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Ralf Peters: SAP-Kunden müssen Fahrt aufnehmen

Das Motto der DSAG Technologietage 2018 in Stuttgart lautet: „Auf Vordenken programmiert. Intelligente IT macht den Unterschied.“ Ralf Peters, DSAG-Vorstand Technologie, sagt dazu: „Es muss verstärkt in die Technologie investiert werden, in das Know-how der Menschen und in deren Bereitschaft, die neuen Wege zu gehen.“

Wir baten Ralf Peters um seine Einschätzungen zu den Auswirkungen der Digitalisierung, zu den Herausforderungen in der IT, zur SAP-Technologie und zur SAP-Partnerlandschaft.

 

Herr Peters, die Digitalisierung ist ein Veränderungsprozess, der die Unternehmen, die Arbeit und die Gesellschaft massiv verändern dürfte. Wie sehen Sie die Veränderungsbereitschaft der SAP-Anwenderunternehmen?

Durch die Präsenz in allen möglichen Medien, vor allem auch den Nicht-IT-Medien, ist das Thema Digitalisierung in den Köpfen der Geschäftsführung angekommen. Die SAP-Anwendungsunternehmen haben erkannt, dass sie digitalisieren müssen und sind auch dazu bereit. Was teilweise noch fehlt, ist ein konkreter Masterplan, was denn genau zu tun ist.

 

Sie sagten in der Veranstaltungsankündigung, es bedarf noch einer höheren Geschwindigkeit in der Umsetzung. Wen meinen Sie damit, SAP als Hersteller oder die Anwenderunternehmen?

SAP legt bereits eine hohe Geschwindigkeit an den Tag. Folglich sehe ich die Aufgabe „Fahrt aufzunehmen“ eher bei den Anwenderunternehmen. Diese müssen sich dem Tempo stellen.

 

Und was braucht die SAP-Community für mehr Geschwindigkeit?

Ralf Peters DSAG SAP KundenErstens bedarf es klarer Ansagen von SAP wo die Reise hingeht, welche Funktionalität wie und wo verfügbar sein wird, und was durch deren Einsatz erreicht werden kann. Hier sehe ich noch ein Informationsdefizit, das beseitigt werden muss.

Zweitens müssen die Produkte von SAP qualitativ so aufgestellt werden, dass sie sofort einsetzbar sind. Es darf bei einer Einführung kein zusätzlicher Zeitaufwand anfallen, um kleinere Unstimmigkeiten durch Support-Packages oder Patches zu beseitigen, bevor das Produkt einsatzbereit ist.

Und drittens braucht es eine Beraterlandschaft, die in die Lage versetzt wurde, den Prozess der schnellen Implementierung von Funktionen zu unterstützen und ihn umzusetzen.

 

Wir beobachten, dass sich SAP-Anwenderunternehmen Unterstützung bei der Entwicklung der „Enterprise Architecture“ und der eigenen „SAP-Strategie“ wünschen. Wo liegen die größten Herausforderungen?

Neben dem bereits erwähnten Informationsdefizit besteht eine weitere Herausforderung in den teilweise mehrdeutigen Aussagen darüber, welches Produkt welche Aufgabe übernehmen wird.

Es macht die Entscheidung, welchen Weg man einschlagen soll nicht einfacher, wenn beispielsweise bei den Business-Intelligence-Reporting-Produkten jetzt Analysis in der Cloud die ideale Lösung sein soll, was vor nicht allzu langer Zeit noch SAP Lumira war. Das macht es sehr schwierig, ein langfristiges Konzept zu erarbeiten.

 

Wie bewerten Sie den Reifegrad von SAP Leonardo? Erfüllt das den Anspruch Ihrer Mitglieder, digitale Innovationen agil zu erproben oder produktiv zu nutzen?

Zum einen glaube ich, dass es den Anwendern immer noch an konkreten Informationen fehlt, was SAP Leonardo eigentlich genau ist und was nicht. Davon abgesehen halte ich den Reifegrad der SAP-Leonardo-Komponenten für recht gut.

Aber es fehlt massiv an nachvollziehbaren Szenarien und konkreten Beispielen bis hin zu Beispielprogrammen, die einem helfen, bestimmte Dinge schnell ausprobieren zu können. Momentan ist es noch eher so, dass das Produkt immer mal wieder anders reagiert oder anders gestartet werden muss als es in der Dokumentation steht. Ein Beispiel-Coding würde sehr helfen, schnell etwas ausprobieren zu können.

 

Und wie steht es um die SAP Cloud Platform? Wo sehen Sie deren Stärken und Schwächen?

Ich glaube, bei den Anwendern ist angekommen, dass es wichtig ist, sich mit dem Thema SAP Cloud Platform auseinanderzusetzen. Das große Potenzial der SAP Cloud Platform sehe ich darin, gewisse Funktionalitäten auf einem neuen Stand zur Verfügung zu haben. Dadurch lassen sich bestimmte Themen sozusagen portionsweise und damit schneller realisieren, als wenn sie in einem ERP-System gesamtheitlich hätten angegangen werden müssen.

Als Schwäche sehe ich den höheren Integrationsaufwand, weil die Welt definitiv heterogen wird. Das erhöht die Komplexität und macht den Betrieb ein Stück weit herausfordernder.

 

Anlässlich der DSAG Technologietage 2017 bekräftigten Sie die Wichtigkeit der Partner für das SAP Ecosystem — und machten sich gleichzeitig „ein Stück weit Sorgen“ um die Partnerlandschaft. Sind Ihre Sorgen mittlerweile größer oder kleiner geworden?

Die Herausforderungen haben sich nicht geändert. Das Thema SAP NetWeaver Foundation for Third Party Applications ist immer noch ein Problem für die Partner. Sie sehen sich in ihrer wirtschaftlichen Existenz gefährdet. Das führt dazu, dass sie nur sehr vorsichtig in die SAP Cloud Platform investieren, weil sie das Thema nicht final abschätzen können.

Was das Angebot von Partnerlösungen in der SAP Cloud Platform betrifft, bin ich nicht so ganz davon überzeugt, dass die Applikationen bereits entscheidend zur Existenzsicherung der Partner beitragen. Ich glaube, der Schritt von der Zukunftsinvestition zur Einnahmequelle ist noch nicht überall ganz vollzogen.

 

Welche Lösung der SAP begeistert Sie eigentlich — mit der Technologiebrille betrachtet — am meisten?

Am meisten begeistert mich momentan das maschinelle Lernen. Ein entsprechendes Tool generisch verfügbar zu machen und das Potenzial in den vielfältigsten Szenarien einsetzbar zu sein, ist eine spannende Geschichte. Ich erwarte große Vorteile für die Unternehmen, die sich dieses Feld erschließen können.

 

Mit einem Satz ausgedrückt: Was wird für Sie in den kommenden 12 Monaten das dominierende Thema in der SAP-Community?

Wie komme ich mit S/4HANA in meine Ziellandschaft?

 

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Helge Sanden, Chefredakteur des IT-Onlinemagazins.

 

Wir danken der DSAG für die Bereitstellung des Fotos.

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