SAP Sapphire 2025: Wie real ist der Aufbruch in die Business-AI-Welt?

Orlando Juanmonino Getty Images
Foto: Juanmonino, Getty Images

 

SAP beschleunigt weiter seine Transformation vom klassischen ERP-Anbieter zum Plattformunternehmen für KI-gestützte End-to-End-Prozesse. Künstliche Intelligenz soll künftig nicht nur punktuell unterstützen, sondern system- und bereichsübergreifend tief integriert echten Mehrwert schaffen. Laut SAP sind dadurch Produktivitätssteigerungen von bis zu 30 Prozent möglich.

 

KI: Neue Funktionen und Partnerschaft mit Perplexity

Auf der SAP Sapphire 2025 in Orlando konkretisiert SAP dieses Versprechen nun mit neuen Ankündigungen: SAPs KI-Copilot Joule wird funktional erweitert und zum zentralen Bestandteil von SAP-Lösungen. Durch eine strategische Partnerschaft mit dem KI-Suchspezialisten Perplexity soll Joule zusätzlich mit Echtzeitinformationen angereichert werden, um Geschäftsentscheidungen besser zu unterstützen, etwa bei Marktveränderungen oder geopolitischen Risiken. Daraus leitet Joule dann entweder Handlungsempfehlungen ab oder reagiert mit automatisierten Maßnahmen.

Gleichzeitig führt SAP den neuen AI Agent Hub ein – eine zentrale Plattform, über die Unternehmen eigene KI-Agenten entwickeln, steuern und betreiben können.

Das bislang eher als Entwicklerwerkzeug bekannte Joule Studio wird zum Herzstück dieser Strategie. Mit einem neuen Skill Builder (ab Juni 2025) und darauf folgend Low-Code-/No-Code-Funktionalitäten (geplant in Q4 2025) wird es zur Entwicklungsumgebung für ein skalierbares KI-Betriebssystem innerhalb der IT-Systemlandschaft.

Maike Rose (IT-Onlinemagazin)

„SAP setzt bei Business AI auf seine Stärke: tief integrierte End-to-End-Prozesse. Die Strategie ist schlüssig, der Mehrwert klar erkennbar. Doch wie viel davon tatsächlich in den Unternehmen ankommt, bleibt offen – denn im KI-Geschäft zählt nicht nur Tiefe, sondern auch Tempo und Akzeptanz. Und genau dort erhöht der Wettbewerb gerade den Druck.“

Maike Rose
(Chefredakteurin und Geschäftsführerin IT-Onlinemagazin)

 

 

Business Data Cloud: Fundament für Business AI

Ein zentrales technologisches Rückgrat dieser Entwicklung ist die neue SAP Business Data Cloud (BDC). Sie vereint SAP Datasphere, SAP Analytics Cloud und SAP Business Warehouse zu einer einheitlichen Plattform. Ziel ist es, strukturierte, semantisch angereicherte Datenmodelle bereitzustellen, die KI-Anwendungen mit Kontext versorgen und Entscheidungen datenbasiert fundieren.

SAP kündigte an, bis Ende 2025 mehrere hundert Datenprodukte bereitzustellen – standardisierte, governance-konforme Pakete für die einzelnen SAP-Lösungen mit validierten Informationen aus SAP- und Drittquellen. Ergänzt werden diese durch Intelligent Applications, die transaktionale und analytische Prozesse verbinden und automatisieren. Unternehmen sollen damit in der Lage sein, Simulationen durchzuführen und operative Entscheidungen direkt aus Datenmodellen abzuleiten.

Ein erweiterter SAP Knowledge Graph, verfügbar ab Q3 2025, liefert zusätzlich semantische Beziehungen zwischen Datenpunkten – eine essenzielle Grundlage für präzisere KI-Analysen. Die BDC ist auf allen großen Hyperscalern (AWS, Azure, Google Cloud) verfügbar und bildet damit das datengetriebene Fundament der Business-AI-Strategie.

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Cloud und KI: SAP öffnet sich neuen Partnerschaften

SAP treibt die Öffnung seiner Plattformstrategie weiter voran – und setzt dabei auf strategische Allianzen mit Technologiepartnern. Gemeinsam mit Amazon Web Services (AWS) startet das Unternehmen ein „AI Co-Innovation Program“, das generative KI-Anwendungen auf Basis von SAP-Datenmodellen entwickeln soll. Ziel ist es, Prozesse intelligenter zu steuern – etwa in der Lieferkette, der Finanzplanung oder der Kundeninteraktion.

Auch mit Accenture baut SAP die Zusammenarbeit aus. Im Rahmen gemeinsamer Branchenlösungen entstehen konkrete KI-gestützte Anwendungsfälle – etwa für resiliente Lieferketten oder die automatisierte Notfallplanung. Ergänzt wird das Ökosystem durch weitere Partner wie das bereits erwähnte KI-Startup Perplexity.

Helge Sanden

„Leicht konsumierbare KI, die SAP von Haus aus einbettet, dürfte für die meisten Unternehmen der einfachste und sicherste Weg sein, KI-Effizienzsteigerungen schnell zu heben. Als SAP-Kunde kann man sich dann auf Daten-Infrastruktur, Change und Adoption konzentrieren, statt selbst KI-Anwendungen zu bauen.“

Helge Sanden
(Chefredakteur IT-Onlinemagazin und Community-Insider)

 

ADVANCE: KI-Cloud-Angebot für den Mittelstand

Mit der gemeinsamen Lösung ADVANCE wenden sich SAP und Accenture gezielt an wachstumsstarke Unternehmen mit einem Jahresumsatz von bis zu fünf Milliarden US-Dollar – viele davon mit historisch gewachsenen, komplexen Eigenentwicklungen. Genau hier setzt das Angebot an: Es soll den Einstieg in die Cloud erleichtern, ohne die spezifischen Anforderungen solcher IT-Landschaften zu vernachlässigen.

Kern des Angebots sind vorkonfigurierte Prozesse in den Bereichen Finanzen, Einkauf, Supply Chain und HR – ergänzt um KI-Funktionen, etwa zur Prognose, Automatisierung und Entscheidungsunterstützung. Technologisch basiert ADVANCE auf der SAP Business Technology Platform (BTP) und der SAP S/4HANA Cloud. Implementiert wird die Lösung von einem eigens aufgebauten Team aus SAP-zertifizierten SaaS-Spezialisten bei Accenture.

Ziel ist eine skalierbare Cloud-Transformation in sechs bis zwölf Monaten – mit kalkulierbarem Aufwand und integriertem Branchenwissen. Standardisierung soll dabei nicht Einschränkung bedeuten, sondern Struktur schaffen.

 

BTP-Strategie und Prozessanalyse mit KI

Die SAP Business Technology Platform (BTP) wird ab der zweiten Jahreshälfte 2025 nativ auf AWS, Azure und Google Cloud verfügbar sein – ein wesentlicher Schritt zur Vereinfachung von Entwicklung, Integration und Betrieb. Gleichzeitig werden Werkzeuge wie SAP Signavio und LeanIX enger verzahnt und mit KI-Funktionen ausgestattet. Unternehmen sollen so datenbasiert Transformationspotenziale besser erkennen und gezielt heben können.

 

Integration Suite: SAP vernetzt BTP mit KI-Funktionen

Auch die SAP Integration Suite erhält ein KI-Upgrade: Neue Funktionen helfen, Integrationsflüsse intelligenter zu steuern, passende Inhalte vorzuschlagen oder Anomalien zu erkennen. Prognosefunktionen und Konnektoren zu Systemen wie Salesforce, Snowflake oder Google Cloud Storage sollen den Handlungsspielraum erweitern. In fragmentierten IT-Landschaften kann die Integration tatsächlich zum entscheidenden Effizienzhebel werden – vorausgesetzt, Unternehmen investieren entsprechend in Governance und Datenqualität.

 

Business AI ist kein Produkt – sie ist ein Kulturwandel

SAP hat Geschäftsprozesse stets ins Zentrum gestellt – nun wird mit Business AI die nächste Evolutionsstufe eingeläutet. Die Business Data Cloud, intelligente Agenten und ein offenes Partnernetzwerk ebnen die technologische Basis. Es bleibt dennoch abzuwarten, ob Unternehmen das Angebot flächendeckend wahrnehmen, ihre Daten, Strukturen und Kompetenzen schnell genug anpassen und den versprochenen Mehrwert tatsächlich nutzen können. Erst dann wird sich ein echter Aufbruch in ein SAP-Business-AI-Zeitalter bewahrheiten.  Fakt ist aber auch: Die Chancen für SAP-Kunden, SAP-Partner und SAP selbst auf einen wahren Gamechanger bei der Unterstützung von betrieblichen Wertschöpfungsketten sind größer denn je.

 

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