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SAP HCM 2023 – wie geht es weiter?

Verlagere ich meine HCM-Lösung in die Cloud (SuccessFactors) oder bleibe ich On-Premise? Weil nicht alle SAP-Kunden in die Cloud wollen oder können, hatte SAP Anfang 2018 eine SAP HCM On-Premise-Variante für S/4HANA angekündigt, die ab 2023 verfügbar sein soll. SAP HCM für S/4HANA wird als „Brückenlösung“ für SAP-Kunden positioniert, denn die SAP-Produktstrategie sieht vor, dass nach 2030 alle Kunden möglichst nur noch SuccessFactors nutzen.

Während der DSAG-Technologietage 2019 in Bonn ergab sich die Gelegenheit zum Gespräch mit Hermann-Josef Haag, DSAG-Fachvorstand für Personalwesen und Public Sector. Ich wollte von ihm erfahren, was ihm an SAP HCM für S/4HANA (oft auch kurz „SAP HCM 2023“ genannt) gefällt, was ihm fehlt und ob sich Unternehmen bereits auf die neue Lösung vorbereiten sollten.

 

Herr Haag, können Sie den aktuellen Stand zu „HCM 2023“ kompakt zusammenfassen?

Hermann-Josef Haag DSAGHermann-Josef Haag: Die bisherige ERP-Lösung für das Personalwesen SAP Human Capital Management (SAP HCM) wird noch bis 2025 als On-Premise-Lösung verfügbar sein.

Auf Drängen der DSAG wurde das neue Produkt „SAP HCM für SAP S/4HANA“ geschaffen, das ab 2023 On-Premise zur Verfügung stehen wird und dessen Wartung SAP bis mindestens 2030 zugesichert hat. Wir haben erreicht, dass die neue Lösung weitgehend die bisherigen Funktionalitäten, Prozesse und Module des SAP ERP HCM abdeckt.

 

Was meinen Sie mit weitgehend?

Ausgenommen sind aktuell eRecruiting, Travelmanagement und der Java-Teil des On-Premise-Lernmanagement-Systems SAP ERP HCM Learning Solution. Die Learning Solution mit dem Veranstaltungsmanagement an sich wird aber Teil der neuen Lösung sein. Hier ist SAP unserer Forderung nachgekommen.

Weiterhin befinden wir uns mit SAP in Gesprächen hinsichtlich eRecruiting und Travelmanagement. Mit der neuen Lösung haben wir also einen in etwa gleich bleibenden Funktionsumfang mit der Einschränkung, dass die Lösung auf einer eigenen Instanz laufen muss und eine HANA-Datenbank dabei zwingend notwendig ist.

 

Fehlen den DSAG-Mitgliedsunternehmen entscheidende Funktionen?

Für viele Anwender ist das Travelmanagement sehr wichtig und man ist mit der aktuellen Lösung sehr zufrieden. Hier ist noch keine endgültige Entscheidung getroffen. Wobei uns aber bewusst ist, dass die bisherige Hauptkomponente für das Travelmanagement systemseitig im Bereich FI (FI-TV) liegt.

Organisatorisch wird das Reisekostenmanagement jedoch häufig in der HR-Abteilung verortet. Außerdem gibt es Anwender, die unzufrieden sind, dass das eRecruiting kein Bestandteil der neuen Lösung ist. Gleichermaßen stellen sich auch noch branchenspezifisch Fragen. Hier müssen wir noch stärker in die Details schauen.

 

Was gefällt Ihnen an der angekündigten On-Premise-Variante?

Mir gefällt, dass wir als Anwender die umfangreichen Entwicklungsanpassungen, die wir in unseren bestehenden Systemen haben, voraussichtlich weiterhin nutzen können. Da die neue Lösung auf der gleichen Codeline basiert, sollte eine technische Überführung der Daten möglich sein. Weiterhin lässt sich durch den Einsatz der HANA-Datenbank eine Optimierung der bestehenden Lösung erreichen.

 

Wenn man SAP ERP HCM auf einer eigenen Instanz nutzt, soll die Migration vergleichsweise einfach werden. Können Sie schon bewerten, wie einfach das wirklich wird?

Nach aktuellem Stand kann ich das nicht bewerten. Seitens SAP heißt es jedoch, dass der Aufwand hierfür ungefähr dem eines Enhancement Packages entspricht. SAP will dazu Migrations-Tools und -Services zur Verfügung stellen.

 

Komplizierter wird es, wenn man aktuell kein separates HCM-System hat oder das S/4HANA Compatibility Pack für SAP ERP HCM nutzt. Dann ist ein Carve-Out nötig. Was bedeutet das beispielsweise für die Umstellungsaufwände und die notwendige Vorlaufzeit?

Der Umstellungsaufwand für einen Carve-Out ist noch nicht bezifferbar. Doch man kann den Aufwand durch Vorbereitungen reduzieren.

 

Wie können oder sollten sich Personalverantwortliche jetzt vorbereiten?

Helge Sanden (l) im Gespräch mit DSAG-Fachvorstand Hermann-Josef Haag (r)

Wer frühzeitig auf die HANA-Datenbank wechselt, kann den Aufwand reduzieren. Anwender könnten also die Datenbank vor dem Upgrade tauschen. Zudem könnten sie prüfen, ob bestimmte Modifikationen vielleicht gar nicht mehr gebraucht werden und ihre Systeme vorher aufräumen.

Da SAP aber bisher noch keine Details zur technischen Lösung übermittelt hat, sind das alles Spekulationen. Aufgrund der fehlenden Details sind wir mit SAP im Austausch. Wir haben nur noch 3,5 Jahre Zeit, uns systemseitig richtig aufzustellen. Das ist nicht besonders viel.

 

Was muss man lizenztechnisch beachten?

Konkrete Kosten- bzw. Lizenzdetails liegen noch nicht vor und es ist unklar, wie der Lizenztransfer stattfindet. Als Anwendervereinigung wünschen wir uns hier Klarheit.

Wichtig ist, dass die Investitionen unserer Mitgliedsunternehmen bei einer Lizenzkonvertierung geschützt bleiben, da wir ein Produkt mit gleicher Codeline und optimierter Datenbank erwerben. Darauf werden wir bei SAP hinwirken.

 

Welche Voraussetzungen müssten erfüllt sein, damit alle SAP-Kunden nach 2030 nur noch SAP SuccessFactors nutzen?

Zum einen müssten alle Kunden bereit sein, einen Cloud-Dienst bzw. eine Public-Cloud-Lösung einzusetzen. Zum anderen müsste funktional noch einiges passieren. Aktuell fehlen zum Beispiel umfangreiche Branchenentwicklungen und die Gehaltsabrechnung ist noch nicht zufriedenstellend abgedeckt.

Außerdem müssen sich Anwender darüber im Klaren sein, dass SuccessFactors nicht das Nachfolge-Produkt von SAP HCM On-Premise ist, sondern eine ganz andere Sichtweise auf das Personalwesen abbildet.

 

Was meinen Sie damit?

Personenbezogene Daten erfasst der Mitarbeiter in SuccessFactors selbst. In der On-Premise-Welt erfasst jedoch in der Regel ein Sachbearbeiter die Daten. Also muss man sich vor der Entscheidung für die Cloud-Lösung auch Gedanken über die Zukunft der Personalprozesse machen.

Erst wenn die Prozess- und Funktionsgedanken gemacht wurden und der Wille bzw. das Vertrauen zur Cloud besteht, wird SuccessFactors eingesetzt werden.

 

Stichwort: Performance und Verfügbarkeit. Wie schätzen Sie die aktuelle Situation bei SuccessFactors ein?

Ich setze als Anwender bei einem Cloud-Dienst voraus, dass der Anbieter die Verfügbarkeit sicherstellt. Er ist verantwortlich, dass die Systeme erreichbar sind und performant laufen.

Falls das nicht der Fall sein sollte, erwarten wir – neben einer schnellen Problemlösung – ein professionelles, kundenorientiertes Kommunikations- und Informationsmanagement sowie zeitnah einbezogen zu werden.

 

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Helge Sanden, Chefredakteur des IT-Onlinemagazins, während der DSAG-Technologietage 2019 in Bonn.

 

Weiterführende Informationen:

Innerhalb der DSAG diskutieren mehr als 4.500 Mitglieder die Themen rund um das Personalwesen und SuccessFactors im Arbeitskreis Personalwesen, den HR-Gremien im Arbeitskreis Öffentliche Verwaltung sowie in der Arbeitsgruppe SuccessFactors. Der Zugang zu den Gremien setzt eine DSAG-Mitgliedschaft voraus.

FAQ rund um SAP HCM for S/4HANA : https://www.dsag.de/faqs-sap-hcm-s4hana

 

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