Datenqualität und Fachkräftemangel sind Bremsklötze bei der IT-Transformation

Philipp von der Brüggen

Viele Unternehmen unterschätzen bei der Modernisierung ihrer IT-Systeme Aufwand und Vorbereitung. Das ist ein Ergebnis der Transformationsstudie 2024 von Natuvion und NTT Data Business Solutions. Vor allem unzureichende Datenqualität und Fachkräftemangel bremsen nach wie vor viele Projekte aus. Befragt wurden 1.259 Transformationsverantwortliche aus 15 Ländern.

Philipp von der Brüggen (Natuvion | Foto) gibt erste Einblicke in die Ergebnisse der Studie, die wir für die SAP-Community exklusiv am 18. Juni in einem Expertengespräch mit dem IT-Onlinemagazin präsentieren werden.

 

Was ist ein Gradmesser für den Erfolg einer Transformation? Die Zielerreichung? Welche Ziele haben sich Unternehmen für ihre Transformation gesetzt und haben sie diese erreicht?

Ziele Transformation

Über alle Regionen hinweg bestätigen 57 Prozent aller befragten Unternehmen die Erreichung ihrer gesteckten Ziele. 43 Prozent konnten diese hingegen nicht vollständig realisieren. In der DACH-Region liegt das Verhältnis leicht unter denen der internationalen Ergebnisse. 55 Prozent erreichten alle ihre Ziele und 45 Prozent blieben hinter den Erwartungen zurück. Spitzenreiter bei der Zielerreichung sind die NORDICS mit 62,5 Prozent.

 

Große Transformationshürde: Datenqualität

Einer der meistgenannten Stolpersteine auf dem Weg zu modernen und aktuellen IT-Systemen ist offensichtlich die Datenqualität. Auf die Frage, welche technische Maßnahme im Transformationsprozess von entscheidender Bedeutung war, nannten knapp 45 Prozent die Steigerung der Datenqualität. In Deutschland lag dieser Wert bei 55 Prozent.

Technische Maßnahmen für die TransformationIn Branchen wie der Finanz- oder IT-Industrie lag der Wert ebenfalls deutlich über 50 Prozent. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass bei der gleichen Frage die „Bestandserfassung“ („Analysen durchführen“) mit über 34 Prozent auf Platz 3 zu finden war. Auch hier lag Deutschland mit 42 Prozent deutlich über dem internationalen Schnitt. Auf die Frage, welche Herausforderungen und Schwierigkeiten die Verantwortlichen im Laufe ihrer Transformation am meisten überrascht haben, liegt die schlechte Datenqualität mit ca. 30 Prozent ebenfalls weit vorne auf dem dritten Platz!

 

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Mangelware: Transformations-Know-how 

Eine große Bremse auf dem Weg zu einer neuen innovativen und leistungsfähigen IT scheint das fehlende Transformations-Know-how zu sein. Als wichtigster Erfolgsfaktor im Rahmen der Transformation, aber auch als große Herausforderung bei der Planung wurde über alle 15 Länder hinweg fast durchgängig das Transformations-Know-how an erste Stelle gewählt.

Erfolgsfaktoren für TransformationsprozessÜberrascht hat die Verantwortlichen die fehlende Erfahrung ihrer Teams mit dem Management solcher Projekte (34 Prozent). So ist es kaum verwunderlich, dass die Teilnehmer der Studie auf die Frage, welche organisatorische Maßnahme im Transformationsprozess von entscheidender Bedeutung war, den Aufbau neuer Kompetenzen mit über 46 Prozent mit weitem Abstand an erste Stelle wählten. Produzierende Industrieunternehmen (56 Prozent) oder die Finanzindustrie (52 Prozent) haben hier einen besonders großen Schwerpunkt gelegt.

 

Kommunikation: Die am meisten unterschätzte Disziplin

Die Renovierung der Datenverarbeitung ist ein reines IT-Projekt. Diese Annahme ist ganz offensichtlich falsch. Das belegen die Antworten auf die Frage „Welchen Teil Ihres Transformationsprojektes haben Sie am meisten unterschätzt?“ eindrucksvoll.

Transformationsprojekt: Was wurde unterschätztCa. 39 Prozent der 1.259 Befragten haben die „Organisation der Kommunikation zwischen Abteilungen und Unternehmensbereichen“ unterschätzt. Damit landete diese Antwortmöglichkeit mit weitem Abstand auf Platz 1. In Branchen wie Life Science (42,4 Prozent), Automotive (42,4 Prozent) oder IT (44 Prozent) lagen die Werte sogar signifikant über 40 Prozent. Hier wird deutlich, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen der IT und den Fachbereichen nicht überall übliche Praxis ist und durch weniger standortbezogene Arbeitsmodelle wie Homeoffice wahrscheinlich noch schwieriger werden dürfte.

 

Transformationsaufwände: Überall viel zu knapp kalkuliert

Sei es bei der Zeit- oder Budgetplanung – eine These der letztjährigen Studie wurde auch bei signifikanter Internationalisierung und Vergrößerung der Stichprobe eindrucksvoll bestätigt:

Transformationsprojekt im Nachgang anders angehen?Die Unternehmen unterschätzen das Projekt IT-Transformation in allen Bereichen. Auf die Frage „Was würden Sie heute im Rahmen Ihrer Transformation anders machen?“ belegen die drei vorderen Ränge „mehr Zeit einplanen“ (≈37 Prozent), „mehr Ressourcen einplanen“ (36,5 Prozent) und „sich früher mit der Thematik befassen“ (≈34 Prozent). Aus der produzierenden Industrie sind es sogar 49 Prozent, die mehr Zeit einplanen würden, wenn sie nochmals in dieser Situation wären. 44 Prozent aller Vorstände beteuern, dass sie sich bei einer Wiederholung viel früher mit dem Thema befassen würden.

 

Transformation in die Cloud: Führungskräfte erwarten keine positiven Kosteneffekte

Warum Cloud-Dienste nutzen?Der weit überwiegende Teil der Unternehmen setzt nach ihrer Transformation mehr Cloud-Dienste ein als davor (56 Prozent). Das Ziel für den gesteigerten Cloud-Einsatz ist eine höhere Flexibilität (39 Prozent), die Beschleunigung von Geschäftsprozessen (38 Prozent) und ein schnellerer und leichterer Zugang zu technischen Innovationen (37 Prozent). Kostenvorteile erwarten sich nur wenige von der Cloud. Dieser Punkt schafft es bei den 13 Auswahlmöglichkeiten mit 11 Prozent nur auf den vorletzten Platz! Offensichtlich ist Führungskräften klar, dass ein Zuwachs an Schnelligkeit und Flexibilität über die Cloud nicht zu Kostensenkungen führt!

 

Künstliche Intelligenz (KI) ist noch kein großer Transformationstreiber

Mit großer Spannung erwartet wurden die Ergebnisse der erstmals gestellten Frage „Welche Rolle hat die Einführung und Nutzung von KI in Ihrem Transformationsprojekt gespielt?“. Für ca. ein Viertel aller Unternehmen war KI ein entscheidender Treiber für die Transformation. Die gleiche Frage wurde zum Datenschutz gestellt („Welche Rolle hat der Datenschutz in Ihrem Transformationsprojekt gespielt?“). Mit 34 Prozent wurde das Thema Datenschutz als relevanter Treiber für die Transformation von den Befragten signifikant höher bewertet als das Thema KI. Keine Rolle im Rahmen ihres Transformationsprojektes hat KI für 21 Prozent (Datenschutz 9,6 Prozent) der befragten Unternehmen gespielt. Schaut man sich die Daten der Geschäftsführer und Vorstände an, so sind sogar 14 Prozent der Meinung, dass KI in ihrem Projekt keine Rolle gespielt hat!

 

Weiterführende Informationen zur Studie

Natuvion befragt zusammen mit NTT DATA alljährlich Business Solutions Top-Manager und Abteilungsleiter zu Erfahrungswerten ihrer abgeschlossenen IT-Transformation. Die Studienergebnisse sollen Unternehmen, die vor einer IT-Transformation stehen oder gerade mittendrin stecken (z.B. nach SAP S/4HANA), Hilfestellung bieten. 2024 wurden dazu 1.259 Transformationsverantwortliche aus 15 Ländern befragt. Die vollständige Studie wird Ende Mai veröffentlicht und im Rahmen eines Expertengespräches mit dem IT-Onlinemagazin vorgestellt.

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