SAP S/4HANA-Umstieg stockt

DSAG-Investitionsreport: DACH - IT-_SAP-Budgets
Entwicklung der IT- und SAP-Budgets (Quelle: DSAG)

Die Mehrheit der SAP-Anwenderunternehmen im deutschsprachigen Raum (46 Prozent) steigert ihre IT- und SAP-Investitionsbudgets in 2024 zwar weiter, jedoch geringfügig weniger als noch im Vorjahr (52 Prozent). Bemerkenswert: Der Anteil an Unternehmen mit gleichbleibenden oder gar sinkenden SAP- (und auch IT-) Investitionsbudgets ist trotz S/4HANA-Umstiegsdruck zum ECC-Wartungsende 2027/30 gestiegen.

Dies ist eine der Kernaussagen des diesjährigen Investitionsreports der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e.V. (DSAG), der am 21.3.2024 vorgestellt wurde. Es sind auch die gegenwärtig unsicheren Marktbedingungen, die sich in der abwartenden Haltung widerspiegeln – wenngleich DSAG-Vorstandsvorsitzender Jens Hungershausen genau vor dieser Agonie warnt. Firmen könnten so dem Wettbewerb nicht langfristig standhalten.

 

S/4HANA-Cloud-Strategie mit Diskussionsbedarf

Sonst gab es nicht viel Überraschendes beim jährlichen Branchenbarometer: Diskussionsbedarf haben die User nach wie vor bei der SAP-S/4HANA-Cloud-Strategie, gleichwohl springen sie langsam, aber sicher auf RISE- und GROW-Angebote auf. Nicht wundern dürfte, dass Künstliche Intelligenz (KI) als immer wichtiger eingestuft wird, ebenso wie auch die Bedeutung von SAP für ihre Unternehmen weiterwachsen wird, so die Befragten. Bemerkenswert: Trotz aller Unzufriedenheit über Lizenzmodelle, unklare Produktpolitik und KI-Entwicklung an der On-Premises-Basis vorbei – die SAP-Gemeinschaft ist offenbar nach wie vor davon überzeugt, mit SAP den richtigen ERP-Partner an ihrer Seite zu haben. Das Motiv dürfte schnöder sein: Der Softwarehersteller hat ganz einfach über die vergangenen Jahrzehnte hinweg die Systemlandschaften der Unternehmen so stark durchdrungen, dass die meisten den Aufwand einer Ablösung scheuen dürften.

 

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Cloud-Betriebsmodelle nur leicht im Aufwind

Was die eingesetzten SAP-Modelle angeht, gibt es immer noch wenig Verschiebung zum Vorjahr: SAP ERP bzw. SAP Business Suite liegt mit 68 Prozent weit vor S/4HANA On-Premises (44 Prozent). S/4HANA Private Cloud und S/4HANA Public Cloud nehmen leicht zu – erstere sogar erstmals im zweistelligen Bereich (11 Prozent). Trotzdem sind die Cloud-Betriebsmodelle nach wie vor abgeschlagen.

4 Prozent der SAP-Anwenderunternehmen planen laut Investitionsreport hohe Ausgaben für die Business Suite, 18 Prozent mittlere. Für S/4HANA sehen 38 Prozent hohe Investitionen vor, 32 Prozent mittlere. So zeigt sich gegenüber dem Vorjahr ein deutlicher Trend zugunsten S/4HANA. Kein Wunder, denn die Zeit eilt. Staunen möchte man angesichts dessen darüber, dass immer noch 8 Prozent der SAP-Anwenderunternehmen offenbar nicht wissen, was RISE ist… Immerhin 16 Prozent nutzen das Angebot aber bereits oder planen es zumindest. Demgegenüber stehen 61 Prozent, die es bewusst nicht in Anspruch nehmen wollen – die hartnäckigen On-Premises-User, denen es noch immer an Vertrauen in die Cloud fehlt, wie auch in SAP selbst, wie Jens Hungershausen vermutet. Auch GROW with SAP spielt in der DSAG-Community aktuell keine große Rolle.

 

Rund 50 Prozent sieht SAPs S/4HANA-Cloud-Strategie kritisch

DSAG-Investitionsreport 2024: S_4HANA-Cloud-StrategieDie DSAG wollte von ihren Mitgliedsunternehmen diesmal auch wissen, was sie von SAPs S/4HANA-Cloud-Strategie halten. Gerade mal 12 Prozent hoben den Daumen, von knapp der Hälfte gab es ein negatives Urteil. Fairerweise muss man sagen, dass das Ergebnis vielleicht etwas anders ausgesehen hätte, wäre die Befragung vollständig nach dem Launch des neuen Programms „RISE with SAP Migration & Modernization“ erfolgt. Dieses soll nun das Blatt wenden. Das Programm sieht unter anderem vor, bereits geleistete Investitionen anzurechnen.

Mit Blick auf die SAP-Cloud-Lösungen und deren Relevanz für Investitionen im Jahr 2024 liegt die SAP Business Technology Platform (BTP) mit hohen und mittleren Investitionen von 33 Prozent (2023: 24 Prozent) vor SAP SuccessFactors auf Platz 1. Auf Platz 3 folgt SAP Customer Experience (CX) mit 12 Prozent (2023: 9 Prozent).

 

Digitale Transformation stagniert, KI-Investitionen steigen

Neben den reinen SAP-Themen stehen CyberSecurity, Prozessautomatisierung, Digitale Kompetenz, IT-Governance und Nachhaltigkeit bei SAP-Kunden oben auf den To-do-Listen. Nicht weitergekommen sind die Firmen laut Befragung bei der digitalen Transformation. „Wer hier zu lange wartet, wird schnell ins Hintertreffen geraten“, warnt Jens Hungershausen. Vielmehr müssten die Unternehmen Innovationen schnell umsetzen können, auch um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu sichern.

Dafür aber Künstliche Intelligenz: Während im Investitionsreport 2022 nur 12 Prozent der Befragten planten, dort Geld hineinzustecken, sind es knapp zwei Jahre später mit 28 Prozent bereits mehr als doppelt so viele. Auf die Frage, wie sie die KI-Strategie von SAP beurteilen, macht fast die Hälfte der Befragten keine Angaben. 21 Prozent beurteilen sie als befriedigend, 10 Prozent  als gut. „Unsere Mitglieder sehen insbesondere die Kopplung von KI und Cloud als kritisch“, resümiert Hungershausen.  Gewünscht würde ein einfacher Zugang zu KI und mehr Transparenz bezüglich vorhandener und künftiger Möglichkeiten. Konkret fordern die Anwenderunternehmen praxisrelevante Use Cases und eine offene Integration, die auch On-Premises funktioniert.

 

Über mögliche Migrationswege nach S/4HANA und Möglichkeiten in der Cloud diskutieren wir an den Thementagen Finance und Personal auf der IT-Onlinekonferenz am 16. Mai 2024 mit SAP-Kunden, -Expertinnen und -Experten.

Zum ITOK-Programm und Livestream HR-Trends 2024 mit DSAG und SAP …

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