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Warum bei der SAP BTP-Einführung die Organisation nicht vergessen werden darf

BTP-Excellence
Foto: Peshkov, Getty Images

 

Die Einführung von Cloud-Services über die SAP Business Transformation Platform (SAP BTP) geht weit über technische Fragestellungen hinaus – sie konfrontiert Unternehmen mit vielschichtigen strukturellen Herausforderungen, die häufig unterschätzt werden. Tobias Häsler (MHP) nennt in seinem Gastbeitrag wichtige Rahmenbedingungen für eine nachhaltige und erweiterbare Cloud-Transformation.

BTP-Informationen meist mit technischem Fokus

Die dynamische Entwicklung des SAP-BTP-Ökosystems zwingt Unternehmen mit SAP-Landschaften faktisch zur Auseinandersetzung mit Cloud-Services, da das Portfolio kontinuierlich erweitert wird und Integration zunehmend alternativlos erscheint. SAP informiert zur SAP Business Technology Platform über mehrere Kanäle: Das SAP Discovery Center systematisiert verfügbare Services, das BTP Guidance Framework liefert rollenbasierte Anleitungen für verschiedene Stakeholder-Gruppen, und das kürzlich eingeführte SAP Architecture Center demonstriert durch Referenzarchitekturen konkrete Implementierungsmuster und Service-Orchestrierung. Die verfügbaren Ressourcen fokussieren jedoch primär auf technische Aspekte, während die organisatorischen Dimensionen einer produktiven BTP-Transformation und Foundation oftmals unterschätzt werden.

 

Strategische Klarheit schaffen

Häsler Tobias MHP
Tobias Häsler, Foto: MHP

Eine erfolgreiche BTP-Adoption beginnt mit strategischer Klarheit. Cloud-Technologie um ihrer selbst willen einzuführen, bringt selten einen messbaren Erfolg. Die Geschäftsleitung muss diese digitale Transformation bewusst vorantreiben und in die Unternehmensstrategie einbetten.

Meist wird die strategische Ausrichtung auch durch konkrete Geschäftsanforderungen entscheidend mitgeprägt. Wenn etwa komplexe Intercompany-Prozesse durch systemübergreifende Workflows optimiert werden sollen, erweist sich SAP Build Process Automation (BPA) auf der BTP als überlegen gegenüber traditionellen S/4HANA-Lösungen – hauptsächlich aufgrund der erheblich vereinfachten Integration externer Systeme. Derartige fachliche Treiber schaffen die Grundlage für strategische Entscheidungen, mit denen Unternehmensarchitekten und Management gemeinsam dann beispielsweise BPA als durchgängige Workflow-Plattform für das gesamte Unternehmen definieren.

 

Am Anfang steht der Use Case

Die Auswahl eines geeignetes Use Cases kann ein entscheidender Faktor sein, ob ein Pilotprojekt erfolgreich abgeschlossen wird oder ob im Gegenteil danach die Vorbehalte gegenüber der neuen Technologie bzw. Plattform noch größer werden. Hierbei ist es ratsam, mit kleinen Projekten zu beginnen und sich so die notwendigen Grundlagen zu erarbeiten.

Dazu kann beispielweise die Erarbeitung eines einfachen Workflows mit dem Build Process Automation Service dienen. Dabei werden die ersten Anforderungen umgesetzt und etwa Subaccounts angelegt oder die User berechtigt. Mit den dabei gewonnen Erkenntnissen lassen sich dann größere Aufgaben angehen. So zum Beispiel „Pro-Code“-Entwicklungen auf unterschiedlichen Runtimes und die Verwendung der SAP HANA Cloud für Datenspeicherung oder die Einbindung der Integration Suite als Middleware.

Zudem gilt es naturgemäß zu beachten, dass der Use Case für eine Umsetzung auf der BTP auch geeignet ist. Bei Erweiterungen des SAP-Systems wird hier die SAP Application Extension Methodology empfohlen. Dabei nähert man sich in aufeinanderfolgenden Phasen der Lösungsfindung an. Zuerst wird der Use Case im System- und Business-Kontext betrachtet, und dann im Nachgang mit den theoretisch zur Verfügung stehenden Technologien für das Vorhaben in Einklang gebracht. Hieraus resultiert eine Bewertung der möglichen Umsetzungswege. Eignet sich der Use Case nach dieser Bewertung nicht für die Umsetzung auf der BTP, sollte man dies ernst nehmen und nicht versuchen, ihn trotzdem auf diesem Weg zu realisieren. Für Use Cases rund um die Themen Integration und Data & Analytics gibt es vergleichbare Vorgehensmodelle, die der Entscheidungsfindung dienen können.

 

Kosten und Zuständigkeiten klären

Der typische BTP-Implementierungsverlauf zeigt ein charakteristisches Muster: Zu Beginn beschafft die IT-Organisation einen Global Account, angetrieben von dem Ziel, Innovationen voranzutreiben – sei es für Machbarkeitsstudien oder die Realisierung konkreter produktiver Anwendungsfälle. Herausforderungen entstehen jedoch beim Übergang zur Skalierung oder bei der Integration zusätzlicher Services für erweiterte fachliche Anforderungen – in dieser Phase kann sich die Projektsituation schnell verschärfen.

Darüber hinaus erfolgt die Kostenträgerschaft zunächst typischerweise über eine zentrale Budgetposition. Die Ausweitung auf unternehmens- oder konzernweite Anwendungsszenarien macht jedoch eine differenzierte Kostenzuordnung zu den entsprechenden Organisationseinheiten oder Projektbudgets erforderlich. Nur so lässt sich Transparenz darüber herstellen, welcher Bereich oder welches Einzelprojekt welche Kosten verursacht hat – und diese gegebenenfalls auch dem erzielten Nutzen gegenüberstellen.

 

Governance-Strukturen und Guidelines verankern

Letztendlich handelt es sich bei der BTP um ein System, das klaren Governance-Strukturen und Richtlinien unterworfen werden muss, um Compliance-Anforderungen und Wirtschaftsprüfungsstandards zu erfüllen.

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Diese Richtlinien gilt es frühzeitig zu definieren und anschließend regelmäßig zu überprüfen. Ohne diese kontinuierliche Kontrolle lassen sich die BTP-Erweiterungen nur schwer beherrschen. Als grundlegende Maßnahme sollte ein zentrales Rollen- und Berechtigungsmanagement implementiert werden, das die Benutzerverwaltung und Rechtevergabe koordiniert. Ergänzt durch Namenskonventionen und weitere administrative Vereinbarungen entsteht so das Fundament für eine geordnete Plattformnutzung.

 

Das Inventar im Blick behalten

Die Übersicht über aktive Systeme und deren Verantwortlichkeiten stellt im operativen Betrieb eine tägliche Herausforderung dar. Besonders in Cloud-Umgebungen, wo neue Services mit wenigen Klicks bereitgestellt werden können, besteht die Gefahr des Kontrollverlusts. Daher empfiehlt sich die Einführung eines systematischen Tenant Managements.

Dieses kann verschiedene Reifegrade aufweisen: Initial mag eine zentrale Excel-Datei ausreichen, bei mehreren Projekten oder Beteiligten sollte jedoch eine professionellere Lösung implementiert werden. Eine zentrale Datenbasis aller Systeme, Services und Anwendungen ermöglicht nicht nur die interne Verwaltung, sondern auch die Transparenz für potenzielle Nutzer über vorhandene Services und zusätzliche Bedarfe. Zur kontinuierlichen Überwachung der dynamischen Tenant- und Service-Landschaft ist eine möglichst automatisierte Inventarisierung empfehlenswert. Diese lässt sich durch spezialisierte Tools oder eigenentwickelte API-basierte Lösungen realisieren.

 

Verantwortlichkeiten implementieren

Bei wachsenden BTP-Landschaften erweist sich eine frühzeitige thematische und organisatorische Strukturierung als entscheidend. Die Plattform bietet hierfür hierarchische Ebenen wie Directories, Subaccounts, Spaces und Namespaces zur gezielten Segmentierung. In komplexen Umgebungen sollten auf Directory- oder Subaccount-Ebene dedizierte System-Owner benannt werden. Diese Ownership-Struktur macht granulare Freigabeprozesse und die Implementierung eines Shared Responsibility Models möglich. Darauf aufbauend lässt sich ein differenziertes Berechtigungssystem etablieren, das klare Rollen- und Aufgabentrennungen im System abbildet.

 

Informationsbeschaffung sicherstellen

Die Etablierung eines umfassenden Informations-Hubs mit aktuellen Landschaftsübersichten, strukturierten Wissensdatenbanken, praxisorientierten Lernmaterialien und kuratierten SAP-Ressourcen schafft für alle BTP-Stakeholder eine fundierte Orientierungsgrundlage.

Diese zentrale Anlaufstelle optimiert nicht nur die Qualität eingehender Projektanfragen durch informierte Vorabanalysen, sondern erlaubt auch eine realistische Einschätzung von Umsetzungsaufwänden. Komplementär dazu gewährleistet ein aktives Kompetenzmanagement – von der internen Skill-Kartierung bis zur strategischen Fortbildungskoordination – die kontinuierliche Anpassung an die sich wandelnde Cloud-Technologielandschaft.

 

Fazit

Eine erfolgreiche BTP-Implementierung geht weit über technische Expertise hinaus – sie konfrontiert Organisationen mit vielschichtigen strukturellen Herausforderungen, die häufig unterschätzt werden. Unternehmen, die diese Aspekte ernst nehmen und passende Rahmenstrukturen schaffen, legen das Fundament für eine nachhaltige und erweiterbare Cloud-Transformation.

Über den Autor:

Häsler Tobias MHP
Tobias Häsler, Foto: MHP

Tobias Häsler ist Senior Manager im Bereich SAP Technology & Architecture (im Ressort SAP Digital Enterprise) bei MHP und verfügt über mehr als 15 Jahre praktische Erfahrung im SAP-Technologieumfeld. Als spezialisierter Berater und technischer Architekt liegt sein Fokus auf der Softwareentwicklung, Systemerweiterung und strategischen Beratung zur SAP Business Technology Platform. Neben seiner technischen Laufbahn hat er verschiedene Projekte als Projekt- oder Teilprojektleiter verantwortet. Die Kombination aus technischer Tiefe und Projektmanagement-Kompetenz macht Häsler zu einem gefragten Experten für komplexe SAP-Implementierungen und Modernisierungsvorhaben.

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