Automatisierung von IT-Prozessen beim SAP-Betrieb

IT-Organisationen müssen nicht nur die Fachabteilungen bei der Digitalisierung unterstützen, sondern müssen auch die eigenen Prozesse auf den Prüfstand stellen und gegebenenfalls automatisieren, um schnell auf die Anforderungen von internen Kunden, Markt und geänderten Zusammenarbeitsmodellen reagieren zu können.

Von Daniele di Croce, CEO der Realtech AG, wollte ich wissen, was man (wie) an der SAP-Basis automatisieren kann, wie sich der SAP-Betrieb auf agile Arbeitsweisen einstellen kann und worauf bei der Automatisierung zu achten ist.

 

Herr di Croce, wie weit sind SAP-Organisationen bei der Automatisierung ihrer IT-Prozesse?

Daniele di Croce: Automatisierung ist bereits seit geraumer Zeit das Mittel der Wahl, um Betriebskosten zu senken und dem erhöhten Personalbedarf in wachsenden IT-Landschaften entgegenzuwirken. Dadurch hat das Thema bereits eine weite Verbreitung und wird, aufgrund der rapide steigenden Komplexität ein immer wichtigeres Instrument werden.

Hierzu ein Beispiel aus unserer Arbeit: Seit Jahren betreiben wir mit unseren Remote Managed Services die SAP-Systeme unserer Kunden. Die Automatisierung von Routine-Aufgaben ist dabei unser größtes Effizienzgeheimnis. Denn so schaffen wir es, mit einem sehr kleinen und hochspezialisierten Team eine umfassende Betreuung zu gewährleisten und maximale Kosteneffizienz zu erreichen.

 

Welches sind Pflichtaufgaben, was ist eher die Kür bei der Automatisierung der SAP-Basis?

Zunächst sollten die betriebsnahen Bereiche mit einer hohen Frequenz an repetitiven Aufgaben betrachtet werden. Dies gilt zum Beispiel für das Einspielen von Kernel Patches. Auch die Automatisierung von Systemkopien ist ein Bereich mit sehr viel Potenzial.

Die Automatisierung lässt sich dann Schritt für Schritt weiterführen, angefangen beim Change Deployment, der Jobsteuerung, dem Konfigurations- oder Testdatenmanagement bis hin zur vollautomatisierten Durchführung einer Standardwartung. Die Wertschöpfung bemisst sich dabei nach der Größe der SAP-Landschaft, der Anzahl der wiederkehrenden Tätigkeiten und dem notwendigen Implementierungsaufwand.

Die Kür hingegen liegt in der übergreifenden Integration der SAP-Prozesse mit einem automatisierten IT-Service, beziehungsweise Application Lifecycle Management.

 

Wie können oder müssen sich SAP- und IT-Organisationen aufstellen, wenn sie „agil“ arbeiten wollen?

Der Wandel zu einer agilen Arbeitsweise ist ein Prozess; da kann man nicht einfach einen Hebel umlegen. Veränderungen sollten daher in Etappenziele gegliedert werden, um sie in kleinen, aber kontinuierlichen Schritten umzusetzen.

Schnelle Entscheidungsprozesse, kombiniert mit kurzen Planungs- und Umsetzungszyklen, legen dafür den Grundstein. Dabei ist das kontinuierliche Feedback der Endanwender unerlässlich. So können Sackgassen frühzeitig erkannt und neue Anforderungen unmittelbar berücksichtigt werden. Zwangsläufig brechen dabei konventionelle Methoden und Verhaltensmuster auf, und die Organisation entwickelt sich Schritt für Schritt Richtung Agilität weiter.

Aber auch die technischen Voraussetzungen sind zu berücksichtigen. So haben es SAP-Organisationen, die bei ihrer Weiterentwicklung bereits auf Standardisierung, Automatisierung und den Abbau technischer Schulden geachtet haben, weit einfacher als diejenigen, die das bisher versäumt haben.

 

Was empfehlen Sie einem CIO, der eine derartige Veränderung in der eigenen Organisation umsetzen will?

Allem voran muss der Anwender ins Zentrum allen Handelns gesetzt werden. Hier gilt es, vorherrschende Arbeitsabläufe zu verstehen und zu hinterfragen. Darum sollten CIOs alle Mitarbeiter zu einer aktiven Feedback- und Fehlerkultur ermutigen. Dies bedeutet auch, einen Vertrauensvorschuss zu geben und zusätzliche Entscheidungskompetenz in die einzelnen Teams zu delegieren.

Automatisierungsinitiativen beginnen oft mit den Worten: „Das muss doch auch einfacher gehen!“ CIOs sollten lernen, diese Impulse zu erkennen, und ihren Teams die Freiräume geben, ihre eigenen Überlegungen zu verproben – dann werden sie feststellen, dass die kleinsten Ideen oft die größte Wirkung haben.

 

Was wird für Sie in den kommenden 12 Monaten das dominierende Thema bei der Automatisierung im SAP-Betrieb?

Die aktuelle Situation hat bei vielen IT-Organisationen bestehende Defizite im SAP-Betrieb schmerzlich zum Vorschein gebracht. Diese Erkenntnisse lassen sich ausgezeichnet nutzen, um neue Potenziale zur Automatisierung zu identifizieren. Es gilt, aus den zurückliegenden Versäumnissen zu lernen, um den Betrieb der bestehenden und geplanten SAP-Landschaften kontinuierlich zu optimieren und zu vereinfachen.

 

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Helge Sanden, Chefredakteur des IT-Onlinemagazins.

 

 

Beim Thementag 2020 zur Automatisierung mit SAP sind Alexander Frei, Bogdan Grzenkowitz, Christian Mondry und Torsten Thal (alle Realtech AG) Gäste eines Expert-Talks. Die vier Experten geben mit uns einen Überblick, wie IT- und SAP-Organisationen zeitintensive Routineaufgaben automatisieren können:
SAP-Betrieb: Automatisierung von IT-Prozessen
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