SAP-Freelancer: Schnell SAP-Karriere machen?

SAP-Freelancer-KarriereFreelancer spielen eine zentrale Rolle bei der Digitalisierung der deutschen Wirtschaft und der Einführung neuer Technologien, wie beispielsweise Künstliche Intelligenz (KI). Das zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

Demnach greifen immer mehr Unternehmen für zeitlich begrenzte Aufgabenstellungen auf externe Expertinnen und Experten zurück. Personalexperten sehen in den Soloselbstständigen das Potenzial, Transformationsprojekte trotz des eklatanten Fachkräftemangels erfolgreich durchzuführen.

 

SAP-Freelancer als Treiber der Digitalisierung

In Sachen Digitalisierung rangiert Deutschland weiterhin unter ferner liefen: Im DESI-Index der Europäischen Union, der die 27 EU-Länder in Bezug auf ihre digitale Leistungsfähigkeit vergleicht, schaffte es die Bundesrepublik 2023 etwa bei öffentlichen digitalen Services für Unternehmen gerade mal auf Rang 19 – hinter Slowenien und Bulgarien.

Um aufzuholen, müssen Wirtschaft und Verwaltung bei der Umsetzung von Digitalisierungsprojekten massiv Gas geben – auch und vor allem in Bezug auf SAP S/4HANA. Denn die ERP-Lösung gilt hierzulande als das Business- und IT-Herz ganzer Sektoren. Und genau hier liegt das Dilemma: Weil für die Migration auf die neue Suite der Walldorfer in großem Maßstab SAP-Experten fehlen, steht Deutschland vor dem Transformations-Infarkt. Die spannende Frage: Können SAP-Freelancer die eklatante Fachkräftelücke schließen? Haben sie gar das „Zeug“ zum Bypass?

 

SAP-Transformation krankt am Fachkräftemangel

Tatsächlich steckt die deutsche Wirtschaft in einem doppelten Teufelskreis: Zwar ist S/4HANA schon seit 2015 auf dem Markt. Experten zufolge gewinnt die lang prognostizierte Transformationswelle aber gerade jetzt deutlich an Fahrt. Nicht zuletzt, weil das das Wartungsende des bisherigen SAP ECC-Systems für 2027/2030 festgelegt ist. Das verschärft den deutschlandweit ohnehin existierenden IT- und SAP-Fachkräftemangel: Renommierte SAP-Systemhäuser warnen schon lange vor diesem Engpass.

Um im Kampf um die begehrten SAP-Fachkräfte zu punkten, schrauben Anwenderunternehmen und Systemhäuser die Gehälter nach oben. Die Konsequenz: Neben dem Zeitplan geraten auch immer mehr Budgetpläne in Schieflage. Ganz zu schweigen von Opportunitätskosten der Transformationsprojekte, die aufgrund von Fachkräftemangel länger dauern oder gar stillstehen. Genau hier kommen Freelancer ins Spiel. Experten, die die Unabhängigkeit und Flexibilität einer freien Tätigkeit dem Angestelltendasein vorziehen, sind nicht nur im SAP-Ecosystem, sondern im gesamten IT-Segment seit vielen Jahren eine feste Größe.

 

SAP-Freelancer: Gut bezahlt und hoch zufrieden

Wer freiberufliche SAP-Spezialisten sucht, wird beispielsweise über die Projektbörse „Freelancermap“ fündig. Hier findet man auch den jährlich erscheinenden „Freelancer-Kompass“, der ein breites Spektrum an Informationen bietet. Zum Beispiel Einkommensanalysen – und die zeigen seit Jahren, dass SAP-Freelancer den höchsten Stundensatz erwirtschaften.

Auch deshalb gelten SAP-Experten als Crème de la Crème unter den Freelancern. Bei einem Stundensatz von durchschnittlich 119 Euro (Stand 2023) beläuft sich das Monatseinkommen eines auf SAP spezialisierten Freiberuflers auf über 8.000 Euro. Acht von zehn der Freelancer sind mit diesem Nettoeinkommen eigenen Aussagen zufolge sehr zufrieden, wie der Freelancer-Kompass 2023 belegt. Keineswegs erstaunlich – verdient doch kein Selbstständiger der IT-Branche mehr als sie.

Neben Freelancermap gibt es eine Vielzahl weiterer Projektbörsen, über die SAP-Freelancer ihre Skill-Profile einstellen und passende Projekte finden können. Eine nicht abschließende Liste speziell für SAP-Freelancer können Sie beim IT-Onlinemagazin anfordern: Übersicht Freelanceportale

 

Chancen und Risiken der Freiberuflichkeit mit SAP

Wie in vielen weiteren Dimensionen des New Work erwies sich Corona auch in Bezug auf Freelancer als Katalysator. Für SAP-Berater, die ihre Karriere in eine neue Richtung lenken möchten, klingen die Parameter einer unabhängigen Auftragsvergabe im aktuellen Arbeitnehmer-Arbeitsmarkt durchaus attraktiv! Als unabhängiger SAP-Freelancer genießt man immer mehr die Freiheit, sich „seine“ Projekte auszuwählen, „seinen“ eigenen Zeitplan zu definieren, und letztlich – durch die entsprechende Auswahl an Projekten – sogar den Lead über „seine“ eigene Karriere zu übernehmen.

Doch Freiberuflichkeit birgt auch Risiken: Allem voran ein deutlich höheres Maß an Verantwortung für das eigene Einkommen und rechtliche Vertragsgestaltungen.

SAP-Freelancer haben alle rechtlichen, finanziellen bzw. administrativen Aufgaben und Pflichten einer selbstständigen Tätigkeit selbst zu verantworten. Sie sind i.d.R. unabhängige Auftragnehmer und führen ein eigenes Unternehmen. Dies gilt genauso in Bezug auf Versicherungen, soziale Absicherung und haftungsrechtliche Risiken. Die Gründung einer GmbH bietet Möglichkeiten, Risiken zu minimieren. Wer diesen Weg in Betracht zieht, sollte jedoch die unterschiedlichen Gesellschaftsformen samt den damit einhergehenden Vor- und Nachteilen verstehen – und auf jeden Fall vorab Expertenrat bei einem Steuerberater einholen.

 

Scheinselbstständigkeit – „Fluch der guten Arbeit“

Läuft die Selbständigkeit gut, stehen Selbständige oft vor einem Dilemma: Sie erhalten aufgrund ihrer erfolgreichen Tätigkeit vom selben Unternehmen einen Folgeauftrag oder werden gleich dauerhaft „gebucht“. Was auf den ersten Blick wie ein Traum klingt, entpuppt sich auf den zweiten als Crux. Denn Finanzämter achten inzwischen sehr genau auf Indizien für eine Scheinselbstständigkeit – und fordern ggf. rigoros rückwirkend Zahlungen für nicht geleistete Sozialversicherungsbeiträge ein.

Fakt ist: Wer zu lange für ein und dasselbe Unternehmen tätig ist, riskiert im Zweifel hohe Geldbußen. Umso wichtiger ist gerade bei Folgeaufträgen ein Gespräch mit dem Steuerberater. Dieser weiß, wie sich Verstöße gegen das Verbot der Scheinselbstständigkeit vermeiden lassen und was bei der Vertragsgestaltung zu beachten ist. Das gleiche gilt für das Thema Arbeitnehmerüberlassung. Auch dabei bleibt man durch die Einbindung sachkundiger Experten auf der sicheren Seite.

 

Selbstorganisation ist Schlüssel zum Erfolg

Die Entscheidung, in welche Richtung es mit der Karriere als SAP-Freelancer gehen soll, hängt von den strategischen Optionen ab: Als Soloselbstständiger hat man es deutlich schwerer, große Unternehmen für sich zu gewinnen. Diese bieten meist aber langlaufende SAP-Projekte mit einer gewissen Planungssicherheit. Setzt man dagegen auf mehrere kleinere Projekteinsätze, geht das schnell an die Substanz. Denn unterschiedliche Projekteinsätze erfordern immer ein mehrfaches Einarbeiten in voneinander unabhängige Aufgabenstellungen und Projekt-Organisationen.

Zudem braucht es ein Vielfaches an Akquise-Aufwand, um eine kontinuierliche Beauftragung zu erreichen. Last but not least will bei der Ressourcenplanung auch ausreichend Zeit für Regeneration, administrative Aufgaben und natürlich die eigene Weiterbildung/Zertifizierung eingeplant sein. Aufgaben, die viele Selbständige zu Beginn erfahrungsgemäß massiv unterschätzen.

 

SAP-Zertifizierungen – was sonst?

Zertifizierungen sind für SAP-Berater unverzichtbar. Aber wenn es darum geht, Projekte zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen, eben nur die halbe Miete. Gerade bei SAP-Rollen kommt es oft darauf an, die fachliche Seite mit der IT-Seite in Verbindung zu bringen.  Langjährige Projekterfahrung sowie Hard- und Soft-Skills sind darum beides unbedingte Voraussetzung für einen erfolgreichen Start.

76 Prozent der Unternehmen hätten Probleme, Job-Kandidaten zu finden, die sowohl die gesuchten Hard als auch Soft Skills mitbringen, verweist ManpowerGroup-Managerin Christine Kiefer auf Erkenntnisse des aktuellen ManpowerGroup Employment Outlook Survey: „Zu den fünf wichtigsten gesuchten Soft Skills zählen kritische Analysefähigkeiten, Kreativität, logisches Denken, Zuverlässigkeit sowie Belastbarkeit.“

 

Spezialist versus Generalist: Eigene Stärken nutzen

Entsprechend der eigenen Qualifikation und der ins Auge gefassten Auftraggeber ist es unbedingt empfehlenswert, sich auf einen bestimmten Fachbereich auszurichten. In einem früheren Artikel haben wir die aktuell attraktivsten SAP-Rollen beschrieben. Wer sich als Freelancer in diesen Bereichen positioniert, ist zweifelsohne gut beraten.

Umgekehrt punktet der Allrounder mit einem ganzheitlichen Leistungsspektrum und kann dementsprechend ein wesentlich breiteres Unternehmensspektrum ansprechen. Dies betrifft in erster Linie nachweislich erfahrene Experten, die im Sinne einer End-2-End-Expertise ganzheitlich Prozesse oder Projekte zu verantworten haben. Konkret sind dies Rollen wie z.B. Solution-Architekten oder Projekt-/ Programmmanager. Sehr erfahrenen SAP-Berater, für die sich z.B. aufgrund einer Änderung der persönlichen Lebensumstände eine neue Situation ergibt, oder einfach die einmal etwas Neues starten möchten, bietet sich eine besonders interessante Chance als Interim Manager.

Über Karrieremöglichkeiten als Interim-Manager berichten wir in der kommenden Ausgabe unseres Karrierenewsletters. Melden Sie sich jetzt an, damit Sie künftig diesen und keine weiteren SAP-Karrieretipps mehr versäumen.

 

Wichtig: Ohne Netzwerk geht es nicht

Das A und O einer erfolgreichen Freelancer-Karriere ist und bleibt allerdings ein erstklassiges Netzwerk. „Es ist ein weit verbreiteter Mythos, dass ein Freiberufler nur zu Hause sitzt und im Schlafanzug arbeitet“, erklärte Couture-Candy-CEO Eric Jones kürzlich gegenüber dem Branchenmagazin CIO-Magazin. „Freelancer müssen sich on- und offline vernetzen, um starke Beziehungen zu anderen Freiberuflern sowie zu aktuellen und potenziellen Kunden aufzubauen.“

Neben der Fähigkeit, die eigenen Mehrwerte unter Beweis zu stellen, sind Netzwerke für Soloselbstständige ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Sie bilden den Knotenpunkt, der regelmäßig neue Unternehmenskontakte und somit Folgeprojekte generiert. Umso wichtiger ist es, das eigene Netzwerk kontinuierlich auszubauen – und damit optimale Voraussetzungen für langfristigen Erfolg als Soloselbstständiger im SAP-Umfeld zu schaffen.

 

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