Mit Low-Code statt Lock-in das ERP von morgen gestalten

Puzzle Low Code
Quelle: alphaspirit.it

Low-Code ist schon lange kein exotisches Nischenthema mehr, sondern hat sich zu einem vielfältig einsetzbaren Digitalisierungsinstrument und Innovations-Tool für ERP-Projekte entwickelt. Wie der Status quo aussieht, wie Unternehmen Low-Code-Plattformen bereits nutzen und welche weiteren Potenziale – unter anderem im Umfeld von Business-AI und Build AI – existieren, erläutert Florian Rühl, Board Member der Simplifier AG in seinem Gastbeitrag.

Florian Rühl Simplifier
Florian Rühl, Foto: Simplifier

Ein ERP von der Stange mit Standardfunktionalitäten ist heute schlicht nicht mehr ausreichend, um die vielen Anforderungen an Agilität, Flexibilität und Skalierbarkeit erfüllen zu können – Zukunfts- und Innovationsfähigkeit inklusive. Anwender in SAP- (und hier sind insbesondere die Anwender von SAP ERP ECC 6.0 betroffen) und Non-SAP-Umgebungen benötigen heute mehr denn je intelligente und nutzerfreundliche Erweiterungsmöglichkeiten, die smart mitwachsen, die individuellen Bedürfnisse und Business-Modelle matchen und ein maximales Maß an Freiheit mitbringen – allesamt Eigenschaften, die moderne Low-Code-Plattformen mitbringen.

 

Anwendernutzen steht im Mittelpunkt

Der Bedarf für individuelle Erweiterungen im SAP-ERP-Umfeld ist nicht neu, und bisher bedurfte es dafür vieler individuell programmierbarer Zusatzapplikationen und Drittlösungen, deren gemeinsamer Nenner „zeit-, kosten- und wartungsintensiv“ lautete. Low-Code ist für Unternehmen mit hoher Digitalisierungsdynamik die optimale Lösung, schließlich ermöglicht es die Technologie nicht nur, ergänzende Applikationen für ERP-Lösungen zu entwickeln, sondern unterstützt auch dabei, Workflows zu automatisieren.

Auch im SAP- und Clean- bzw. Lean-Core-Kontext spielt Low-Code eine immer essenziellere Rolle, schließlich stellen sich Anwender immer öfter die Frage, warum sie SAP-Fiori-Applikationen nach alter Methodik entwickeln sollen anstelle mit Hilfe eines Multifunktions-Tools wie einer Low-Code-Plattform, für das weder Experten-Know-how, riesige Budgets noch Tools wie SAP Build erforderlich sind – geschweige denn die Komplexität als auch Kosten, die automatisch damit einhergehen. Die Erfahrung hat gezeigt und viele Kundenprojekte beweisen es: Side-by-Side-Entwicklungen für die Entwicklung und Automatisierung von Anwendungen mit Low-Code sind die Antwort auf viele Fragen und Anforderungen von IT- und Fachabteilungen, Entwicklern und Citizen Developern.

 

Viessmann treibt digitalen Wandel mit Low-Code

Der international bekannte Hersteller von Heiztechnik, Klima- und Kühlsystemen Viessmann​, der mit 14.500 Mitarbeitern und 68 Vertriebsgesellschaften in 31 Ländern tätig ist, wollte seine überholten und vor allem kostenintensiven Technologien zur Applikationserstellung ablösen. Die konkrete Herausforderung dabei: Zwölf produktive Anwendungen innerhalb kürzester Zeit – nämlich sechs Monate – neu aufzusetzen, inklusive Anbindung an verschiedene Services und Integration des Nutzerverzeichnisses. Und das bei gleichzeitig begrenzten Entwicklerkapazitäten, dafür aber mit Low-Code-Erfahrung im Gepäck.

Die Flexibilität und Offenheit einer „Made in Germany“-Plattform überzeugte hinsichtlich Schnittstellen, den Möglichkeiten zur Wiederverwendung bestehender Funktionen sowie der aktiven Einbindung von Mitarbeitern aus den Fachbereichen. Seither entwickelt Viessmann SAP-Fiori-Anwendungen schnell und nachhaltig auf Basis des UI5-Frameworks seiner Low-Code-Plattform, und das obendrein noch perfekt angepasst an die bereits abgeschlossene SAP-S/4HANA-Migration. Low-Code als fester Baustein der agilen Viessmann-Innovationskultur ist heute somit der Enabler für eine deutlich verkürzte Time-to-Market, hilft, neue Lösungen iterativ bereitzustellen und unkompliziert zu deployen und bindet die Kompetenzen aller Mitarbeiter, also auch Nicht-Entwickler, aus dem gesamten Unternehmen ein.

 

Einordung: Artificial Intelligence (AI) und Low-Code

AI ist ein wichtiges Werkzeug und AI kann Low-Code sinnvoll ergänzen, aber nicht ersetzen. Denn Code-Qualität, Sicherheit, Compliance bzw. die Gesamtverantwortung einer Künstlichen Intelligenz (KI) zu überlassen, das wagt bisher niemand. AI bzw. Build AI, das die Erstellung von Applikationen verbessert, kann also bei Ideen und Mock-ups, bei der Entwicklung und Integration, für Management und Deployment unterstützen und helfen. Aber die Gesamtverantwortung übernehmen? Nein. Entsprechend wird AI im optimalen Fall als Tool genutzt, um Welten bzw. verschiedene bereits existierende Systeme zu verbinden: mit Software bzw. Datensystemen, mit offline-fähigen JavaScript Libraries und den gängigen AI-Services bekannter Anbieter.

 

Fertigungsunternehmen setzt auf Business AI 

SAERTEX, der Weltmarktführer in der Herstellung textiler​ Verstärkungsmaterialien für Faserverbundstoffe, die aus Glas-, Carbon-, Natur- und Aramidfasern entstehen, hat mit Low-Code und AI den Sprung vom papierbasierten Produktionsprozess zur digitalen Prozessintelligenz gemeistert. Wo es früher an Wartbarkeit mangelte und Systembrüche vorherrschten,​ existiert heute eine einheitliche Tool-Kette, die mobil, skalierbar, lückenlos transparent und mit durchdachtem Governance-Konzept orchestriert ist.

Wenn Sie zu diesem und weiteren Themen aus der SAP-Community informiert bleiben möchten, abonnieren Sie jetzt den IT-Onlinemagazin Newsletter.

Mit der neuen „Verpackungsprozess-Applikation“ lassen sich zum Beispiel auch ungelernte Fachkräfte ohne umfangreiche Einweisung in den digital geführten Prozess integrieren. Die Vorteile: Die Fehlerquote wurde unter 0,5 Prozent gesenkt, Folgekosten einer falschverpackten Transportrolle parallel reduziert.​ Die „Verladekontrolle​-Applikation“ erlaubt es Nutzern, den Verlade- und Versandprozess endlich digital in einer einzigen Anwendung zu managen anstelle wie früher über unstrukturierte, papierbasierte Prozesse und eine Vielzahl unterschiedlicher, nicht mehr wartbarer Systeme. Ebenfalls erfüllt wurde die volle Integrationsfähigkeit in SAP und in die vorhandenen Schnittstellen zu bestehenden Systemen im Shopfloor und Topfloor.

Dank der Automatisierung lassen sich Übertragungsfehler vermeiden, da bei Fertigstellung eines Transports der Vorgang sowohl in der Low-Code-Plattform als auch im SAP-System abgeschlossen wird. Obendrauf sorgt ein dynamisch generierter QR-Code dafür, dass die manuelle Eingabe von Artikeldaten entfällt, was weitere Fehler vermeidet. Oder anders formuliert: SAERTEX bringt Anwendungen um ein Drittel schneller auf den Markt, spart bis zu 20 Projekttage pro Lösung ein, der Return on Investment (RoI) ist in weniger als zwölf Monaten realisiert sowie eine bidirektionale SAP-Kommunikation zwischen Produktion und Verwaltung dauerhaft etabliert.

 

ERP-Zukunft spielt auf der Low-Code-Klaviatur

Zusammengefasst: Schon heute beeinflusst Low-Code die ERP-Zukunft maßgeblich, denn damit werden Flexibilität, Schnelligkeit und Benutzerfreundlichkeit nachweislich auf ein neues Level gehoben, Geschäftsprozesse durchgängig optimiert und digitalisiert und auf Marktanforderungen kann deutlich agiler und schneller reagiert werden. Eine noch stärkere Integration verschiedenster Systeme sowie AI-gestützter Funktionen werden Unternehmen weiter dabei helfen, ihre ERP-Prozesse zu optimieren und zu automatisieren – ohne riesige Budgets, ohne monatelange Zusatzarbeit und ohne ein Heer erfahrener Programmierer.

Wer mehr über erfolgreiche Digitalisierungsstrategien auf Low-Code-Basis erfahren möchte, kann sich zum Beispiel auch Insights zum Automobilzulieferer ElringKlinger holen: Hier wird besonders transparent, welche Effizienzpotenziale in komplexen IT-Architekturen liegen.

Autorenprofil:

Als Chief Revenue Officer und Executive Board Member ist Florian Rühl für die operative und strategische Ausrichtung von Vertrieb, Marketing und Partner-Management zuständig und steigert als Business-Developer zudem die Bekanntheit von Simplifier im europäischen Markt im Allgemeinen und bei SAP-Kunden im Besonderen.

Wir danken Ihnen, wenn Sie diesen Artikel jetzt weiterempfehlen:

Anzeige

Über die Redaktion IT-Onlinemagazin

SAP-Community Nachrichten, die Entscheider kennen sollten: Abonnieren Sie jetzt unseren IT-Onlinemagazin Newsletter. Lesen Sie Umfrageergebnisse, Insights aus dem SAP-Ecosystem, Interviews und Artikel ... und Sie bleiben kompakt informiert.

Lesetipp für Sie:

CloudMove

S/4HANA-Migrationen richtig organisieren

Viele SAP-Kunden sehen ihre S/4HANA-Transformation noch immer als in erster Linie ein Softwareprojekt an. Technologie …