Wie lässt sich Künstliche Intelligenz (KI) im SAP Consulting nutzen? Wo kommen intelligente Lösungen bereits verstärkt zum Einsatz? Und welche KI-Tools erfreuen sich bei SAP-Experten besonderer Beliebtheit? Das hat das IT-Onlinemagazin mit Unterstützung der Projektplattform Freelancermap ermittelt. Das Ergebnis: Mehr als zwei Drittel der befragten SAP-Fachkräfte setzt bereits auf smarte Unterstützung.
Künstliche Intelligenz: Revolution in der SAP-Beratung?
Im letzten Jahr hat der österreichische Softwarehersteller Sysparency den weltweit ersten vollautomatischen und digitalen SAP-Berater vorgestellt, der auf KI-Technologie basiert. Er soll die Art und Weise revolutionieren, wie Unternehmen SAP-Lösungen optimieren und weiterentwickeln. Damit soll er die Lücke schließen, die häufig durch den Weggang erfahrener Fachkräfte entsteht.
Trotz solcher schönen Visionen wird es im Consulting-Geschäft wohl auch künftig nicht ohne SAP-Fachkräfte funktionieren, also echte Menschen. Diese sind gefragt, angesichts des anstehenden Umstiegs auf S/4HANA noch einmal mehr. Natürlich müssen auch sie, wenn sie ihre Karriere vorantreiben wollen, technisch up-to-date bleiben. Nicht nur, was ihr Kerngeschäft SAP betrifft, sondern auch bezüglich der Inanspruchnahme moderner Hilfsmittel.
Nutzen SAP-Beraterinnen und -Berater genAI- und weitere KI-Tools bereits für ihre Arbeit? Und wo bringen sie ihnen die größte Erleichterung? Dies wollten wir wissen und haben deshalb die Betreiber der Projektplattform Freelancermap beauftragt, die Analyseergebnisse des diesjährigen Freelancer-Kompasses speziell auf den SAP-Markt hin zu filtern.
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Warum SAP-Fachkräfte Künstliche Intelligenz einsetzen
67 Prozent der befragten SAP-Fachkräfte verwenden demnach beruflich bereits aktiv Tools und Software, die auf Künstlicher Intelligenz beruhen – und damit geringfügig mehr als die Grundgesamtheit der befragten Freelancer (58 Prozent). Die meisten von ihnen wollen damit ihre Effizienz und Produktivität verbessern (49 Prozent). In der Tat lassen sich Beratungsprozesse erheblich beschleunigen, wenn man Prozesse automatisiert und große Datenmengen schnell verarbeiten kann. Beratungsprojekte beinhalten wiederkehrende Aufgaben wie das Monitoring von Systemen, die Durchführung von Sicherheitsüberprüfungen oder die Bereitstellung von Support-Diensten. Nimmt einem die KI solche Routineaufgaben ab, bleibt mehr Zeit für strategische Tätigkeiten.
39 Prozent lassen sich durch KI bei Brainstormings unterstützen, 33 Prozent erstellen automatisierte Texte, Bilder und Videos und 29 Prozent nutzen die Tools für die Informationssuche. Bessere Entscheidungsfindung ist ein weiterer Grund für SAP-Fachkräfte, KI einzusetzen. Der Grund liegt auf der Hand: KI kann bekanntermaßen große Mengen an Daten in kurzer Zeit analysieren. Daraus lassen sich Muster und Trends in den Kundendaten erkennen, die manuell nur schwer zu entdecken wären.
Häufig verwendete KI-Tools
Ein im Consulting-Geschäft vielfach verwendetes KI-Tool ist IBM Watson, das für Datenanalysen, Automatisierung und die Entwicklung von Chatbots eingesetzt wird. Auch Microsoft Azure AI oder Google Cloud AI bieten eine Vielzahl von KI-Diensten, darunter maschinelles Lernen, Natural Language Processing (NLP), Bilderkennung, kognitive Dienste und Bot-Dienste. H2O.ai ist eine Open-Source-Plattform für maschinelles Lernen, die von vielen Beratungsfirmen genutzt wird, um fortschrittliche Analysen und prädiktive Modelle zu erstellen. Sie ist besonders für ihre Benutzerfreundlichkeit und Skalierbarkeit bekannt.
Was gibt es von SAP in Sachen KI?
SAP bietet selbst eine Reihe KI-gestützter Lösungen, die in Beratungsprojekten eingesetzt werden können. Leonardo und Conversational AI waren erste Ansätze in dieser Richtung, inzwischen werden KI-Services über die BTP bereitgestellt, etwa für die Softwareentwicklung (SAP Build Code) oder Erstellung von Analysen (SAP Analytics Cloud). Die BTP AI Foundation ermöglicht eine individuelle Entwicklung, Nutzung und Einbindung von KI, das Training eigener Modelle und die Einbindung von Large Language Models (LLMs) unterschiedlicher Anbieter. Innerhalb der AI Foundation dient das SAP AI Launchpad als Gateway für den Zugriff auf GenAI HUB, ML-Operationen und den Prompt-Editor. Dann gibt es den neuen Sprachassistenten Joule und im Juli letzten Jahres ist SAP beim deutschen KI-Wunderkind Aleph Alpha eingestiegen.
SAP-Beratung bleibt People Business – mit KI als Hilfsmittel
Künstliche Intelligenz verändert auch die SAP-Beratung durch ihre Fähigkeit, Daten effizient zu verarbeiten, Routineaufgaben zu automatisieren und fundierte Vorhersagen zu treffen. Trotz der bestehenden Herausforderungen in Bezug auf Datenqualität, Implementierungskosten und Akzeptanz kann sie damit zum Erfolg von SAP-Beratungsprojekten beitragen.
Das alles funktioniert jedoch nur, wenn die vom Kunden bereitgestellte Datenqualität stimmt. Denn bekanntlich ist KI nur so gut wie die Daten, mit denen sie arbeitet. Schlechte Datenqualität führt damit unweigerlich zu fehlerhaften Analysen und falschen Empfehlungen. Und letztlich ist Beratung ein People Business, bei dem es auf menschliche Intuition, Kreativität und Vertrauen ankommt. Wie immer also leistet KI die Fleißarbeit im Vorfeld. Die Ergebnisse zusammentragen, gegeneinander abwägen und darauf basierend nach menschlichem Urteilsvermögen eine Empfehlung geben, das bleibt bis auf weiteres eine Sache des einzelnen Menschen.
Eine reine Künstliche Intelligenz als SAP-Berater auf Augenhöhe bewegt sich derzeit wohl noch im Bereich der Vision. Ein solches Modell mag an der ein oder anderen Stelle interne Teams in die Lage versetzen, Anpassungen und Verbesserungen unternehmensspezifischer Geschäftsprozesse unabhängig von externen Beratern vorzunehmen. Ob diese deshalb künftig überflüssig werden, ist jedoch mehr als zweifelhaft. Denn darüber sind sich die Fachleute einig: KI ist hilfreich als ergänzendes Tool, das in Kombination mit menschlichen Consultants immer stärker eingesetzt werden wird, um Effizienz zu erhöhen und Ergebnisse zu verbessern.
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