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SAP Business Data Cloud: Rebranding oder revolutionäre KI-Datenplattform?

Im Februar 2025 hat SAP die SAP Business Data Cloud (BDC) vorgestellt – begleitet von der Ankündigung einer Partnerschaft mit Databricks, einem führenden Anbieter von Daten- und KI-Plattformen. Das IT-Onlinemagazin macht den Faktencheck nach 100 Tagen und kommt zum Schluss:

Diese Veröffentlichung ist mehr als nur die Vorstellung einer neuen Cloud-Lösung. Vielmehr deutet sie auf einen strategischen Kurswechsel der SAP hin: weg von rein transaktionalen Systemen hin zur aktiven Mitgestaltung datengetriebener Geschäftsmodelle ihrer Kunden. Und auch die Transformationen und der Investitionsschutz vom jetzigen Ist-Zustand in Richtung zukünftiger Architekturen sind an vielen Stellen berücksichtigt.

SAP-Kunden erhalten die Chance, ihre Datensilos auszubrechen und daraus wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen — auch mit KI und Automatisierungsmöglichkeiten. Doch es gibt auch Risiken, die man kennen sollte.

 

Was wurde verkündet – und was heißt das inhaltlich?

Die SAP Business Data Cloud ist eine neue, vollständig verwaltete SaaS-Plattform, die Daten aus SAP-Systemen und Drittquellen vereinheitlicht und mit KI- und Analysefunktionen anreichert. SAP stellt mit BDC eine Lösung vor, die strukturiert und unstrukturiert, SAP- und Non-SAP-Daten in einem gemeinsamen, semantisch harmonisierten Kontext verfügbar macht – mit dem Ziel, fundierte Entscheidungen datenbasiert und KI-gestützt treffen zu können.

Die Partnerschaft mit Databricks öffnet dabei die Tür zu modernen Data-Lakehouse-Architekturen, leistungsfähigen ML-/AI-Workloads und analytischen Benchmarks – direkt aus der SAP-Umgebung heraus. Die Verknüpfung der beiden Plattformen ermöglicht eine abgestimmte Nutzung von SAP- und Non-SAP-Daten für analytische und KI-Zwecke – ohne Medienbruch.

Maike Rose (IT-Onlinemagazin)
Maike Rose (IT-Onlinemagazin)

„Es steckt viel Potenzial in der Business Data Cloud. Gelingt es SAP, eine führende Rolle mit einem einheitlichen semantischen Modell aus verschiedensten Datenquellen und einer konsistenten Daten-Governance einzunehmen, könnte sie sich bald zur Basis datengetriebener Entscheidungen in Unternehmen entwickeln. Ein Grundstein für moderne, KI-gestützte Geschäftsmodelle.“

Maike Rose (Chefredakteurin | IT-Onlinemagazin)

 

Warum ist dieser Schritt aus SAP-Sicht bedeutend?

SAP positioniert sich mit der Business Data Cloud klar als Anbieter einer zukunftsfähigen Datenplattform, auf der Unternehmen KI-Anwendungen, Entscheidungsprozesse und datenbasierte Geschäftsmodelle aufbauen können.

Der Schulterschluss mit Databricks ist dabei mehr als nur eine technische Integration. Er verdeutlicht, dass SAP seine Plattform zukunftssicher aufstellen will – auch im Wettbewerb mit Hyperscalern und spezialisierten Datenplattformen wie Snowflake, Microsoft Fabric oder Google BigQuery. Es geht darum, eine eigene, konkurrenzfähige Datenumgebung zu etablieren, die SAP-Kunden im Ökosystem hält – nicht nur bei ERP-Prozessen, sondern auch bei Data-Strategie und KI-Nutzung.

Für SAP bedeutet das: mehr Relevanz in der strategischen IT-Architektur der Kunden – über das ERP hinaus.

Helge Sanden„SAP will den Kunden mit der Business Data Cloud helfen, bestehende Datensilos aufzubrechen und eine unternehmensweite, KI-gestützte Datennutzung zu ermöglichen. Gleichzeitig dürfte das Ziel aber auch sein, die Deutungshoheit über die Business Daten nicht an Wettbewerber zu verlieren.“

Helge Sanden (SAP-Community-Insider und Chefredakteur | IT-Onlinemagazin)

 

Welche Chancen ergeben sich für SAP-Kunden?

Für SAP-Kunden ergeben sich durch den Einsatz der SAP BDC zahlreiche Chancen, um datengetriebene Innovationen strategisch voranzutreiben. Unternehmen erhalten die Möglichkeit, ihre gesamte Datenarchitektur neu zu denken und dabei konkrete Vorteile zu realisieren:

Ein zentraler Mehrwert besteht in der Chance, verborgene Datenschätze zu heben. Dadurch können neue datenbasierte Geschäftsmodelle entstehen, da Künstliche Intelligenz durch strukturierte und kontextualisierte Daten gezielt „gefüttert“ werden kann. Gleichzeitig lassen sich Integrationsprojekte schneller und zielgerichteter umsetzen, da operative, transaktionale und analytische Daten besser miteinander verbunden und nutzbar gemacht werden.

Zwar entstehen durch diese Transformation auch Kostenvorteile – etwa durch den geringeren Integrationsaufwand oder die Möglichkeit, Daten kostengünstig außerhalb von SAP zu speichern – diese Effekte sind jedoch eher als Voraussetzung und positive Nebeneffekte zu betrachten, nicht als der eigentliche strategische Treiber.

SAP BDC bietet Unternehmen insbesondere die Chance, bestehende Investitionen in SAP BW, SAP Datasphere und SAP Analytics Cloud langfristig zu sichern und weiter produktiv zu nutzen. Gleichzeitig können Unternehmen ihre Daten kosteneffizient auch außerhalb der SAP-Systemlandschaft speichern, ohne dabei auf Integration, Governance oder Analysefähigkeit verzichten zu müssen.

Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass SAP- und Non-SAP-Daten in einer einheitlichen, semantisch durchgängigen Datenbasis zusammengeführt werden können. Dadurch entsteht eine konsistente Sicht auf alle geschäftsrelevanten Informationen, unabhängig von ihrer ursprünglichen Quelle.

Zudem stellt SAP BDC vorgefertigte Datenprodukte sowie Benchmarking-Daten bereit, die sofort als Grundlage für Analysen und Auswertungen genutzt werden können. Dies beschleunigt nicht nur die Umsetzung datengetriebener Anwendungsfälle, sondern schafft auch eine höhere Vergleichbarkeit und Standardisierung.

Ein besonders wertvoller Aspekt ist der einfache Einstieg in die Nutzung Künstlicher Intelligenz. Unternehmen können beispielsweise Insight-Apps oder eigene KI-Agents aufbauen, die direkt auf die integrierte Datenbasis zugreifen. Damit wird der Zugang zu KI konkret, praxisnah und wirtschaftlich sinnvoll.

Auch die Entscheidungsfindung kann durch SAP BDC beschleunigt werden. Durch die Kontextualisierung und Verknüpfung von operativen, transaktionalen und analytischen Daten stehen Führungskräften alle relevanten Informationen von HR bis ins Lager zeitnah zur Verfügung – auf einer konsistenten, vertrauenswürdigen Grundlage.

Langfristig reduziert sich durch SAP BDC der Integrationsaufwand. Unternehmen müssen weniger externe Data Lakes pflegen, was nicht nur die Komplexität senkt, sondern auch zu einer nachhaltig geringeren Total Cost of Ownership (TCO) führen kann.

Die Vision: Unternehmen können datenbasierte Innovationen mit internen Mitteln leicht umsetzen – mit SAP als stabilem technologischen Rückgrat.

 

Michael Fuchs„SAP BDC ist kein bloßes, weiteres Cloud-Datenprodukt – sie hat das Zeug zum Schlüssel zur echten Datenintegration und Zukunftsfähigkeit für Kunden, Partner und der SAP selbst. Ihr Erfolg hängt maßgeblich von einem partnerschaftlichen Go-2-Market ab: bezahlbar für Kunden und mit konkreten Inhalten lieferbar für Partner.“

Dr. Michael Fuchs (Senior SAP-Analyst | IT-Onlinemagazin)

 

Welche Chancen ergeben sich für SAP-Partner?

Auch für SAP-Partner eröffnet die Business Data Cloud neue Perspektiven. Mit der Plattform entsteht ein neues Ökosystem rund um Datenprodukte, Insight-Anwendungen und KI-Lösungen, in dem Partner eigenständig Wertschöpfung erzeugen können. Das umfasst unter anderem:

  • Die Entwicklung und Vermarktung vorgefertigter Datenprodukte und Analytics-Lösungen
  • Branchenspezifische Erweiterungen oder Benchmarking-Modelle, die SAP-Kunden zusätzliche Einblicke bieten
  • Beratungs- und Implementierungsleistungen rund um moderne Datenarchitekturen, Datenstrategie und KI
  • Nutzung der Plattform als Enabler für eigene AI-Services oder Integrationsangebote

SAP öffnet mit BDC bewusst eine Tür für Partner, sich in der neuen Datenlogik zu positionieren – technologisch, aber auch mit Business-Innovationen. Wer frühzeitig einsteigt, kann sich in einem entstehenden Marktumfeld als Thought Leader und Lösungsanbieter etablieren. Als SAP-Partner wird man sich zukünftig mehr um Content kümmern können als um die technische Integration der Daten.

 

Wo liegen Herausforderungen und Risiken?

Neben den Potenzialen bringt die strategische Neuausrichtung der SAP jedoch auch neue Fragestellungen und Risiken mit sich, die Unternehmen realistisch bewerten müssen.

Zum einen führt die Nutzung von SAP BDC zu einer engeren Bindung an das SAP-Ökosystem. Diese entsteht insbesondere durch die zentrale Datenhaltung, die genutzten Plattformfunktionen sowie durch die wachsende Zahl an KI-Komponenten, die auf diese Infrastruktur angewiesen sind.

Zudem ist die Lösung aktuell ausschließlich in der Cloud verfügbar und steht in vollem Funktionsumfang derzeit nur im Rahmen von RISE- oder GROW-Verträgen zur Verfügung. Damit markiert SAP einen weiteren Schritt in Richtung eines Cloud-Mandats, was nicht für alle Kunden sofort umsetzbar oder strategisch gewünscht ist.

Ein weiteres Thema ist das Kostenmodell: Sowohl die betriebswirtschaftlichen Vorteile als auch die langfristigen Kostenstrukturen sind aktuell noch nicht in vollem Umfang transparent, was strategische Entscheidungen erschwert.

Hinzu kommt, dass viele Unternehmen organisatorisch noch nicht darauf vorbereitet sind, eine übergreifende Datenstrategie umzusetzen. Es fehlt häufig an klaren Rollen, abgestimmten Verantwortlichkeiten und an der nötigen Veränderungsbereitschaft über Abteilungsgrenzen hinweg.

Letztlich wird der Erfolg stark davon abhängen, ob eine klare und tragfähige Data-Governance-Struktur etabliert wird. Nur wenn Verantwortlichkeiten eindeutig definiert sind, Transparenz sichergestellt wird und Datenqualität auch über neue Architekturgrenzen hinweg gewährleistet bleibt, kann das volle Potenzial der neuen Plattform ausgeschöpft werden.

 

Unsere Einschätzung

SAP BDC ist mehr als nur eine neue Datenlösung in der Cloud. Sie steht für eine Datentransformation, bei der verteilte Unternehmensdaten – intern wie extern – in einem einheitlichen Kontext analysierbar und für KI-Anwendungen zugänglich gemacht werden.

Während klassische Systeme auf technische Datenkonsolidierung abzielen, verspricht SAP BDC eine neue Ebene: die operative Nutzung von Daten im gesamten Geschäftskontext – von der Analyse bis zur KI-gestützten Entscheidungsautomatisierung. Dies kann zur Grundlage für datengetriebene Geschäftsmodelle werden – vorausgesetzt, Unternehmen erkennen das Potenzial und gestalten aktiv mit.

 

Stimmen aus der SAP-Community

DSAG-Vorstand Jens Hungershausen wies im Rahmen der Vorstellung des Investitionsreport 2025 auf folgendes hin: „Die wachsende Investitionsbereitschaft in BTP-Analyse- und -Integrationslösungen deutet darauf hin, dass Unternehmen bereits heute Wert auf eine nahtlose Datenverarbeitung legen. Ob und wie SAP mit BDC einen zusätzlichen Mehrwert schaffen kann, wird entscheidend sein. Gerade mit Blick auf die zunehmende Bedeutung von KI und datengetriebenen Geschäftsmodellen stellt sich die Frage, wie gut SAP die Integration von Daten aus verschiedenen Systemen – auch über die SAP-Welt hinaus – sicherstellen kann.“

 

Fazit

Die Vision der SAP Business Data Cloud markiert für SAP und ihre Kunden einen strategischen Meilenstein mit sehr vielen guten Ansätzen. Wer heute seine Datenstrategie neu aufsetzt oder bestehende Data-Landschaften modernisieren will, sollte SAP BDC im Blick behalten – nicht als weitere technische Option, sondern als möglichen Grundpfeiler einer zukunftsgerichteten, KI-fähigen Unternehmensarchitektur.

 

C-Level-Checkliste zur SAP Business Data Cloud

Für Fachbereiche

(Business-Sicht)
  1. Wie kann SAP BDC dazu beitragen, bessere und schnellere Entscheidungen zu treffen?
  2. Welche konkreten Mehrwerte bieten vorgefertigte Datenprodukte und Insight-Apps für unsere Fachprozesse?
  3. Lässt sich die Datenbasis für KI-gestützte Geschäftsmodelle durch SAP BDC vereinheitlichen?
  4. Wie profitieren wir von der Integration von SAP- und Non-SAP-Daten in einem Kontext?
  5. Welche Benchmarking-Daten oder Industrie-Lösungen könnten wir nutzen, um uns besser am Markt zu orientieren?
  6. Wie verändert sich unsere Rolle im Datenmanagement – bleibt es bei der IT, oder übernehmen Fachbereiche mehr Verantwortung?
  7. Wie hoch ist der erwartbare Effizienzgewinn in unseren Analysen und Berichtsprozessen?
  8. Wie können wir mit SAP BDC Innovationen im Bereich Kunden- oder Supply-Chain-Insights schneller umsetzen?
  9. Welche neuen Fähigkeiten (z. B. KI-Kompetenz) brauchen wir intern, um SAP BDC wirklich zu nutzen?
  10. Sind wir bereit, auch Daten aus externen oder Non-SAP-Systemen strategisch in unsere Entscheidungen einzubeziehen?

 

Für CIO, IT- und Datenverantwortliche

(Technologie-Sicht)
  1. Wie integriert sich SAP BDC in unsere bestehende Datenarchitektur und Plattformstrategie?
  2. Was bedeutet SAP BDC für unsere Cloud-Strategie – insbesondere im Kontext RISE/GROW?
  3. Wie sieht der technische Weg aus, SAP- und Non-SAP-Daten semantisch harmonisiert bereitzustellen?
  4. Welche Rolle spielt Databricks in der Gesamtarchitektur – und wie hoch ist unser Integrationsaufwand?
  5. Wie ist das Berechtigungs- und Governance-Konzept innerhalb von SAP BDC aufgebaut?
  6. Wie entwickeln, verwalten und versionieren wir zukünftig Datenprodukte?
  7. Welche API- oder Konnektor-Schnittstellen stehen zur Verfügung – und wie flexibel sind sie?
  8. Wie verändert SAP BDC unser Verhältnis zu bestehenden Data Lakes, Data Warehouses und BI-Systemen?
  9. Was wissen wir über das Kostenmodell und die Auswirkungen auf TCO und Lizenzmodelle?
  10. Wie stellen wir sicher, dass SAP BDC skalierbar, zukunftssicher und vendor-neutral nutzbar bleibt?

 

 

Weiterführende Informationen:

Die SAP-Website gibt zahlreiche weitere Hintergrundinformationen und Anwendungsbeispiele zur SAP Business Data Cloud.

Das Poster „The Big Picture“ beschreibt eine End-to-End-Referenzarchitektur, die die Möglichkeiten der SAP Business Technology Platform und der SAP Business Data Cloud aufzeigt: SAP Big Picture Architecture

 

Wir danken Ihnen, wenn Sie diesen Artikel jetzt weiterempfehlen:

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