Auch wenn die Angebote für den Cloud-Betrieb teils verlockend sind — es gibt Anwendungsbereiche, in denen SAP-Anwender auf eine vertraute und sichere On-Premises-Umgebung bauen. Das flexible Verschieben von SAP-Systemen zwischen zwei Rechenzentren oder der parallele Betrieb von SAP R/3 und SAP S/4HANA auf einer Plattform sind nur zwei Argumente für ElectronicPartner gewesen.
Matthias Assmann (CIO | ElectronicPartner Handel SE) berichtet gemeinsam mit Tanja Scheller (Director IBM Innovation Center for SAP Solutions | IBM) und Jochen Ziegler (Leading SAP on Power Technology Architect | IBM) über seine Erfahrungen bei der Migration von SAP R/3 auf IBM System i nach SAP S/4HANA auf IBM Power Systems — und zum sicheren Betrieb. Kosten spielen eine wesentliche Rolle für einen CIO. Interessant dürfte sein, wie für Matthias Assmann die Gesamtkostenbetrachtung von SAP auf IBM-Infrastruktur ausgefallen ist. Registrieren Sie sich hier für den Expert-Talk. Gerne können Sie in der Livesendung individuelle Fragen an die Gäste stellen.
Alle Welt spricht von Cloud. Ihr Beitrag bei der ITOK22 stellt die Erfolge von SAP On-Premises dar. Welche Zielsetzung verfolgt ElectronicPartner bei der Wahl des Deployment-Modells?
Tanja Scheller: ElectronicPartner ist einer unserer zahlreichen Kunden, die auch weiterhin auf SAP S/4HANA On-Premises setzen!
Um das Geschäftsrisiko eines Umstiegs von SAP ERP auf SAP S/4HANA zu reduzieren, beschloss ElectronicPartner, beide Anwendungen parallel zu betreiben, während die Migration vorbereitet wurde. Nach einer gründlichen Bewertung der Angebote mehrerer Anbieter entschied sich das Unternehmen für IBM Power-Lösungen.
Durch die Bereitstellung von IBM Power E980-Servern und IBM PowerVM-Virtualisierung zusammen mit IBM FlashSystem Speichersystemen konnte ElectronicPartner eine einzige Plattform für seine bestehenden SAP ERP-Workloads, SAP Business Warehouse und das neue SAP S/4HANA nutzen.
Damit hat ElectronicPartner eine leistungsstarke und dennoch kosteneffiziente Plattform ausgewählt, um den Übergang zu SAP S/4HANA zu unterstützen und das Ziel der digitalen Transformation zu erreichen.
Entscheidungskriterien für SAP On-Premises?
Was gibt den Ausschlag, wenn sich Kunden gegen Angebote von Hyperscalern entscheiden?
Tanja Scheller: Viele Kunden entscheiden sich bewusst für den Betrieb im eigenen Rechenzentrum – unter eigener Kontrolle, mit höchstmöglicher Sicherheit für den Betrieb und mit maximaler Flexibilität für ihre Anwendungslandschaft. Dafür bieten wir mit unserer IBM Power Infrastruktur ideale Möglichkeiten zur Virtualisierung und Systemkonsolidierung, und das meist bei geringerer TCO als bei Hyperscalern.
Denn auch, wenn die Einstiegskosten in die Cloud oft für kleinere, unkritische Systeme recht attraktiv zu sein scheinen, so liegen sie bei Produktivsystemen mit konfigurierter Virtualisierung, Hochverfügbarkeit und DR meist über dem Betrieb On-Premises. Dabei spielt insbesondere auch die langfristige Kostenkalkulation über mehrere Jahre eine Rolle.
Jochen Ziegler: Hinzu kommen Compliance-Vorgaben bei Kunden, die es nicht zulassen, Daten in der Cloud zu verarbeiten. Darüber hinaus haben unsere Kunden SLAs und Latenzvorgaben, die aus einer Cloud heraus nicht erfüllbar sind. Ferner sind gegebenenfalls Wartungsfenster in einer Public Cloud nicht so passend wählbar, wie sie für Produktionsbetriebe erforderlich sind.
Welche Funktionalitäten von IBM Power Systems sind für SAP-Anwender am wichtigsten — und welche Fragen sollten sich SAP-Kunden bei der Wahl des Betriebsmodells stellen?
Jochen Ziegler: SAP-Anwendungen auf Power Systemen zu betreiben, bietet Vorteile im Hinblick auf Flexibilität der Server = freie Wahl von Memory und Cores in Bezug auf die virtuellen Maschinen, höchste Verfügbarkeit – von ITIC im 12. Jahr für Power bestätigt, größte Skalierbarkeit und Performance, und bieten dadurch ein hervorragendes Preis-/Leistungsverhältnis (TCO).
Bei der Wahl des Betriebsmodells sind die Anforderungen an die Infrastruktur zu bewerten, wie Latenzen, Wartungsfenster, Performance, SLAs und Gesamtkosten. Wir haben in vielen Kundenfällen gemeinsam mit unseren Kunden solche Untersuchungen gemacht und das Ergebnis inhaltlich und in einer TCO-Analyse resultierend, erfolgreich zu Gunsten von SAP auf Power On-Premises dargestellt.
Kriterien für passende SAP S/4HANA Infrastruktur
Was erfahren wir von Ihnen bei der IT-Onlinekonferenz 2022?
Tanja Scheller: In unserem Expert-Talk gehen wir vor allem auf die Kriterien ein, die bei der Wahl der richtigen Infrastruktur bedacht werden sollten. Ein Highlight wird neben den Einblicken von ElectronicPartner sicherlich auch der Ausblick auf die Features der neuen IBM Power10 Plattform für SAP S/4HANA sein! Hier für den Expert-Talk bei der ITOK22 registrieren …
Jochen Ziegler: Die hat einige hervorragende Neuerungen in Bezug auf In-Memory-Datenbanken (= SAP HANA) im Bauch: Nochmals verbesserte Zuverlässigkeit (RAS) durch mehr Redundanzen, neue Memory DDIMMs mit höherer Performance und Zuverlässigkeit, deutlich erhöhte Memorybandbreite, was gerade bei einer In-Memory-Datenbank entscheidend ist.
Und einen Weltrekordbenchmark in Bezug auf SAPS Kapazität: mit 8 Sockeln und 120 Cores Power10 annähernd 1 Mio SAPS – ca. 30 Prozent mehr im Vergleich zum Vorgängerserver Power9 E980. Pro Core entspricht dies ca. 8000 SAPS – das ist im Vergleich zu rund 3000 SAPS bei neuester Intel-Generation fast das Dreifache, insbesondere wenn man die höher getakteten 12Core-Chips nutzt.
Besonders für Vector Code, der in SAP HANA ausgiebig genutzt wird, wurden die Power10-Prozessoren optimiert und für spezielle Anwendungen wie CAR UDF steht eine neuen Recheneinheit, MMA (Multi Matrix Acceleration), zur Verfügung, die mit Hilfe von Public Libraries wie PAL oder Eigen, Transaktionen um den Faktor 10-20 beschleunigt.
… und welche Anregungen wollen Sie für S/4HANA-Transformation mitgeben?
Tanja Scheller: Sinn und Zweck der Migration nach SAP S/4HANA ist die digitale Transformation unserer Kunden. Diese Transformation steht unbedingt im Vordergrund: Wie kann operative Exzellenz gefördert und neuer geschäftlicher Nutzen generiert werden? Wie können KI, maschinelles Lernen und andere Technologien eingesetzt werden, um das Unternehmen intelligenter zu machen? Welche branchenbezogenen Best Practices mit integrierten End-to-End Prozessen sollten eingesetzt werden?
Erst dann sollte in einem zweiten Schritt überlegt und entschieden werden, wo diese transformierten Businessprozesse und Applikationen betrieben werden.
Was wird 2022 das dominierende Thema in der SAP-Community?
Tanja Scheller: Wenn wir die letzten SAP-Veranstaltungen betrachten, dann wissen wir, dass aus SAP-Sicht sicherlich „RISE with SAP“ weiterhin das Thema im kommenden Jahr sein wird.
Übrigens haben wir aus IBM Consulting Sicht mit „BREAKTHROUGH with IBM for RISE with SAP“ ein sehr interessantes Angebot für Kunden, die mit einem Cloud-Deployment liebäugeln.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte Helge Sanden, Chefredakteur des IT-Onlinemagazins.
S/4HANA On-Premises bei der IT-Onlinekonferenz 22
Sie können diesen und alle Beiträge der #ITOK22 live (24.01. – 27.01.22) oder als Aufzeichnung (sofern Sie sich für den jeweiligen Expert-Talk registriert haben) verfolgen und eigene Fragen an die Expertinnen und Experten stellen.
Beim siebten Gipfeltreffen der SAP-Community geben SAP-Kunden vier Tage lang Erfahrungsberichte aus S/4HANA-Projekten, SAP-Optimierungen, Business-Transformationen und zur Automatisierung. Zusätzlich gibt es vielfältige Interaktions- und Networking-Möglichkeiten.