Seit SAP angekündigt hat, ein reiner Cloud-Konzern werden zu wollen, gibt es auch immer wieder Kritik an der Cloud-First-Strategie von Seiten der SAP-Kunden. Viele setzen weiterhin auf On-Premise-Lösungen und fühlen sich von SAP nicht ausreichend begleitet auf dem Weg in die Cloud. „Es fehlt keinesfalls an einem konkreten Fahrplan, ganz im Gegenteil“, sagt Martin Scharmach (SAP | Foto) und gibt zu bedenken, dass insbesondere Tech-Unternehmen des Silicon Valley wie Google oder Microsoft bereits seit Jahren einen solchen Cloud-First Ansatz verfolgen. In seinem Gastbeitrag erläutert der SVP & General Manager RISE with SAP in Mittel- und Osteuropa, mit welchen sieben Schritten SAP die Kunden in die Cloud führt.
Erst kürzlich haben wir als SAP das „RISE with SAP – Migration und Modernization Program“ veröffentlicht. Das Programm, das auch von der DSAG sehr begrüßt wurde, bietet eine Reihe von digitalen Self-Service-Tools und mitarbeiterunterstützten Services, um Unternehmen bei der Migration mit RISE with SAP auf SAP S/4HANA Cloud zu unterstützen. Für S/4HANA-On-Premises-Kunden sowie ERP-ECC-Kunden bedeutet das: Sie erhalten abhängig vom durchschnittlichen jährlichen Vertragswert eine Gutschrift auf Wartung, Services oder Cloud Services, wenn sie in die Private Cloud wechseln.
Cloud-Support für SAP ECC und S/4HANA On-Premise
Der Support ist folglich unabhängig davon, ob Kunden SAP ECC nutzen oder bereits SAP S/4HANA On-Premise besitzen. RISE als Lösung ist zwar für alle Kunden die gleiche, die gemeinsame Reise dorthin hingegen höchst individuell. Aus diesem Grund ist es uns ein großes Anliegen, jedem Kunden die bestmöglichen Startbedingungen zu bieten und bei technischen und betriebswirtschaftlichen Herausforderungen einer Cloud-Migration optimal zu unterstützen.
Sieben Workstreams für die Cloud-Reise
Der Grundstein für die Cloud Transformation ist also durch das „RISE with SAP Migration- und Modernization Program“ gelegt. Bleibt die Frage, was dann folgt? Wie hilft die SAP ihren Kunden durch RISE with SAP erfolgreich in die Cloud zu gelangen? Die Antwort darauf findet sich in unseren sieben Workstreams, die vor jedem RISE Vertrag gemeinsam mit dem Kunden erarbeitet werden. Damit sollen Kunden Klarheit bekommen, wie genau das Zielbild aussieht und wie man dorthin kommt. Klar definierte Zielgrößen und kontinuierliche Abstimmung unterstützen die sukzessive, aber nahtlose Überführung in die Cloud, um individuell und „at your own pace“ die Ära von Innovation und Transformation einzuläuten.
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Workstream 1: Architektur und Technologie
Zu Beginn wird, nicht ganz untypisch für Veränderungsprozesse, eine Bestandsaufnahme des Status Quo durchgeführt. In Workstream 1 wird die angestrebte Technologielandschaft für relevante SAP-Funktionen und Cloud-First Spezifika definiert und das architektonische Zielbild festgelegt. Oberstes Ziel ist dabei, Geschäftsanforderungen, Strategien und zukünftige Plattformen bestmöglich abzubilden. Aus diesem Grund werden nicht nur Ist-SAP-Landschaften, sondern auch Ist-Landschaften von Drittanbietern analysiert. So können wir bestimmen, was zukünftig im Scope enthalten sein wird und welche Netzarchitektur, wie z.B. Hyperscaler oder andere hybride Cloud-Umgebungen in Frage kommen. Es ergeben sich technische KPIs und konkrete Business-Continuity Maßnahmen, die im weiteren Projektverlauf zu berücksichtigen sind.
Workstream 2: Transition & Transformation
Mit dem zweiten Workstream beginnt das Projekt dann immer mehr Gestalt anzunehmen. Die eigentliche Transformation rückt in den Fokus und mit den Ergebnissen aus Workstream 1 wird ein Übergangsszenario bestimmt (Greenfield-, Brownfield oder „Mix & Match“). Top-down werden Transformations-Archetypen festgelegt, die Empfehlungen für die kundeneigene IT geben sollen. Beispielsweise, ob künftig eher ein „SaaS-like“ Modell betrieben werden soll, oder ob für einen Teil der Landschaft die volle Kontrolle bei unserem Kunden bleibt. Es werden technische Szenarien besprochen und eine Transformation-Roadmap mit klarem Zeitplan erstellt. So wird ersichtlich, welche Initiativen und Meilensteine ausgehend vom Status-Quo anstehen und wo mögliche Hürden liegen könnten.
Workstream 3: Betriebsmodell
Immer konkreter werdend, widmet sich der dritte Workstream dem eigentlichen Herzstück des RISE-Projekts, dem Betriebsmodell. Mittels Gap-Analyse wird das Zielbetriebsmodell bestimmt und ein Governance-Modell abgestimmt. Ziel ist es, festzulegen, welche Beteiligten in welcher Kadenz an der Entscheidungsfindung teilhaben und wie Kommunikationsströme zwischen den Bereichen zu gestalten sind. Das Service-Level-Agreement auf RISE wird besprochen und Service-KPIs für Betrieb- und Änderungsprozesse sowie das Incident-Management werden definiert.
Ein wichtiges Differenzierungsmodell ist darüber hinaus die Customer Success Partner Rolle, welche für eine kontinuierliche, auf Kundenerfolg ausgelegte Zusammenarbeit steht – ganz im Gegenteil zur reaktiv umgesetzten Nachlizensierungsmethode in on-premise.
Workstream 4: Security & Regulatory
Der vierte Workstream nimmt die Kundenanforderungen zu Cybersecurity und Datenschutz (KRL, ORL) in den Fokus. Gemeinsam wird hier das SAP RISE Sicherheitskonzept für den Kunden erstellt und kundenspezifische Besonderheiten (DTAG, CyberSec Rule Sets, oder EU Access) werden berücksichtigt. Die RISE-Architektur ermöglicht durch ihren mehrschichtigen Aufbau höchste Security-Standards, um die Daten unserer Kunden in der Cloud-Umgebung bestmöglich zu schützen.
Workstream 5 bis 7: Business Case, Commercials & Contractuals
In den letzten drei Workstreams wird der tatsächliche Mehrwert der RISE-Transformation dann endlich greifbar: Im Business Case werden zunächst Innovation, Veränderungsmanagement und Systemkonsolidierung gegenübergestellt, um – in enger Abstimmung mit dem Kunden – den spezifischen Nutzen und die Wirtschaftlichkeit einer RISE-Migration herauszuarbeiten. Anschließend wird das vertragliche Angebot, das u.a. Lizenzvereinbarungen und Softwarestückliste enthält, erstellt und unterzeichnet. Mit der Unterzeichnung beginnt die eigentliche Reise in die Cloud und eine Partnerschaft zwischen SAP und Kunde, die auf hohes Engagement und kontinuierlichen Austausch ausgerichtet ist.
Fehlender Fahrplan? Definitiv nicht.
Das Commitment zu den vorgestellten Workstreams verdeutlicht das Bestreben der SAP, Kunden auf dem Weg in die Cloud begleiten zu wollen und sicherzustellen, dass jede Kundenanforderung adressiert und unterstützt wird. Es fehlt also keinesfalls an einem konkreten Fahrplan, ganz im Gegenteil: die Cloud bietet erstmalig eine Form des Services, der darauf ausgelegt ist, die Bedürfnisse der Kunden nicht nur reaktiv zu erfüllen, sondern proaktiv, kontinuierlich und in Echtzeit, auf die sich wandelnden Geschäftsanforderungen eingehen – ein Niveau an Flexibilität, das mit herkömmlicher On-Premise-Software unerreichbar wäre, meint Martin Scharmach zusammenfassend.