Rechnungsverarbeitung durch E-Invoicing: Optimierungspotenziale für Unternehmen

E-Invoice
Foto: Andrey Popov , Getty Images

 

Seit Jahresbeginn sind Unternehmen in Deutschland verpflichtet, Rechnungen elektronisch zu versenden und zu empfangen. Wie genau funktioniert E-Invoicing, welche Vorteile bringt der Ansatz mit sich, und worauf müssen Unternehmen – insbesondere mit Blick auf die bevorstehenden regulatorischen Änderungen achten? In seinem Gastbeitrag beleuchtet Florian Mahlmeister Herausforderungen der klassischen Rechnungsverarbeitung sowie Entwicklung und Vorteile des E-Invoicing. Außerdem gibt er konkrete Handlungsempfehlungen für Unternehmen.

E-Invoicing: Gamechanger für die Finanzbuchhaltung 

Stellen Sie sich vor, eine Rechnung erreicht Ihr Unternehmen – und wird ohne Verzögerung, manuelle Eingriffe oder Fehler automatisch verarbeitet. Kein Papierchaos, keine verlorenen Dokumente, keine unnötigen Kosten. Klingt nach Zukunftsmusik? Mit modernen E-Invoicing-Lösungen wird diese Vision Realität.

Die Digitalisierung hat in vielen Unternehmensbereichen tiefgreifende Veränderungen bewirkt – auch in der Finanzbuchhaltung. Besonders die Rechnungsverarbeitung bietet erhebliches Automatisierungspotenzial. Dennoch setzen viele Unternehmen nach wie vor auf papierbasierte oder manuell gesteuerte Prozesse, die ineffizient und fehleranfällig sind. E-Invoicing, also die elektronische Rechnungsverarbeitung, verspricht hier erhebliche Verbesserungen. Doch wie genau funktioniert dieser Ansatz, welche Vorteile bringt er mit sich, und worauf müssen Unternehmen achten, insbesondere mit Blick auf die bevorstehenden regulatorischen Änderungen?

 

Nachteile der traditionellen Rechnungsverarbeitung 

Der manuelle Umgang mit Rechnungen stellt Unternehmen vor zahlreiche Probleme. Zu den größten Herausforderungen zählen:

  • Lange Bearbeitungszeiten: Rechnungen durchlaufen oft mehrere Abteilungen, bevor sie freigegeben und beglichen werden können. Verzögerungen führen zu Skontoverlusten und potenziellen Mahngebühren.
  • Fehlerrisiken durch manuelle Dateneingabe: Abschreibfehler, doppelte Buchungen oder fehlerhafte Beträge sind keine Seltenheit und können kostspielige Folgen haben.
  • Fehlende Transparenz: Ohne automatisierte Workflows fehlt der Überblick über den Zahlungsstatus, was die Finanzplanung erschwert.
  • Regulatorische Unsicherheiten: Steuer- und Buchhaltungsregularien erfordern eine präzise Dokumentation und Archivierung. Beides ist mit Papierdokumenten immens aufwendig.

 

Die Entwicklung von E-Invoicing

E-Invoicing gewinnt weltweit an Bedeutung. Treiber dieser Entwicklung sind nicht nur technologische Innovationen, sondern auch regulatorische Vorgaben. In der EU wurde mit der Richtlinie 2014/55/EU bereits ein einheitlicher Standard für elektronische Rechnungen eingeführt, der insbesondere für den öffentlichen Sektor verpflichtend ist. Doch auch im B2B-Bereich gibt es zunehmend Vorschriften zur Nutzung elektronischer Rechnungen.

Seit dem 1. Januar 2025 ist in Deutschland die Nutzung von E-Rechnungen für inländische B2B-Transaktionen verpflichtend. Eine Rechnung gilt dann nur noch als E-Rechnung, wenn sie in einem strukturierten elektronischen Format (z. B. XRechnung oder ZUGFeRD) erstellt und übermittelt wird. PDF-Dateien allein reichen nicht mehr aus und gelten als „sonstige Rechnungen“ mit eingeschränkter steuerlicher Akzeptanz. Für Unternehmen bedeutet dies eine Umstellung, die sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich bringt.

Überblick: Wichtige gesetzliche Anforderungen ab 2025

  • Strukturiertes Format erforderlich: Rechnungen müssen in einem standardisierten Format wie XRechnung oder ZUGFeRD vorliegen.
  • PDF-Rechnungen allein sind nicht mehr zulässig: Sie gelten als sonstige Rechnungen.
  • Übergangsregelungen bis 2028: Unternehmen haben Zeit zur Anpassung, sollten aber frühzeitig handeln, um Compliance-Probleme und drohende Bußgelder zu vermeiden.

 

Vorteile der automatisierten Rechnungsverarbeitung

Die Implementierung einer modernen E-Invoicing-Lösung kann Unternehmen signifikante Vorteile bieten:

  • Zeit- und Kosteneinsparung: Automatische Erfassung und Verarbeitung von Rechnungen reduziert den manuellen Arbeitsaufwand erheblich.
  • Minimierung von Fehlern: Validierungsmechanismen sorgen für eine höhere Datenqualität und verhindern Falschbuchungen.
  • Erhöhte Compliance-Sicherheit: E-Invoicing unterstützt die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben und erleichtert Steuerprüfungen.
  • Bessere Integration in Finanzprozesse: Moderne Cloud-basierte Lösungen lassen sich nahtlos in ERP- und Buchhaltungssysteme einbinden.
  • Internationale Standards: Durch die Unterstützung von Formaten wie XRechnung, ZUGFeRD, Factur-X oder FatturaPA wird die grenzüberschreitende Rechnungsstellung erleichtert.

 

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Wie Mann & Schröder interne Rechnungsprozesse automatisiert

DexheimerDie digitale Rechnungsverarbeitung bietet enormes Automatisierungspotenzial, doch viele Unternehmen sind noch unsicher bei der Umsetzung. Dass E-Invoicing ein echter Gamechanger sein kann, beweist der Kosmetikhersteller Mann & Schröder.

Im Expert-Talk im Rahmen der 21. IT-Onlinekonferenz erläutern Adrian Dexheimer (Mann & Schröder Cosmetics | Foto) und Olaf Bischoff-Straub (FIS) am 13. Mai um 10:30 Uhr , wie Unternehmen die E-Rechnungspflicht nicht nur als regulatorische Herausforderung, sondern als Chance zur gesamtheitlichen Automatisierung ihres Rechnungsprozesses nutzen können und welche Vorteile eine Invoice Management Lösung bietet. Außerdem gibt es konkrete Praxistipps, wie Unternehmen die E-Invoicing-Pflicht in Deutschland umsetzen und den gesamten Rechnungsprozess mithilfe erprobter Workflows optimieren können. Jetzt kostenlos anmelden

 

Umsetzung und Handlungsempfehlungen 

Damit Unternehmen den Übergang zum E-Invoicing reibungslos gestalten können, sind einige zentrale Maßnahmen erforderlich:

  • E-Invoicing-Readiness sicherstellen: Prüfen Sie, ob Ihre bestehenden Systeme den Versand und Empfang strukturierter elektronischer Rechnungen unterstützen. Falls nicht, sollten geeignete Lösungen implementiert werden.
  • Regulatorische Anforderungen klären: Unternehmen mit internationalen Niederlassungen sollten sich über die jeweiligen Vorschriften in den betroffenen Ländern informieren, da sich die Anforderungen von Land zu Land unterscheiden.
  • Frühzeitige Umstellung einplanen: Da die verpflichtende Einführung von E-Rechnungen zu einem Anstieg der Nachfrage nach passenden Softwarelösungen führen wird, sollten Unternehmen zeitnah mit der Implementierung beginnen.
  • Mitarbeitende schulen: Die Einführung neuer Systeme erfordert auch eine entsprechende Schulung der Mitarbeitende, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.

 

Die Zukunft der Rechnungsverarbeitung ist digital

Für Unternehmen stellt sich die Frage, wie sie die Umstellung auf E-Invoicing nicht nur als regulatorische Pflicht, sondern auch als strategische Chance nutzen können. Die Digitalisierung der Rechnungsverarbeitung kann nicht nur Kosten senken und Prozesseffizienz steigern, sondern auch neue Möglichkeiten für die Automatisierung und Analyse von Finanzdaten eröffnen.

Zukünftig wird sich die Entwicklung im Bereich E-Invoicing weiter beschleunigen. Technologien wie Blockchain zur sicheren Dokumentation von Transaktionen und KI-gestützte Analysen zur Optimierung von Zahlungsflüssen werden sich immer weiter durchsetzen und eine noch tiefere Integration in Unternehmensprozesse ermöglichen. Unternehmen, die bereits jetzt in flexible und skalierbare Lösungen investieren, werden langfristig von den kommenden Innovationen profitieren und ihre Finanzprozesse nachhaltig optimieren.

 

 Über den Autor:

Florian Mahlmeister
Florian Mahlmeister, Produktmanager, FIS | Foto: FIS

Florian Mahlmeister behält als Produktmanager stets neue Entwicklungen und Markttrends in den Bereichen Dokumentenprozesse, Stammdatenmanagement und Künstliche Intelligenz im Blick. Mit seinem Fokus auf nachhaltige Innovation sorgt er dafür, dass die Produkte von FIS den wachsenden Anforderungen gerecht werden und den Kunden einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil bieten.

 

 

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