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Trendforscher: IT-Sicherheit wandelt sich von diskretem Zustand zu aktivem Prozess

Franz Kühmayer ist Trendforscher am Zukunftsinstitut — einem privatwirtschaftlichen „Think Tank“ der Trend- und Zukunftsforschung mit Büros in Frankfurt, München und Wien. Er ist ein Vordenker, wenn es um die Zukunft der Arbeit geht.

Wir wollten daher von ihm wissen, wie die Balance zwischen der zunehmenden Vernetzung der Wirtschaft (und der IT-Systeme) und dem Bedürfnis nach IT-Sicherheit gelingen kann. Was wird sich für die Arbeit durch die weitere Digitalisierung verändern, was kommt auf Mitarbeiter zu und welche Leadership-Fähigkeiten sind notwendig, um derartige Veränderungsprozesse erfolgreich zu steuern und zu meistern.

Franz Kühmayer berichtet über dieses Themengebiet bei der C-FORGE Konferenz 2017 in Heidelberg. Das IT-Onlinemagazin ist Medienpartner der Veranstaltung.

 

Herr Kühmayer, was sind die Herausforderungen der Digitalisierung und der Vernetzung der Wirtschaft für die Unternehmen?

IT-Sicherheit und DigitalisierungFranz Kühmayer: Die Digitalisierung ist eine Lawine in Zeitlupe, die alle Bereiche der Gesellschaft und alle Segmente der Wirtschaft betrifft. Anders als der Begriff “Disruption” vielleicht nahelegt, vollzieht sich dieser Wandel nicht von heute auf morgen – wir stehen auch nicht am Anfang der Entwicklung, sondern bereits seit einiger Zeit mitten drin.

Wer also von der Digitalisierung überrascht wird, hat schon länger nicht gut genug aufgepasst, da gibt es keine Ausreden. Langfristig bleibt kein Stein auf dem anderen. Unternehmen sind gut beraten, sich intensiv mit ihrer Strategie auseinander zu setzen, denn die Erfolgsfaktoren der Zukunft werden sich dramatisch von jenen der Vergangenheit unterscheiden.

 

Sie haben „Vernetzung“, „Sicherheit“ und „Zukunft der Arbeit“ als einige der Megatrends selektiert. Wo liegen die Schnittmengen und Berührungspunkte?

Sicherheit ist ja kein Fakt, sondern ein soziales Konstrukt. Was wir als stabil, vorhersehbar und ungefährlich bezeichnen, hängt mehr von unserer Perspektive auf die Zukunft ab, als von tatsächlichen Bedrohungen. Insofern treffen sich im Schmelztiegel der Digitalisierung nicht nur eine vernetzte Wirtschaft, die mit neuen Arbeitsmodellen operiert, sondern auch die Bewertung von Risiko.

Ich sehe daher das Management der Ambivalenz zwischen Sicherheit und Risiko, Stabilität und Agilität, als zentrale Aufgabe für Führungskräfte. Übrigens ganz besonders für jene aus dem Bereich IT. Viele CIOs haben jahrelang gefordert, dass IT einen Platz bei Vorstandsdiskussionen bekommt, und zwar nicht nur, wenn Budgets und Kosten besprochen werden. Jetzt bietet sich diese Gelegenheit. Das setzt aber auch CIOs voraus, die für mehr stehen, als nur für Technik, sondern etwa auch für Innovationskultur und ein tiefes Verständnis von Geschäftsmodellen.

 

Für SAP-Kunden sind die IT-Systeme ein wichtiger Baustein für die eigene Zukunftsfähigkeit. Wie kann die Balance zwischen der gewünschten Offenheit und der notwendigen Sicherheit gelingen?

Am Beginn dieser Überlegung muss der Gedanke stehen, dass sich Sicherheit von einem diskreten Zustand zu einem aktiven Prozess wandelt. Von der absoluten Sicherheit, die berechenbar oder auch überhaupt herstellbar ist, müssen wir uns in einer komplexen und vernetzten Welt verabschieden. Der Handlungsbedarf wird dadurch nicht geringer, im Gegenteil.

Der Schlüssel liegt wohl darin, die Resilienz von Unternehmen zu steigern, also ihre Widerstandsfähigkeit. Und die entsteht nicht durch stabile Mauern, sondern durch Flexibilität und Adaptionsfähigkeit. Ein resilientes System kann mit unterschiedlichen Formen von Handlungsherausforderungen umgehen und ist zu variabler Neuorganisation fähig.

 

Worauf sollten Führungskräfte bei den anstehenden Veränderungen besonders achten und welches „Wissen“ brauchen sie?

Auch wenn es nicht gerne eingestanden wird: Die Verunsicherung auf Management-Level ist hoch. Die meisten Führungskräfte sind für die Dynamik der Welt, auf die wir zusteuern weder ausgebildet noch vorbereitet. Das kann man niemandem zu Vorwurf machen, es darf aber auch keine Ausrede sein, zu versuchen, die Herausforderungen von morgen mit Methoden von gestern zu lösen. Ich würde meinen, dass die aktuell wichtigste Kompetenz ist, die eigenen Glaubenssätze vorurteilsfrei zu überprüfen und zu fragen: “Was, wenn alles ganz anders wäre?”. Das öffnet Horizonte im Denken und Handeln.

 

Mit einem Wort ausgedrückt: Was wird aus Ihrer Sicht das dominierende Thema für SAP-Entscheider im Jahr 2017?

Pioniergeist. Denn Phasen des Wandels sind keine Zeiten für ängstliche Vorsicht, sondern für mutiges Handeln.

 

Vielen Dank für das Interview.

Die Fragen stellte Helge Sanden, Chefredakteur des IT-Onlinemagazins.

 

Foto: Herzlichen Dank an das Zukunftsinstitut für die Bereitstellung.

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