SAP Concur: Götz Reinhardt zu Trends beim Reisemanagement

Die Reisemanagement Cloud-Lösung Concur wurde vor drei Jahren von SAP übernommen. Wir wollten von Götz Reinhardt, Managing Director EMEA Central bei SAP Concur, erfahren, wie eng die Verzahnung mit den SAP-Lösungen voran geschritten ist, was Kunden davon haben und wo die Reise in den nächsten Jahren hingeht.

 

Herr Reinhardt, welche Trends sehen Sie beim Thema Reisemanagement?

Zum einen spielt das Thema „Global Mobility“ eine tragende Rolle: Die Mobilität der Arbeitskräfte ist entscheidend und kann wichtige Wettbewerbsvorteile bieten. Gleichzeitig werden aber die Steuer- und Einreisebestimmungen für Unternehmen und Geschäftsreisende immer komplexer, was mangelnde Flexibilität verursachen und viel Zeit und Geld kosten kann. Ein innovatives Reisemanagement muss sich darauf einstellen können.

Zum anderen sehe ich einen weiteren wichtigen Trend in der Fürsorgepflicht, der Unternehmen nachkommen müssen. Was in der Theorie einfach klingt, ist in der Praxis leider nicht immer der Fall. Auch wenn die Mehrheit der Arbeitnehmer laut einer Studie von Concur und GBTA glaubt, dass ihre Arbeitgeber ihrer Fürsorgepflicht während Geschäftsreisen nachkommen, sind Risk-Management-Lösungen noch nicht flächendeckend und einheitlich. Als Reaktion auf die wachsenden Herausforderungen in diesem Bereich hat Concur im letzten Jahr „Concur Locate & Active Monitoring“ vorgestellt. Unternehmen jeder Größe können zu jedem Zeitpunkt Mitarbeiter lokalisieren, mit ihnen kommunizieren und Geschäftsreisenden Hilfestellung geben.

Nicht zuletzt beobachte ich den Trend der Digitalisierung als einen der größten Innovationstreiber im Reisemanagement. Laut IDC können sich Unternehmen, die ihr Reisekostenmanagement auf die nächste Stufe heben, auf einen durchschnittlichen ROI von 482 Prozent über drei Jahre einstellen. Und in der „nächsten Stufe“ sehe ich nicht nur mobile und digitalisierte Reisebuchung und -abrechnung, sondern auch eine Vernetzung mit unterschiedlichen Leistungsanbietern. Wir erleben derzeit im Consumer-Bereich den Siegeszug von Plattformen wie Uber, Airbnb oder Amazon. Die Menschen erwarten völlig zu Recht, dass sie auch im beruflichen Umfeld eine vergleichbare Flexibilität geboten bekommen. Das zeigen auch die Ergebnisse des Concur Business Traveller Reports:

Geschäftsreisende aller Altersgruppen möchten die Apps und Portale nutzen, die sie bereits aus ihrem privaten Umfeld kennen. Zudem wünschen sich über 60 Prozent von ihrem Buchungssystem mehr Freiheiten, Wahlmöglichkeiten und eine bessere User Experience. Deshalb gilt: Wer im Reisemanagement relevant bleiben will, muss über ein vitales Ökosystem verfügen. Über unsere offene SAP Concur T&E-Plattform integrieren wir daher fortlaufend neue Partner. So können wir uns flexibel an die Marktbedingungen anpassen. Das wissen unsere Kunden zu schätzen. Ein Beispiel: Seit Beginn unserer Partnerschaft mit Airbnb Ende 2013 stieg die Anzahl der über SAP Concur eingereichten Airbnb-Buchungen um fast 400 Prozent. Ein anderes Beispiel zum Thema „Global Mobility“: Durch die Integration mit EY können Geschäftsreisende weltweit Steuer- und Einreiserisiken einsehen und managen – und das schon vor der Buchung.

Die Einbindung starker Partner führt schon heute zu einer einzigartigen User Experience. Wie der Begriff „Experience“ schon sagt: man muss es wirklich einmal erlebt haben.

 

Sie gehören jetzt etwa drei Jahre zu SAP. Was haben Sie in der Zeit geschafft?

Es gab große Erwartungen. Immerhin handelt es sich bis heute um die größte Übernahme in der SAP-Geschichte. Zunächst aber mussten wir ein gemeinsames Fundament schaffen. SAP-Kunden sind ein nahtloses Zusammenspiel aller SAP-Anwendungen gewohnt. In den letzten drei Jahren lag daher einer unserer Schwerpunkte auf der nativen Integration von Concur in die wichtigsten SAP-Lösungen.

Die gute Nachricht: Wir haben den Grundstein gelegt und das Ergebnis erhält viel Zuspruch im Markt. Anfang 2018 haben wir bereits über eine Million Reisekostenbelege über unsere native SAP-Integration verarbeitet. So wächst zusammen, was zusammengehört, auch auf organisatorischer und Prozess-Ebene. Deshalb ist jetzt auch der richtige Moment für einen neuen Markenauftritt. Aus Concur wird SAP Concur. Damit senden wir ein klares Signal: Wir sind Teil der SAP-Familie und erfüllen die hohen Erwartungen und Ansprüche, die sich damit verbinden.

 

Welche Serviceleistungen bietet Concur Deutschland? Sind Sie eine reine Vertriebsorganisation oder können Kunden noch anders profitieren?

Als modernes Technologieunternehmen haben wir natürlich ein Interesse daran, dass die Kunden, die unsere Lösungen kaufen, bei der Einführung dieser in ihrem Unternehmen professionell unterstützt werden. Wir investieren konsequent in die Region – in den Vertrieb, aber auch in Bereiche, von denen unsere Kunden direkt profitieren, wie eben zum Beispiel die Implementierung. Die Größe unseres DACH-Teams hat sich in den letzten drei Jahren mehr als verdreifacht.

Darüber hinaus optimieren wir unsere Serviceleistungen fortlaufend. So operieren wir mittlerweile aus den lokalen Märkten heraus. Das heißt, dass Kunden von lokalen Implementierungs-Experten betreut werden, die neben der sprachlichen Kompetenz den Kunden auch bei der Einhaltung von länderspezifischen Richtlinien optimal beraten können.

Ein weiteres Ergebnis unserer Entwicklungen im Support-Bereich ist unser neues Premiumangebot „Preferred Care“. Mit diesem auf die höchsten Kundenanforderungen abgestimmtem Service steht beispielsweise eine dedizierte Kontaktperson zur Verfügung, die mit dem Unternehmen des entsprechenden Kunden vertraut ist und gegebenenfalls weitere notwendige Experten hinzuholt und einbindet. Zudem haben Preferred-Care-Kunden exklusiven Zugang zum SAP-Produktmanagement und die Möglichkeit, individuelle Anforderungen in Verbindung mit Planungen zu neuen Funktionen besprechen zu können.

 

Wie tief ist die funktionale Integration mittlerweile?

Die Integration zwischen SAP Concur-Lösungen und SAP umfasst mittlerweile alle ERP-Versionen ab ECC 6.0 SP18. Dies schließt auch die aktuellen SAP S/4HANA und SAP S/4HANA Cloud Editions ein. Darüber hinaus sehen wir viel Potenzial in der gemeinsamen Entwicklung völlig neuer Lösungen, bei denen wir gemeinsam mit SAP und weiteren Partnern individuelle Stärken bündeln.

Ein Beispiel ist das SAP Vehicles Network. Als Geschäftsreisender können Sie damit zukünftig in den USA und Europa in nur einer App Autos anmieten, Parkgebühren und Benzinkosten begleichen und noch während der Reise bequem sämtliche Spesen in Echtzeit in unserem Reisekostensystem einreichen.

 

Wenn man deutsche Kunden fragt, dann wünschen die sich immer eine gute Abbildung der lokalen Besonderheiten. Wie sieht es da bei SAP Concur aus?

Unsere Lösung ist darauf ausgelegt, länderspezifische Regularien abzubilden. Dafür arbeiten wir mit länderspezifischen Templates, die in Zusammenarbeit mit unseren Kunden an deren spezifischen Anforderungen angepasst werden können. Mit unserer Lösung können Kunden aber nicht nur gesetzliche Vorgaben abbilden, sondern beispielsweise auch die unternehmenseigenen Reiserichtlinien berücksichtigen. Generell profitieren wir von unseren lokalen Experten, aber auch von externen Partnern, die unsere Plattform sinnvoll erweitern – etwa mit Funktionen, die auf Möglichkeiten der Mehrwertsteuerrückerstattung aufmerksam machen. Hinzu kommt, dass wir inzwischen auch von den Ressourcen und dem Wissen der SAP in Bezug auf lokale Regularien, Produktlokalisierung, Services und Support profitieren.

Diese Expertise bringen wir natürlich auch in weitere Länder und Regionen mit ein und sind dort Treiber und Enabler für die digitale Optimierung von Geschäftsreiseprozessen. Gleichzeitig versuchen wir auch wichtige Themen, wie Risikomanagement, lokal voranzutreiben. Deutschland hat zum Beispiel beim Thema Fürsorgepflicht im Vergleich zu anderen Ländern an einigen Stellen Nachholbedarf, wie eine repräsentative Studie von SAP Concur ergeben hat. Dabei hat sich gezeigt, dass die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer nicht angemessen darüber informiert ist, wen sie auf Arbeitgeberseite im Krisenfall kontaktieren kann. Hier ist auch von unserer Seite noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten.

 

Gibt es Unterschiede bei der Integration zwischen den Varianten SAP ECC, S/4HANA on-premise und S/4HANA Cloud?

Zwischen den on-premise Versionen ECC und S/4HANA gibt es keine Unterschiede. Da es unterschiedliche Tools sind, gibt es aber individuelle AddOns für die Integration.

S/4HANA Cloud kommt natürlich ganz ohne die Installation von AddOns und zusätzlichen Support Packages aus.

 

Können Sie uns schon einen Ausblick auf das Zusammenspiel mit der neu angekündigten SAP HCM on-premise Version geben?

Uns ist es ein großes Anliegen, dass unsere IT-Lösungen mit den Herausforderungen unserer schnelllebigen Welt Schritt halten können. Deshalb treiben wir SAP HCM on-premise aktuell mit Nachdruck voran.

Genauso wie unsere IT-Lösungen für das Reisekostenmanagement vereinfacht SAP HCM on-premise die administrative Arbeit im HR-Bereich. Sowohl bei der Reisekostenabrechnung als auch beim Personalmanagement fallen verwaltungsintensive Aufgaben an. Durch die Integration von SAP Concur in SAP HCM on-premise können somit gleich mehrere Prozesse im Unternehmen optimiert werden. Außerdem dürfen sich SAP-Kunden in Zukunft auch auf weitere Integrationen in die SAP Cloud-Lösungen freuen.

 

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Helge Sanden, Chefredakteur des IT-Onlinemagazins.

 

Vielen Dank an SAP Concur für die Bereitstellung des Fotos.

 

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