Der Großhändler MEGA setzt auf S/4HANA und integriert nach und nach dezentrale Logistiklösungen in das moderne ERP-System von SAP. Dabei nutzt das Unternehmen ein modulares Lösungsspektrum für SAP-Lösungen der Digital Supply Chain von SAP-Partner prismat. Die Vorgehensweise zielt auf eine beschleunigte Implementierung ab.
Weniger Schnittstellen, weniger Kosten
Die MEGA eG ist ein handwerkseigenes Großhandelsunternehmen und migrierte ihr dezentrales Lagerverwaltungssystem EWM 9.5 in ein Embedded EWM (Extended Warehouse Management) des bereits genutzten ERP S/4HANA. „Durch die Abschaffung einer Drei-System-Landschaft verringern wir unsere Kosten. Zusätzlich können wir zukünftig den Aufwand für die Fehler durch Schnittstellen reduzieren“, berichtet Jens Hungershausen (Foto), Bereichsleiter IT bei MEGA, der die reibungslose Umsetzung des Projekts verantwortete.
MEGA betreibt deutschlandweit mehr als 120 Standorte und einen Onlineshop. Die Genossenschaft ging aus einem 1901 gegründeten Einkaufsverbund hervor. Darin haben sich Maler-, Bodenleger- und Stuckateurbetriebe zusammengeschlossen, um ihren Bedarf an Farben und Putzen, Boden- und Wandbelägen, Maschinen und Werkzeugen zu decken. Das Vollsortiment umfasst heute mehr als 70.000 Artikel, die an etwa 60.000 Kunden gehen. Mit circa 1.700 Mitarbeitenden erwirtschaftet MEGA rund 440 Millionen Euro Umsatz pro Jahr.
Wachsen mit SAP
Seit 2016 setzt der Großhändler auf die HANA-Lösung von SAP und führte zunächst die Business-Suite und das Business Warehouse (BW) on HANA ein. Ein Jahr später folgte die E-Commerce-Plattformlösung Hybris (On-Premise), 2019 S/4HANA 1809 und 2024 schließlich der Wechsel auf die Commerce Cloud. „Die HANA-Datenbank besitzt eine leistungsstarke In-Memory-Technologie, die eine schnelle Datenverarbeitung ermöglicht. Damit analysieren wir unsere komplexen Geschäftsprozesse und können Entscheidungen in Echtzeit treffen. Wir steigern dadurch unsere Wettbewerbsfähigkeit“, erklärt Jens Hungershausen.
Mit dem Zentrallager, das 2012 in Hannover entstand, bündelte MEGA seine Synergien. Zum einen gliederte das Unternehmen zwei regionale Auslieferungslager ein, zum anderen legte es an diesem Standort die Kommissionierung von Bodenbelägen zusammen und integrierte eine automatische Coupon-Schneidemaschine. Damit konfektioniert MEGA Bodenbeläge aller Qualitäten wie Kunstrasen, Linoleum und Auslegware gemäß Kundenwünschen. Das Besondere: Das EWM organisiert den kompletten Prozess – von der Abholung der Rolle aus dem Hochregallager über den passenden Zuschnitt bis hin zur Verpackung des Coupons und Sortierung zur passenden Auslieferungstour. „Dank der direkten Steuerung der automatischen Schneidemaschine können wir schnell abwickeln und erzielen einen Mehrwert für unsere Kunden“, bemerkt der IT-Bereichsleiter.
Integriert statt dezentral
Als Warehouse Management System (WMS) setzte MEGA bislang SAP EWM ein. Da mit EWM 9.5 das letzte Release der klassischen EWM-Business-Suite erreicht war, musste sich der Großhändler entscheiden: Wollte er zukünftig eine dezentrale Lösung auf Basis von S/4HANA nutzen oder auf eine zentrale Ein-System-Lösung setzen? Jens Hungershausen: „Wir hatten mit prismat schon bei der Einführung von SAP EWM erfolgreich zusammengearbeitet und tauschten uns nun über die passende Strategie aus.“
Sie möchten informiert bleiben zu diesem Thema und regelmäßig eine Executive Summary aus der SAP-Community erhalten? Dann abonnieren Sie jetzt den IT-Onlinemagazin Newsletter.
Schnell war klar, dass das dezentrale EWM abgeschaltet und in ein Embedded EWM migriert werden sollte. „Die Vorteile lagen klar auf der Hand«, erklärt er. »Wir vermeiden Schnittstellen und vereinfachen Prozesse insbesondere durch den Zugriff auf die Stammdaten. Außerdem sinken die Kosten für Hardware, Upgrade und Backup.“
Nachdem die Entscheidung gefallen war, gaben MEGA und prismat Vollgas. „Wir wollten das dezentrale EWM am Osterwochenende auf S/4HANA 1909 migrieren – damit hatten wir nur zehn Wochen zur Vorbereitung, das war sportlich“, blickt Jens Hungershausen zurück. Denn neben der Lagernummer mussten die IT-Profis 47 Lagertypen, 19.257 Lagerplätze und 123 Fiori Apps bearbeiten und etwa 70.000 Zeilen Custom Code migrieren und anpassen.
Durch fertige Lösungsbausteine und einer vorkonfigurierten Systembasis, der prismat/RAKETE, konzeptionierten und implementierten die SAP-Profis von prismat das EWM standardnah und schnell. „Wir wurden nicht enttäuscht“, freut sich der IT-Bereichsleiter. „Die Migration von SAP EWM 9.5 zu S/4HANA Embedded EWM lief wie am Schnürchen.“
Vom Lager zum Transport
Im Anschluss war bereits das nächste Projekt geplant: Als weiterer Schritt der SAP S/4HANA-Strategie führt MEGA gemeinsam mit prismat das Embedded SAP Transportation Management (TM) ein. Es löst SAP LE/TRA ab, das die Genossenschaft bis dahin mit SAP ERP Central Component (ECC) nutzte. MEGA verwaltet damit die interne Warenlogistik ebenso wie die externe Auslieferung mit dem eigenen Fuhrpark. Das Ziel: Die Transportprozesse zu optimieren und die Beschäftigten beispielsweise mit einer visualisierten Kartenplanung zu unterstützen. Bis Mitte 2024 war die interne Warenlogistik an 93 Standorten ausgerollt. Die visualisierte Kartenplanung ist bereits bei drei Niederlassungen live und wird kommendes Jahr weiter vorangetrieben.
»Die Logistik ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal im Großhandel. Durch die Integration der Module TM und EWM in SAP S/4HANA schaffen wir die maximale Transparenz unserer internen Warenflüsse. Davon profitieren auch unsere Kunden, nun können wir Liefer- und Abholtermine präzise prognostizieren«, resümiert Jens Hungershausen.