung von IT-Governance und gesetzlichen Vorgaben in Bezug auf ihre Unternehmensdaten … und was empfehlen Sie den Verantwortlichen?

Aus unserer Sicht ist der Stand der Umsetzung sehr unterschiedlich. Mittlerweile haben alle Unternehmen verstanden, wie wichtig die Umsetzung der Vorgabe ist: Unternehmen, die diese Herausforderung als Chance begreifen, ihr Datenmanagement auszubauen, zu verbessern und zu optimieren, schaffen sich dadurch anhaltende Wettbewerbsvorteile.

 

Wie setzen Unternehmen die DSGVO-Vorgaben in Bezug auf die Betroffenenrechte praktisch um, damit sie Datensätze in Produktiv-, Test-, Entwicklungs- und Archivsystemen gezielt löschen oder de-personalisieren können?

Nachdem die im ersten Schritt erfolgte Realisierung der dokumentarischen Pflichten, wie z.B. die Erstellung eines Verfahrensverzeichnisses und einer Risikofolgeabschätzung sowie der Einrichtung einer kundengeeigneten Verwaltung von Kundeneinwilligungen, mehrheitlich abgeschlossen ist, konzentrieren sich Unternehmen nun verstärkt auf die Umsetzung der Betroffenenrechte in den datenverarbeitenden Systemen im Hintergrund.

Das Sperren von personenbezogenen Daten muss granular auf Geschäftsobjektebene, abhängig vom jeweiligen Geschäftszweck und der juristischen Person, erfolgen, um datenschutzkonform auf Basis der jeweiligen Rechtsgrundlage zu agieren. Nachweisbarkeit und die Beachtung von Rechtsbehelfen sind die wichtigsten Einflussgrößen, die das endgültige Löschen nach der gesetzlich vorgeschriebenen Aufbewahrungspflicht bestimmen. In unserer Information Lifecycle Management Lösung vereinen wir all diese Funktionalitäten und bieten zusätzlich dedizierte Möglichkeiten zur Auskunft und Portabilität.

In unserer neuen SAP HANA Datenbankplattform stellen wir unseren Kunden sehr moderne Verfahren zur Anonymisierung von personenbezogenen Daten, wie z.B. K-Anonymität und Differential Privacy, zur Verfügung. Diese Algorithmen erhalten den semantischen Informationswert als Voraussetzung einer datenschutzkonformen Verwendung in analytischen Anwendungen, wie z.B. einer 360 Grad Sicht auf den Kunden.

Darüber hinaus haben wir Lösungen zur konsistenten Depersonalisierung von schützenswerten Daten in der Sekundärlandschaft unserer Kunden, wie z.B. Entwicklungs- und Testsystemen, im Portfolio.

 

Viele Unternehmen stehen vor dem Generationenwechsel ihrer SAP-Lösungen. Wie geht man mit Systemstillegungen und historischen Daten um, die man nicht mehr in die produktiven SAP S/4HANA-Systemen mitnehmen möchte.

Unternehmen erkennen zunehmend, welches Potential die Entwicklung einer passenden Stilllegungsstrategie für Altsysteme und historische Daten in sich birgt. „Keep the lights on“ Kosten werden durch die Verringerung der Anzahl der zu betreibenden Systeme signifikant gesenkt. Das mit dem Betrieb von Altsystemen einhergehende Risiko, das z.B. durch die Erosion von Fachkenntnissen, nicht mehr gewarteten Releases etc. entsteht, wird reduziert. Unternehmen bereiten sich so optimal auf die Migration ihrer SAP Landschaften nach SAP S/4HANA vor.

Die Stilllegung besitzt darüber hinaus Relevanz für die datenschutzkonforme Einhaltung von Regularien wie z.B. der neuen EU-Datenschutz-grundverordnung, da personenbezogene Daten in einem zentralen, konsolidierten System effektiver und kostengünstiger geschützt werden können als einer heterogenen Landschaft aus SAP und non-SAP Altsystemen.

 

Wo sehen Sie das Datenmanagement im Jahr 2025?

Wir gehen davon aus, dass wir im Jahr 2025 die 10 bis 50-fache Menge der heutigen Daten haben werden.

Um davon zu profitieren und dies für das eigene Unternehmen zu nutzen, benötigen Unternehmen eine leistungsfähige, flexible, offene und „lernende“ – wenn man so will „intelligente“ – Daten-Plattform.

 

Was wird für Sie in den kommenden 12 Monaten das dominierende Thema in der SAP-Community?

Das „Intelligent Enterprise“ umsetzen.

 

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Helge Sanden, Chefredakteur des IT-Onlinemagazins.

 

Weiterführende Informationen:

 

SAP-Infotage für Plattform- und Datenmanagement
(21./22.11.18 in Walldorf/St.Leon)

 

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