SAP-Experten profitieren besonders von der Transformationswelle

90.000, 137.000? 149.000? Wie groß die Lücke bei IT-Fachkräften tatsächlich ist, wird kontrovers diskutiert. Geht es um die Zukunftschancen von SAP-Spezialisten, sind sich jedoch alle einig. Die Transformationswelle kommt nicht irgendwann, sie ist da. Mit weitreichenden Folgen: Aus dem vielfach schon geschäftskritischen Mangel an Fachkräften resultiert für Unternehmen ein schwer kalkulierbarer Kandidatenmarkt. SAP-Fachkräften bieten sich vielfältige und attraktive Karriere-Chancen. Die Transformationswelle verstärkt den SAP-Fachkräftebedarf zusätzlich — aber welche Skills und Rollen sind denn eigentlich besonders gefragt?

 

SAP-Projektstopp wegen Fachkräftemangel?

Quelle: bitkom

„149.000 unbesetzte Stellen in der IT“. Mit dieser Nachricht überraschte der Branchenver­band Bitkom noch im alten Jahr viele Unternehmen in Deutschland. Dort hatte sich zu diesem Zeitpunkt sicherlich noch der ein oder andere CIO bzw. HR-Verantwortliche Hoffnungen auf eine Trendumkehr gemacht, weil die Zahl der offenen Stellen rückläufig schien. Tatsächlich war der Hays-Index, als wichtiger Indikator, zum ersten Mal seit Jahren wieder unter 100.000 gefallen.

Auch aufgrund der Entlassungswelle bei Big-Tech Unternehmen hatte man in der Presse auf eine Trendwende spekuliert. Dass das Silicon Valley aber nicht Castrop-Rauxel, Berlin oder München ist, zeigen nun die neuesten Zahlen von Bitkom. Im SAP-Umfeld ist der Fachkräftemangel noch markanter. In der Branche werden immer öfter Projektstopps diskutiert, weil keine SAP-Berater zur Verfügung stehen.

 

Die S/4HANA-Welle baut sich auf

Legt man innerhalb des IT-Marktes den Fokus auf das SAP-Ecosystem, so zeigt sich schnell: Der Mangel an SAP-Fachkräften spitzt sich drastisch zu. Die Personalberatungsbranche spricht gar von einem kompletten Paradigmenwechsel. Konnten früher Unternehmen unter zahlreichen, fachlich geeigneten Bewerbungen wählen, so dominiert heute der Kandidatenmarkt mit all seinen Auswirkungen.

Regelmäßig stellen Unternehmen in der Kandidatenansprache dabei überrascht fest, dass die für ein neues Projekt budgetierten Gehälter bei weitem nicht mit den Gehaltswünschen der Kandidaten konform gehen. Budgetüberschreitungen sind damit vorprogrammiert. Nicht genug damit, selbst attraktive Gehälter garantieren noch keine erfolgreichen Transformationsprojekte, denn die notwendige SAP-Expertise ist immer öfter am Arbeitsmarkt schlichtweg einfach nicht verfügbar.

 

SAP-Kunden und SAP-Partner gleichbetroffen

Die für die Migration auf SAP S/4HANA notwendigen Fachkräfte sind so knapp, dass renommierte SAP-Systemhäuser bereits vor einem Engpass warnen, der gravierende Auswirkungen auch auf bereits terminierte SAP Go-lives hätte. Gleiches gilt auch für Anwenderunternehmen. Untermauert wird dies durch die Umfrage des britischen DSAG-Äquivalents UKISUG (UK and Ireland SAP User Group) unter SAP-Kunden.

92 Prozent befürchteten 2023 demnach, dass ein Mangel an S/4HANA-Expertise ihre Migration von SAP-ECC nach S/4HANA mindestens verlangsamen wird. 2022 waren dies noch 71 Prozent, was allein auch schon bedenklich war. Unbekanntere Unternehmen oder auch generell Unternehmen aus dem Mittelstand oder ohne ein herausragendes Employer-Branding laufen also Gefahr, ihre SAP-Transformationsprojekte nicht im gewünschten Kostenrahmen oder deutlich später zu realisieren. Das Risiko für erfolgreiche Transformations-Projekte steigt also enorm.

 

SAP-Transformationsknowhow geht verloren

Speziell in Deutschland kommt noch ein weiteres Arbeitsmarkt-Phänomen negativ zum Tragen: die Boomer-Generation geht in Rente. Teilweise sogar gepusht durch Abfindungs­angebote für einen vorzeitigen Ruhestand – hier ist selbst die SAP als Arbeitgeber keine Ausnahme.

Damit verlassen also genau die Fachkräfte die Unternehmen, die vielleicht sogar noch den letzten Umstieg von SAP R/2 auf SAP R/3 erfahren haben, auf jeden Fall aber die SAP-ECC-Welt bestens kennen und die Reise zu S/4HANA mitgestaltet haben. Knowhow also, das nicht so leicht an Anzahl und schon gar nicht inhaltlich ersetzt werden kann. Denn schließlich ist ein SAP-Transformationsprojekt viel mehr als einfach „nur“ ein Software-Update.

 

SAP-Fachkräftemangel erhöht Opportunitätskosten

Dass der Pool von IT-Fachkräften schrumpft, ist den Unternehmen durchaus bewusst. 77 Prozent der Teilnehmer einer PwC-Pulse-Umfrage geben an, dass die Einstellung und Bindung von Mitarbeitenden generell ihr wichtigster Treiber bei der Erreichung ihrer Geschäftsziele sei. 60 Prozent bekunden erheblich in den Prozess zu investieren. Ebenfalls 60Prozent der Unternehmen beklagen, dass sich generell Stellen für IT-Fachkräfte langsamer besetzen lassen als andere Stellen. Durchschnittlich bleibt eine Stelle 7,7 Monate unbesetzt. Bei 20 Prozent der Unternehmen dauert die Besetzung einer Vakanz gar zwischen 10 und 12 Monaten. Und bei vier Prozent bleibt der Schreibtisch sogar länger als ein Jahr leer.

Zwar unterscheidet die Studie nicht zwischen IT-Stellen und speziell der Besetzung von SAP-Positionen, aber allen Anzeichen nach macht es das nicht besser, jede nicht oder nicht rechtzeitig besetzte SAP-Position verursacht immense Opportunitätskosten.

 

Die Chancen für SAP-Fachkräfte

So viel Bedarf bringt selbstverständlich auch Chancen mit sich. SAP-Fachkräfte eröffnen sich exzellente Karriere-Perspektiven. Seit Jahrzehnten schon sind die Angebote rund um SAP stetig gewachsen. Das Spektrum reicht von klassischen SAP-Experten und -Entwicklern über SAP-Architekten und SAP-Projektleiter bis hin zu SAP-Programm-Managern.

10.836 Treffer für offene Positionen finden sich allein auf der Karriereplattform Stepstone, wenn man das Keyword „SAP“ in die Suche eingibt. 14.250 SAP-Stellen auf Indeed und sogar 32.005 Treffer in Bezug auf SAP-Rollen findet man Mitte Januar 2024 auf den Karriereseiten von LinkedIn – Tendenz steigend.

 

In SAP-Gehältern steckt Dynamik

Ob Hays-Gehaltsreport oder Freelancer-Kompass – die Honoraranalysen zeigen eindeutig: Qualifizierte SAP-Fachkräfte mit entsprechender Projekterfahrung und einschlägiger, tiefgreifender Prozess- und Branchen-Kenntnis zählen seit langem und vor allem andauernd zu den Spitzenverdienern.

Schon mit fünf bis sieben Jahren professioneller Berufserfahrung können SAP- Fachkräfte über 100.000 Euro per annum verdienen. Und das bedeutet noch nicht das Ende der Fahnenstange. Ein möglichst hohes Gehalt erreicht man zum Beispiel, wenn man den Einstieg in neue SAP-Themen schafft und dies mit positiver und ggf. sogar internationaler Projekterfahrung belegen kann. Allerdings birgt dies auch das Risiko, ins Wellental zu stürzen. Schließlich läuft beileibe nicht jedes SAP-Produkt tatsächlich so gut wie erhofft.

 

Besonders gefragte SAP-Skills

SAP-Karriere TransformationswelleThemen wie AI und Machine-Learning, IoT oder auch alles um die Integration zu Industrie 4.0, sind Technologiethemen, bei denen man ganz vorne mit surft. SAP-Fachkräfte mit speziellen Logistik-Kenntnissen, mit Erfahrung in HXM, Hybris oder SAP SucessFactors sind ebenfalls besonders gefragt. Und SAP-Fachkräfte mit Know-how in SAP-EWM, IS-Retail oder SAP PP-PI haben nicht nur eine große Auswahl, sondern können auch Gehälter im oberen Spektrum erwarten.

In der Rangfolge der besonders gefragten Rollen sind klassische SAP-Skills zumindest zahlenmäßig gleich hoch nachgefragt. Hier geht es um Expertise und Know-how von Experten, die Projekte ganzheitlich oder teilweise übernehmen, leiten und erfolgreich umsetzen können – also SAP-Projektleiter, SAP-Programm-Manager, aber auch SAP-Architekten. Begehrt sind Fachexperten, die in ihren Prozessen die entsprechende End-to-End-Erfahrung mitbringen und das von der Fach- auf die IT-Seite entsprechend übersetzen und in Transformationsprojekten erfolgreich umsetzen können.

Schaut man sich die Unternehmen an, die SAP-Stellen nachfragen, dann finden sich die attraktivsten Gehaltspakete eindeutig bei SAP-Systemintegrationsunternehmen, also SAP-Beratungshäusern und SAP-Softwarehäusern. Erfahrene SAP-Senior-Berater verdienen in einem erfolgreichen Beratungsunternehmen mitunter mehr als ein IT-Leiter im gehobenen Mittelstand!

Die Aussichten sind fantastisch. Was man als „Karriere“ für sich definiert, muss man allerdings noch selbst entscheiden. Wer über Karrierechancen und Trends aus der SAP-Community informiert bleiben möchte, abonniert den IT-Onlinemagazin Newsletter.

 

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