Anzeige

DSAG benennt Hürden auf dem Weg zu SuccessFactors im Öffentlichen Dienst

Für SAP-Kunden der Öffentlichen Verwaltung stellt sich die Frage, wie sie vor dem Hintergrund der bestehenden Gesetzgebung und der vielfältigen kundenspezifischen Anforderungen auch zukünftig ihre personalwirtschaftlichen Prozesse rechtssicher, gesetzeskonform und anforderungsgerecht mit SAP-Software abbilden können.

Eine aktuelle DSAG-Umfrage zur Zukunftsfähigkeit der SAP-Lösungen für den Einsatz in der Öffentlichen Verwaltung fand heraus, dass viele Befragte Bedenken haben. Wir haben bei Hermann-Josef Haag, DSAG-Fachvorstand Personalwesen und Public Sector, nachgefragt.

 

Wie denkt der Öffentliche Dienst über den Einsatz der Public-Cloud-Lösung SuccessFactors?

Hermann-Josef Haag DSAGHermann-Josef Haag: Eine DSAG-Umfrage hat ergeben, dass mehr als 67 Prozent der befragten öffentlichen Auftraggeber einen Wechsel in eine Public Cloud negativ bewerten. Die Private Cloud wird von 43 Prozent wiederum positiv bewertet.

Insgesamt hat mehr als ein Drittel der Befragten bei diesem Thema keine Angabe gemacht, was den Schluss nahelegt, dass hinsichtlich der Cloud-Modelle bei vielen DSAG-Mitgliedern noch Wissens- und Informationslücken bestehen. Sie haben sich vermutlich noch kein finales Bild über die Cloud-Modelle machen können.

 

Welche Bedenken gibt es?

Einerseits sind die rechtlichen Rahmenbedingungen noch ungeklärt. Bei Clouds, die international verteilt sind und sich auch über Staaten außerhalb des europäischen Währungsraums erstrecken, braucht es eine rechtliche Grundlage, um personenbezogene Daten in Drittstaaten zu übermitteln.

Hier befürchten die DSAG-Mitglieder unter anderem, dass staatliche und private Stellen auf ihre Daten in der Cloud zugreifen können und dieser Zugriff nicht kontrollierbar wäre.

 

Und wenn die Daten nur in Deutschland liegen?

Auch hier gibt es Sicherheitsbedenken. Rund die Hälfte aller in der DSAG-Umfrage befragten öffentlichen Auftraggeber äußerten Bedenken und verwiesen auf die Anforderungen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Diese werden im Öffentlichen Dienst oft als Mindeststandard genommen.

 

Welche funktionalen Wünsche, die die Cloud-Lösung SuccessFactors derzeit noch nicht erfüllt, äußern Ihre Mitglieder im Öffentlichen Dienst?

Es fehlen derzeit noch Möglichkeiten SuccessFactors zu erweitern oder zu verändern. Außerdem fehlen wichtige Funktionen für den Öffentlichen Dienst, also spezifische Module wie Stellenwirtschaft, Versorgungsadministration und Nachversicherung. Diese Branchenmodule sind in SuccessFactors nicht enthalten.

Darüber hinaus gibt es in der Abrechnung Besonderheiten, die ebenfalls nicht in der Cloud verfügbar sind. Hierzu zählen unter anderem die Zusatzversorgung oder tarifrechtliche Besonderheiten.

 

Und wie sieht es mit der „Payroll“ aus?

Nach jetzigem Stand gibt es keine Abrechnung für den Öffentlichen Dienst in der Cloud. Anwender müssen aktuell eine On-Premise-Payroll anbinden.

           

Was fordern Sie von SAP?

Wir fordern von SAP Unterstützung für Kunden der Öffentlichen Verwaltung, damit diese auch künftig ihre personalwirtschaftlichen Prozesse rechtssicher, gesetzeskonform und anforderungsgerecht mit SAP-Software abbilden können. Für den Öffentlichen Dienst in Deutschland ist „Cloud-only“ keine Option. Daher sieht der strategische Ansatz vieler DSAG-Mitglieder aus diesem Sektor auch vor, für alle Prozesse weiterhin On-Premise-Lösungen als Komponenten einer Zukunftsarchitektur einzusetzen.

Sofern SAP für kundeneigene Entwicklungen technische Möglichkeiten eröffnet und die rechtlichen sowie organisatorischen Rahmenbedingungen es zulassen, eine Private Cloud oder andere Modelle einzusetzen, sind Cloud-Lösungen in der Öffentlichen Verwaltung allerdings ebenso denkbar. Insgesamt sind die DSAG-Mitglieder bereit, mit SAP an der Transformation im Öffentlichen Dienst zu arbeiten, denn grundsätzlich ist der Wille zur Innovation gegeben. Lediglich der Weg ist noch weit.

 

Was sind die Ziele der DSAG für die Öffentlichen Verwaltungen?

Je nach Umfang und Einsatz müssen Anwender für einen Umstieg auf alternative Software-Lösungen im HCM-Bereich zwischen fünf und sieben Jahre einplanen. Deshalb sind frühzeitig klare und verlässliche Aussagen zur langfristigen SAP-Strategie unabdingbar. Auf diese werden wir als DSAG gemeinsam mit SAP hinarbeiten.

Weiterhin werden wir als DSAG darauf hinwirken, dass auch künftige SAP-Lösungen im HCM-Bereich die rechtlichen und funktionalen Anforderungen gewährleisten. Ein Auseinanderlaufen von nicht mehr weiterentwickelten On-Premise- und Cloud-Lösungen ist bei längerfristig verfügbaren On-Premise-Lösungen für die Öffentliche Verwaltung einfach nicht akzeptabel.

 

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Helge Sanden.

 

Wir danken Ihnen, wenn Sie diesen Artikel jetzt weiterempfehlen:

Anzeige

Über die Redaktion IT-Onlinemagazin

SAP-Community Nachrichten, die Entscheider kennen sollten: Abonnieren Sie jetzt unseren IT-Onlinemagazin Newsletter. Lesen Sie Umfrageergebnisse, Insights aus dem SAP-Ecosystem, Interviews und Artikel ... und Sie bleiben kompakt informiert.

Lesetipp für Sie:

KI vs. Mensch

KI für ABAP: Cloud-native statt Cloud-only

Die SAP-Welt der Zukunft ist weder “Cloud-only” noch “On-Premises-only”. Vielmehr sollten wir den Begriff “hybrid” …