
Ein durchgängiges Monitoring sorgt für bessere Kontrolle, höhere Effizienz und eine stabilere IT-Landschaft. Doch klassische Lösungen zeigen oft nur, dass ein Problem besteht – nicht, warum es auftritt. Moderne Observability-Ansätze setzen genau hier an: Sie ermöglichen tiefere Einblicke in komplexe Systeme und helfen, Ursachen schnell zu erkennen und gezielt zu beheben. Dafür braucht es die individuell passende Strategie. Sven Sedlmeier vom Monitoring-Spezialisten Evolutio skizziert im Interview mit dem IT-Onlinemagazin Technologieansätze, beschreibt Herausforderungen und benennt beispielhaft Vorteile, die Unternehmen damit erzielen können – speziell auch mit Blick auf hybride Cloud-, On-Premise- und Multi-Cloud-Umgebungen.
Passgenauer Observability-Ansatz

Herr Sedlmeier, welche Rolle spielt Ihr Unternehmen im Bereich SAP-Monitoring? Wie unterscheidet sich Ihr Monitoring-Ansatz von anderen Lösungen am Markt?
Sven Sedlmeier: Wir unterstützen Unternehmen bei der Bewertung, Optimierung und Implementierung einer nachhaltigen Observability-Strategie für ihre SAP-Systeme. Dabei verfolgen wir das Ziel, den Unternehmen tiefe Einblicke in die Performance, Verfügbarkeit und Stabilität ihrer SAP-Landschaft zu verschaffen, damit sie Probleme frühzeitig erkennen und beheben können. Unser Ansatz unterscheidet sich von klassischen Monitoring-Lösungen durch den konsequenten Einsatz offener Standards und von Best Practices.
Welche Technologien setzen Sie ein, um ein durchgängiges Monitoring sicherzustellen?
Sven Sedlmeier: Das lässt sich so pauschal nicht sagen, denn wir passen uns den individuellen Gegebenheiten unserer Kunden an und setzen je nach Umgebung die optimalen Technologien ein. Hier einige Beispiele: OpenTelemetry nutzen wir zur konsistenten Erfassung von Metriken, Logs und Traces. Für die Echtzeit-Datenanalyse und SAP-Integration setzen wir auf das Cisco Observability Portfolio, etwa mit Splunk und PowerConnect. Zudem bieten wir mit Splunk AppDynamics eine detaillierte Performance-Überwachung für SAP-Systeme. Je nach Kundenumgebung kommen zur Erfassung und Visualisierung von Metriken häufig auch Prometheus und Grafana zum Einsatz. Darüber hinaus integrieren wir Cloud-Plattformen wie AWS, Azure und Google Cloud, um eine ganzheitliche Überwachung der gesamten IT-Infrastruktur sicherzustellen.
Observability-Packages für eine flexible Umsetzung
Wie gehen Sie dabei vor – und warum ist das sinnvoll?
Sven Sedlmeier: Unser Ziel ist es, Unternehmen dort abzuholen, wo sie sich aktuell in ihrer Observability-Journey befinden, und sie mit bewährten Methoden sowie modernster Technologie kontinuierlich weiterzuentwickeln. Hierfür bieten wir „Packages“, die auf die verschiedenen Kundenszenarien zugeschnitten sind und die Flexibilität in der Umsetzung optimieren. Vom initialen Bewertungs-Package bis hin zu einem Managed-Service-Package bieten wir einen strukturierten und technologieübergreifenden Ansatz, um eine Erhöhung des Observability-Reifegrades für SAP-Systeme zu gewährleisten.
Ein zentraler Bestandteil unserer Strategie ist das Observability Assessment Package. Mit diesem bewerten wir den aktuellen Reifegrad der Observability-Strategie eines Unternehmens. Dabei analysieren wir bestehende Monitoring-Tools, identifizieren Lücken und definieren eine klare Roadmap zur Optimierung. Dieses strukturierte Vorgehen sowie unser flexibler Ansatz bei der Technologieauswahl stellen sicher, dass Unternehmen maßgeschneiderte, effiziente und skalierbare Lösungen erhalten, die exakt auf ihre Anforderungen und IT-Landschaften abgestimmt sind.
Welche Ziele können Unternehmen mit einem End-to-End Monitoring-Ansatz erreichen?
Sven Sedlmeier: Ein durchgängiges Monitoring sorgt generell für bessere Kontrolle, höhere Effizienz und eine stabilere IT-Landschaft. Das bringt den Unternehmen spezifische Vorteile auf verschiedenen Ebenen. So können sie beispielsweise durch kontinuierliche Überwachung die Performance und die Nutzererfahrung verbessern – und so ihre Servicequalität steigern. Mehr Automatisierung und Effizienz entlastet die IT-Teams, reduziert manuelle Tätigkeiten und optimiert Prozesse. Auch lassen sich Problemlösungen beschleunigen, wenn Fehler direkt im Systemkontext analysiert und hierdurch die Ursachen schneller identifiziert und behoben werden. Und zu guter Letzt spart eine einheitliche Datenbasis Zeit und Ressourcen – und somit auch Kosten.
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Gibt es Branchen, die besonders von Monitoring-Lösungen profitieren? Und welche Herausforderungen können Sie immer und immer wieder beobachten?
Sven Sedlmeier: Unser Ansatz ist für viele Branchen relevant, insbesondere für Unternehmen mit kritischen IT-Systemen und komplexen Abläufen über mehrere Anwendungen hinweg. Hierzu nur drei verkürzte und eher plakative Beispiele. Finanzdienstleister und Versicherungen müssen hohen Anforderungen an Sicherheit und Compliance genügen, bei niedriger Toleranz für Ausfälle. Bei Einzelhandel und E-Commerce mag eine stabile digitale Kundenerfahrung und eine schnelle Fehlerbehebung etwas mehr im Vordergrund stehen, während bei Energieversorgern oftmals ein stärkerer Fokus auf hohe Systemkomplexität und auf Predictive Maintenance zu beobachten ist.
Reduktion von Komplexität, Compliance, Transparenz und rasche Fehlerbehebung sind Herausforderungen, denen sich im Prinzip Unternehmen aller Branchen stellen müssen, wenn auch mit unterschiedlicher Gewichtung. Hierbei erfordern komplexe IT-Architekturen ein Monitoring, das sich für hybride Cloud-, On-Premise- und Multi-Cloud-Umgebungen eignet. Regulatorische Anforderungen und Compliance-Vorgaben wiederum lassen sich durch eine durchgängige Auditierbarkeit effektiv einhalten. Eine schnellere Root-Cause-Analyse durch Ende-zu-Ende-Visibilität vom Anwender bis ins SAP-Backend beschleunigt die Fehlerbehebung. Und um hierbei Überblick und Transparenz zu behalten und eine übergroße Anzahl von Tools zu vermeiden, sollten die Unternehmen (auch) die bestehenden Monitoring-Lösungen konsolidieren und optimieren.
Praxisbeispiel: 30 Prozent weniger Umsatzausfälle
Können Sie konkrete Anwendungsfälle oder Kundenszenarien teilen?
Sven Sedlmeier: Gerne. Einer unserer Kunden, ein internationaler Finanzdienstleister, hatte wiederkehrende, schwer zu lokalisierende Performance-Probleme in seiner Online-Banking-Plattform. Indem wir die Funktionen der beim Kunden vorhandenen Observability Suite von Cisco aktiv nutzten, haben wir ihm die SAP-Backend-Prozesse transparenter gemacht und den Business-Prozess visualisiert. Im Ergebnis konnte der Kunde daraufhin die Fehlerbehebungszeit (MTTR) um 60 Prozent reduzieren und Transaktionsabbrüche signifikant reduzieren.
Im zweiten Beispiel hatte ein E-Commerce-Anbieter mit langen Ladezeiten und Ausfällen seines Webshops zu kämpfen, was zu starken Umsatzeinbußen führte. Mit unserem Observability Assessment Package wurde die Umgebung analysiert und Empfehlungen für eine Optimierung aufgezeigt. Im Anschluss haben wir für durchgängige Visibilität vom Frontend bis ins Backend gesorgt, um den Einfluss von IT-Problemen auf das Business transparenter zu machen und Ursachen schneller zu finden. Mit Hilfe gezielter Anpassungen in der IT-Infrastruktur und der Einführung eines automatisierten Alarmierungsverfahrens konnten die Umsatzausfälle bei diesem Kunden um 30 Prozent gesenkt und die Seitenladegeschwindigkeit um 40 Prozent verbessert werden.
Erkennbarer Mehrwert erhöht Nutzerakzeptanz
Mit welchen typischen Problemen kommen Unternehmen zu Ihnen? Wie unterstützen Sie sie?
Sven Sedlmeier: Das Wichtigste ist, Unternehmen genau dort abzuholen, wo sie sich gerade befinden. Viele setzen eine Vielzahl unterschiedlicher Tools ein, da jede Abteilung an ihren vertrauten Lösungen festhält – und das lässt sich oft nicht einfach ändern. Ein entscheidender Faktor ist daher die Kommunikation zwischen den Abteilungen sowie das Verständnis dafür, warum Daten erfasst werden und welchen Mehrwert sie bieten.
Denn mehr Daten bedeuten nicht automatisch mehr Erkenntnisse. Entscheidend ist vielmehr, dass die für das Business kritischsten Geschäftsprozesse erfasst, auf einer einheitlichen Datenbasis zusammengeführt und zentral ausgewertet werden. Nur so können Unternehmen von einem reaktiven zu einem proaktiven Ansatz wechseln und Probleme frühzeitig erkennen – und zwar bevor ein System ausfällt oder geschäftskritische Prozesse beeinträchtigt werden. Sobald diese Basis geschaffen ist, geht es darum, möglichst viele Prozesse zu automatisieren und die interne Akzeptanz der Plattform zu fördern. Je mehr Mitarbeitende die Plattform verstehen und ihren Mehrwert erkennen, desto nachhaltiger wird ihre Nutzung im Unternehmen.
Welche Trends im SAP-Monitoring sehen Sie für die kommenden Jahre und wie bereitet Evolutio sich darauf vor?
Sven Sedlmeier: Die SAP-Welt bewegt sich zunehmend in die Cloud – mit weitreichenden Auswirkungen auf das Monitoring. Viele Unternehmen migrieren auf SAP S/4HANA Cloud, während der SAP Solution Manager schrittweise durch Cloud ALM ersetzt wird. Wir begleiten diese Transformation mit einem Cloud-nativen Monitoring-Ansatz, der hybride Umgebungen nahtlos integriert. Ein weiteres zentrales Thema bleibt Security. Mit zunehmender Cloud-Nutzung wachsen die Anforderungen an Sicherheits-Monitoring und Compliance. Evolutio setzt daher auf KI-gestützte Anomalieerkennung und Echtzeit-Alerting, um Bedrohungen frühzeitig zu identifizieren. Durch diesen Fokus auf Observability, Automatisierung und Security stellt wir sicher, dass Unternehmen ihre SAP-Systeme leistungsfähig, sicher und zukunftsfähig betreiben können.

Sven Sedlmeier ist Country Managing Director bei Evolutio, einem Anbieter von Observability-Consulting-Services. Er verfügt über umfassende Erfahrung im Bereich Observability und hat in seiner Vergangenheit zahlreiche Unternehmen bei der Optimierung ihrer Überwachungsstrategien unterstützt. Evolutio hilft Unternehmen bei der Umsetzung moderner Überwachungsstrategien für SAP- und IT-Landschaften und ist Teil von EPI-USE, einem internationalen Beratungsunternehmen mit extensiver SAP-Expertise und einem globalen Netzwerk.
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