DSAG-Technologietage 2018: SAP-Kunden suchen ihren Weg in die Zukunft

DSAGTT18Die Technologietage der DSAG (Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e. V.) 2018 in Stuttgart waren mit 2.300 Teilnehmern wieder sehr gut besucht und nach Veranstalterangaben ausverkauft. Der Diskussions- und Informationsbedarf zu den SAP-Technologien und deren nutzenbringenden Anwendung ist weiterhin spürbar hoch.

Wer sich indes neue Informationen seitens der SAP zu den offenen Lizenzierungsfragen erwartet hatte, wurde enttäuscht. Auch sonst gab es keine nennenswerten Ankündigungen — das ist nach dem Innovationsfeuerwerk der letzten Jahre auch gut so. Zunächst einmal müssen die neuen Möglichkeiten den Weg in die Unternehmen finden und auch noch einige Hürden überwunden werden.

 

SAP steuert auf „cloud-only“ Strategie zu

Hört man zwischen den Zeilen genau hin, entwickelt sich die Strategie der SAP weiter: und zwar weg von einer „cloud-first“, hin zu einer „cloud-only“-Strategie. SAP-Anwenderunternehmen werden sich darauf einstellen müssen, gewisse Innovationen und Funktionen zukünftig nur noch in den Cloud-Lösungen der SAP zu finden. Die DSAG formuliert zwar ihren Wunsch, dass zumindest eine temporäre Zweigleisigkeit mit On-Premise-Varianten unabdingbar bleiben müsse. Inwieweit dieser Wunsch erfüllt wird, bleibt offen und wird erst die Zukunft zeigen. Dass interne Entwicklungsressourcen der SAP mit hoher Priorität auf die Cloud-Lösungen umgeleitet werden, ist aus unserer Sicht sehr wahrscheinlich.

 

(Wieder) keine Klärung der offenen Lizenzfragen

Die SAP hat (erneut) die Chance ungenutzt gelassen, auf einem der größten Treffen der deutschsprachigen Kunden- und Partner-Community über die eng mit dem Technologieeinsatz verbundenen, offenen Lizenzfragen (indirekte Nutzung, Netweaver Foundation, Lizenzierung entlang von Prozessketten …) zu informieren. Nachdem SAP-Kunden und –Partner mehrfach von Event zu Event und dann zum Jahresende 2017 vertröstet wurden, hieß es nun von Seiten der SAP, dass auf der SAPPHIRE (Anfang Juni 2018 in Orlando) eine Regelung vorgestellt werden soll.

Bleibt zu hoffen, dass sie die offenen Fragen eindeutig und endgültig klärt und insbesondere eine Kalkulations- und Investitionssicherheit für SAP-Partner und SAP-Kunden zum Einsatz der SAP-Technologien bringen wird.

 

Welche Bedeutung hat die deutschsprachige SAP-Community?

Sehr oberflächlich vorgestellt wurde – mit Hinweis auf die „offizielle“ Präsentation auf der „Mobile World“ in Barcelona wenige Tage später – ein „Shopping-Cart“ Modell für die Nutzung der SAP Cloud Platform (SCP). Nutzer können sich die benötigten Komponenten zusammenklicken und erhalten dann – je nach Auswahl – einen monatlichen Nutzungspreis oder die Abbuchung von Punkten eines Guthabenkontos.

Auch hier sei die Frage erlaubt, ob sich mehr Besucher in Barcelona oder Stuttgart befunden haben, die von diesem Thema direkt betroffen sind.

 

Kooperation mit Google, AWS, Azure und anderen Cloud-Playern bislang nur auf dem Papier?

Wenig bis gar nichts, konnte man von den Kooperationen der SAP mit den Cloud-Playern Amazon Web Services, Microsoft Azure und Google Cloud Platform wahrnehmen. Auch Gespräche mit SAP-Kunden und SAP-Partnern führten uns hier zu keinen Erkenntnissen. Vielleicht braucht es noch etwas Zeit, bis die Kooperationen über eine Vereinbarung auf dem Papier hinausgehen.

 

Erwartung: 2020 dürften sehr viele S/4HANA-Migrationen starten

Sehr konkret waren unsere Erkenntnisse hingegen zu den anstehenden S/4HANA-Migrationen. Viele der großen und mittleren Unternehmen führen offenbar aktuell S/4HANA-Vorprojekte, -Vorstudien und –PoC durch. „Sehr viele Teilnehmende berichten mir, dass die Unternehmen in den nächsten Monaten ermittelt haben wollen, in welchen Bereichen sie von S/4HANA profitieren können, welche Architektur sie dafür benötigen, wie sie es betreiben und wie sie die Migration angehen können“, fasst Helge Sanden (IT-Onlinemagazin) die Pausengespräche zusammen und ergänzt: „Ab 2020 dürften sehr viele dieser Vorprojekte zu Migrationsprojekten Richtung S/4HANA führen.“

 

Ralf Peters mahnt: Qualitätsschraube noch fester ziehen

Aktuell berichten SAP-Kunden, dass der Umstieg komplexer ist und länger dauert, als ursprünglich angenommen wurde. Nach Aussagen von S/4HANA-Kunden hat das neue „Business-Partner“-Konzept, das Kunden und Lieferanten an zentraler Stelle im S/4HANA verwalten helfen soll, im Praxiseinsatz noch mit einigen Schwierigkeiten und Unzulänglichkeiten zu kämpfen.

Ralf-Peters-DSAGDazu passt auch die Mahnung von Ralf Peters (DSAG) in Richtung des Herstellers: Hybride Ansätze und Cloud-Strategien seien nur dann adäquat umsetzbar, wenn eine Grundvoraussetzung gegeben ist: Die Qualität der Software-Produkte müsse stimmen.

„IT-Lösungen können nur dann schnell und nutzenstiftend eingesetzt werden, wenn sie funktional vollständig und qualitativ hochwertig sind. Notwendige Nachbesserungen mittels Service-Paketen erzeugen oftmals einen erhöhten Aufwand und damit einen Geschwindigkeitsverlust. Hier ist SAP nach wie vor gefordert, die Qualitätsschraube noch etwas fester anzuziehen“, so Ralf Peters in Stuttgart.

 

Nachwuchskräfte sollen in die SAP-Community geholt werden

DSAG und SAP haben es sich mit gemeinsamen Aktivitäten auch zur Aufgabe gemacht, die nächste Generation von IT-Spezialisten für die Arbeit mit SAP-Lösungen zu begeistern. University Alliance und der SAP Learning Hub sind nur zwei Beispiele, um Studenten und Berufseinsteiger positiv mit den Potenzialen der SAP Cloud Platform, SAP Fiori, SAP Leonardo und anderen modernen und innovativen Möglichkeiten zu überraschen.

 

Fazit: keine großen Überraschungen

Die Frühjahrsveranstaltung der DSAG bot eine gute Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch und zur Information über aktuelle Trends. Anwenderunternehmen suchen aktuell ihren individuellen Weg zur Nutzung der neuen SAP-Technologien in hybriden Landschaften und zur Unterstützung ihrer Digitalisierungsbemühungen. Bis zum DSAG-Jahreskongress (16.-18. Oktober 18 in Leipzig) wird die SAP-Community hierzu neue Erkenntnisse gesammelt haben.

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