DevOps und SAP: Wie gelingt der Wandel Richtung agile IT?

Kienbaum prognostiziert in seinem Studienreport „All Agile-IT“, dass sich die IT-Betriebsmodi in den nächsten fünf Jahren von Plan-Build-Run hin zu agilen Betriebsmodellen verschieben werden. Laut Studie sehen nur fünf Prozent die Zukunft im klassischen Plan-Build-Run-Modell.

Von Daniele Di Croce, CEO der REALTECH AG, wollten wir wissen, wie DevOps-Ansätze, also die veränderte Zusammenarbeit zwischen Entwicklung, Qualitätssicherung und IT-Betrieb, im SAP-Umfeld genutzt werden können, wie man mehr Agilität in die SAP-Organisation bringen kann und welche Vorteile zu erwarten sind.

 

Herr Di Croce, wie kann man sich die DevOps-Ansätze im SAP-Umfeld zu Nutze machen?

Daniele-di-CroceAgile Methoden bewähren sich in der Software Entwicklung bereits seit Jahren. Dies war jedoch nur der erste Schritt. Die bessere Verzahnung von Entwicklung und IT-Operations – also DevOps – führt den Gedanken von agilen Methoden und der engeren Kollaboration über Abteilungsgrenzen hinweg auf die nächste Stufe.

Auch in klassischen SAP Landschaften kann man sich diese DevOps Prinzipien zu Nutze machen und die Art der Zusammenarbeit zwischen Entwicklung, IT-Betrieb und Kunde verändern. Somit kann der erforderliche Kulturwandel, weg von hierarchischen Silos hin zu agilen vernetzten Teams, eingeleitet werden, um den Fokus mehr auf Kollaboration, Sharing und Automatisierung zu lenken.

 

Worin sehen Sie die größten Vorteile für die Unternehmen?

IT-Organisation und Fachabteilungen arbeiten interdisziplinär zusammen und stellen dem Kunden gemeinsam neue Services oder Produkte schnellstmöglich zur Verfügung, um somit umgehend auf veränderte Marktsituationen reagieren zu können.

Im digitalen Zeitalter muss man jederzeit in der Lage sein, ein möglichst stark an aktuelle Anforderungen angepasstes Produkt zur Verfügung zu stellen, auch wenn es nicht funktional vollständig oder perfekt ist. Dazu gehört auch mit Prototypen zu arbeiten, sie zügig am Markt zu testen und durch schnelles Feedback den Entwicklungsprozess nicht nur für die Kunden, sondern mit ihnen zu gestalten. Das ist ein wesentlicher Vorteil, um die Servicequalität und Kundenzufriedenheit zu erhöhen. Mit halbjährlichen oder quartalsweisen Release-Zyklen kann man dies jedoch nicht realisieren.

 

Ist ein regelmäßiges Deployment in kurzen Zyklen in den immer komplexer werdenden SAP-Landschaften überhaupt realistisch?

Sicherlich. Natürlich ist es nicht einfach damit getan, den Release-Zyklus von quartalsweise auf z.B. wöchentlich umzustellen. Anpassungen der Organisationsstruktur gehen hierbei Hand in Hand mit der Implementierung neuer Systemarchitekturen, Definition neuer Service Layer, sowie der konsequenten Integration und Automatisierung.

Innovation braucht den Mut bewährte Methoden in Frage zu stellen. Nur weil es schwierig scheint, darf man sich vor der Veränderung jedoch nicht drücken, sondern muss versuchen neue Wege zu gehen. Hier hilft die Politik der kleinen Schritte. Zunächst muss die Veränderung jedoch gezielt angestoßen werden hin zu einer agilen, schnelleren und stetig lernenden Organisation ohne Silos.

 

Wo liegen die größten Hürden auf dem Weg Richtung Agilität?

Die IT-Organisationen haben sich in den letzten 25 Jahren bewährte Methoden und Erfahrung für einen sehr effizienten und stabilen SAP Betrieb aufgebaut. Insbesondere Stabilität und Verfügbarkeit der SAP Systeme sind das Dogma schlechthin. Ebenso wurden die Systemarchitekturen dafür konsolidiert und optimiert.

Diese Rahmenbedingen stellen die größten Hindernisse auf dem Weg in eine agile und kundenorientierte IT-Organisation dar. Ein grundsätzlicher Wertewandel ist jedoch unvermeidbar. Das Qualitätsverständnis von Vollständigkeit, Gründlichkeit und Perfektion muss sich wandeln zu einem Qualitätsverständnis von Schnelligkeit, Flexibilität und feedbackorientiertem Entwicklungsprozess, eben mit dem Kunden statt nur für den Kunden.

 

Was braucht man, um den Veränderungsprozess in Richtung agiler IT erfolgreich zu gestalten?

Absolute Unterstützung des gesamten Managements und den Mut Fehler im frühen Stadium zuzulassen — sowie ständig Neues auszuprobieren, um daraus zu lernen und sich kontinuierlich zu verbessern. Herkömmliche Führungs- und Organisationprinzipien sind unzureichend. Ihre Aktionsparameter zielen auf Stabilität und Effizienz: Hierarchiebindung, Fehlervermeidung, Planungssicherheit. Die durch sie geschaffenen Strukturen sind Slow by Design.

DevOps setzt agile Führungs- und Steuerungsstrategien voraus. Agil zu sein ist damit primär eine Geisteshaltung, denn was nützen agile Methoden, wenn nachher mit bürokratischen Test- und Abnahmeverfahren das Tempo wieder ausgebremst wird. Im zweiten Schritt ist es aber auch eine Sache von Automatisierung und Tools. Diese unterstützen das hohe Tempo in der IT-Organisation und verringern zeitraubende manuelle Schritte oder wiederkehrende Tätigkeiten.

 

Mit einem Satz ausgedrückt: Was wird für Sie in den kommenden 12 Monaten das dominierende Thema in der SAP-Community?

Agilität. Traditionelle SAP Systeme können sich dem steigenden Druck auf schnellere Veränderung nicht dauerhaft entziehen.

 

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Helge Sanden, Chefredakteur des IT-Onlinemagazins.

 

Weiterführende Informationen:

 

Kienbaum- Studienreport „All Agile-IT“

 

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