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DSAG: Weder im Personalwesen, noch im Public Sector ist Cloud-only eine Option

Hermann-Josef Haag, verantwortlich für das Customer Center of Expertise des Landesamts für Finanzen Rheinland-Pfalz, ist seit Februar 2019 neuer DSAG-Fachvorstand Personalwesen und Public Sector. Im DSAG-Interview spricht er über die Themen, die er treiben möchte und die DSAG-Forderungen.

 

Herr Haag, Sie sind seit neun Jahren in der DSAG aktiv und seit 2015 Sprecher des Arbeitskreises Personalwesen. Was motiviert Sie?

Hermann-Josef Haag - DSAGHermann-Josef Haag: Den ersten Kontakt mit der DSAG hatte ich 2010. Damals haben wir ein großes SAP-System für den Kernbereich der Abrechnung und Personalverwaltung eingeführt. Als Mitglied habe ich stark von den Diskussionen in den Arbeitsgruppen und dem Netzwerk profitiert.

Innerhalb der DSAG treffe ich immer wieder auf Menschen, die sich mit den gleichen Themen auseinander setzen. Ich nehme nützliche Informationen für meine Arbeit mit und kann etwas bewegen. Das motiviert mich. Innerhalb der DSAG lassen sich Themen schnell und präzise bei SAP platzieren. Das möchte ich als Fachvorstand für die Bereiche Personalwesen und Public Sector zukünftig noch stärker tun.

 

Welche Themen werden Sie im Personalwesen treiben?

Im Personalwesen sind wir in einer Umbruchphase. Es gibt die zwei großen Kernbereiche stabile Anwendungen und Innovationstreiber. Zu den stabilen Anwendungen zählt z. B. die klassische Bezüge-Abrechnung. Zu den Innovationstreibern gehören Recruiting, On-Boarding, People Engagement, Ausbildung und Weiterbildung.

Für beide Bereiche ist die SAP-Strategie „Cloud-first“ erst einmal kein Problem. Doch wenn sich die Strategie zu Cloud-only wandelt, müssen wir als DSAG aktiv werden.

 

Welche Themen sehen Sie im Public Sector? Welche Schwierigkeiten sehen die Anwender beim Thema Cloud?

Die Funktionalitäten, die aktuell in den Cloud-Lösungen von SAP für das Personalwesen und den Public Sector angeboten werden, reichen noch nicht. Daher werden hybride Szenarien die Zukunft sein. Mein Ziel ist es, dass wir als DSAG gemeinsam mit SAP mehrwertige Lösungen schaffen. Ich möchte, dass die Kunden bei ihren Entscheidungen unterstützt werden, wann sie den Weg in die Cloud gehen und welche Funktionalitäten sie wählen sollten.

 

Neben dem Personalwesen fällt nun auch der Public Sector in Ihren Bereich. Auf welche Themen werden Sie hier ein Augenmerk legen?

Der Public Sector hat eine eigene Gesetzgebung. Hier kann SAP nicht so agieren, wie in der Wirtschaft. Die Voraussetzungen sind ganz andere. Deshalb müssen wir als DSAG sicherstellen, dass der Public Sector nicht durch eine SAP-Strategie abgehangen wird. Hier möchten wir erreichen, dass die Systeme, die die öffentliche Verwaltung für Bürger- und Mitarbeiter-Services braucht, aufrechterhalten und weiterentwickelt werden.

Gleichzeitig sehe ich es aber auch als unsere Aufgabe, den Weg in die Cloud zu begleiten und Ängste zu nehmen. Cloud muss ja auch nicht immer „Public Cloud“ bedeuten. Wir werden mit SAP auch über Deployment-Modelle sprechen.

 

Sowohl im Personalwesen als auch im Public Sector wird immer wieder die Forderung nach der Weiterentwicklung der On-Premise-Lösungen laut. Wie stehen Sie dazu?

Wir müssen einerseits gemeinsam einen Weg in die Cloud entwerfen. Andererseits muss auch der On-Premise-Weg so lange zur Verfügung stehen, bis es eine für alle Beteiligten gangbare Alternative gibt. Wie lange das dauern wird, ist noch unklar. In der öffentlichen Verwaltung haben wir mehrere Herausforderungen: Neben dem Umstieg auf S/4HANA, den aktuellen Herausforderungen, die über bestehende Lösungen abgedeckt werden müssen, gilt es, sich verstärkt mit dem Cloud-Thema zu beschäftigen. Und das alles unter dem Aspekt langjähriger Planungszyklen. Wir müssen schon heute für die Zeit nach 2025 mitdenken – und das am besten hybrid.

 

Als DSAG-Fachvorstand müssen Sie auch aktuelle Trends im Blick haben. Welche drei Themen sind für Sie 2019 allgemein und im SAP-Kontext die wichtigsten?

Künstliche Intelligenz, Big Data und Fachkräfte fit für die Digitalisierung zu machen, sind die drei großen Themen, die ich IT-seitig und im SAP-Kontext sehe. Künstliche Intelligenz spielt im Personalwesen in den Bereichen Recruiting und Talentmanagement eine Rolle. Hier kann Technologie die Fachabteilung unterstützen.

Big Data wird ebenfalls ein großes Thema. Wir arbeiten mit immer größeren Datenmengen. Einerseits müssen wir damit sensibel umzugehen und sie andererseits so auswerten, dass ein Mehrwert für das Unternehmen oder die Behörde geschaffen wird.

Fachkräfte fit für die Digitalisierung zu machen, ist besonders im Personalwesen ein wichtiges Thema. Mitarbeiter, die sich mit den Technologien vertraut machen, können Innovationen aus der täglichen Praxis fördern und führen so zu mehr Akzeptanz.

 

Wo sehen Sie den meisten Handlungsbedarf seitens SAP?

Veränderte Technologie, hybride Landschaften und neue Lösungen stellen die Öffentliche Verwaltung vor die zunehmende drängendere Frage ihrer zukünftigen Gesamt-IT-Landschaft. Von SAP erwarte ich hier mehr Anleitung und Dialog. Und auch innerhalb bestehender Software-Lösungen gibt es für SAP noch viel zu tun – sowohl On-Premise als auch in der Cloud. Im Bereich Personalwesen haben SuccessFactors oder Concur z. B. noch einen zu eingeschränkten Funktionsumfang.

SAP entwickelt diese Lösungen zwar permanent weiter, darf jedoch darüber hinaus nicht die On-Premise-Lösungen vergessen. Hier braucht es eine ausreichend lange Übergangszeit. Bis mindestens 2025 hat SAP die Wartung der On-Premise-Lösung SAP Human Capital Management zugesagt. Bis mindestens 2030 wird zudem die ab 2023 verfügbare neue On-Premise-Lösung SAP HCM for SAP S/4HANA seitens SAP gewartet. Doch ich denke nicht, dass die Zeit reichen wird, um alle Kunden bis dahin in die Cloud zu migrieren.

 

Warum nicht?

SAP ist Marktführer im HCM-Software-Bereich und dementsprechend gibt es viele Kunden, die Migrationsprojekte bis 2025 oder 2030 durchführen müssten. Hierzu fehlt es aktuell aber an Beratern und unterstützenden Firmen. Der Weg wird also länger dauern. Zudem muss SAP zunächst funktional noch einiges tun und die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllen, dass tatsächlich alle Kunden in die Cloud gehen können.

 

Was fordern Sie von SAP?

Mit SAP HCM for S/4HANA wurden bereits einige unserer Forderungen erfüllt. Insgesamt geht das aber noch nicht weit genug. Für das Travelmanagement soll ab 2025 die On-Premise-Lösung nicht mehr verfügbar sein und die Cloud-Lösung Concur als Ersatz dienen. Doch viele Kunden halten Concur aktuell funktional nicht für ausreichend und stellen das Deployment in Frage. Hier fordere ich Sicherheit für die Kunden – und höhere Bereitschaft, sich mit uns auszutauschen.

Konkret fordert die DSAG für den Public Sector z.B., dass die bisherige Integration auch bei den Cloud-Lösungen erhalten bleibt. Weiterhin besteht die Anforderung, kundenindividuelle Anpassungen vorzunehmen, um Gesetze umsetzen zu können. Insgesamt möchte ich die Themen in Personalwesen und Public Sector stärker in den Fokus von SAP rücken und damit einen Mehrwert für die DSAG-Mitglieder schaffen.

 

Was wären Innovations-Stopper für die beiden Bereiche?

Wie überall sind einerseits mangelnde Bereitschaft zur Veränderung Innovations-Stopper. Hier kann die DSAG helfen, Mitarbeiter gut vorzubereiten. Andererseits kann auch das Thema Lizenzen im Cloud-Bereich Innovationen verhindern (Stichwort Investitionsschutz).

Zudem kommen die neuen SAP-Lösungen in der Öffentlichen Verwaltung schnell an ihre Grenzen, wo der Einsatz von Public-Cloud-Lösungen aufgrund gesetzlicher oder datenschutzrechtlicher Vorgaben nicht möglich ist. Hier muss SAP zeitnah eine Lösung finden.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte die DSAG-Redaktion.

 

Foto: DSAG

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