Beim User Acceptance Testing (UAT) werden Softwareentwicklungen von Business und IT getestet, ob sie die Anforderungen erfüllen. Sie sind in der Regel die letzte Hürde vor der Nutzung im SAP-Produktivsystem – und daher oft aufwändig und zeitintensiv.
Viele Organisationen versuchen, diese so früh wie möglich zu planen. Oft treffen sie aber auf Hürden, da es sich in vielen Fällen um mehrere Phasen mit sehr viel Ungewissheit handelt. Allein eine Verzögerung von wenigen Aktivitäten in einer Testphase führt dann zu Ressourcenanpassungen — und kann das Erreichen der Ziellinie verzögern, oft sogar um Monate oder in das Jahr danach.
Von Gurit Heitner (Customer Success & Partner Management | Panaya) wollten wir wissen, wie SAP-Kunden agiler und sicherer auf die geforderte Umsetzungsgeschwindigkeit des Marktes und die steigende Release-Frequenz und Komplexität in den SAP-Landschaften reagieren können.
Einheitliche wiederverwendbare SAP-Teststandards
Frau Heitner, wo haben SAP-Anwenderunternehmen die größten Herausforderungen und Defizite bei User Acceptance Tests (UAT)?
Gurit Heitner: Die Herausforderung besteht in den meisten Fällen darin, die Tests zeitlich im Rahmen umzusetzen. Dazu kommt, sie auf einer einheitlichen granularen Tiefe zu erstellen: Was in einem Prozess als sehr detailliert erstellt wurde, kann in einem anderen sehr generell abgedeckt sein.
Oft fehlt es an unternehmensweiten Test-Standards, die sich schnell für weitere Prozesse anwenden lassen. Begrenzt sind in der Regel auch Möglichkeiten, die schon bestehenden Tests schnell auf- oder umzuarbeiten, um sie für weitere Prozesse und auch Phasen erneut zu nutzen.
Automatisierte Kommunikation zu SAP-Tests
… und was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen während der eigentlichen Testphase?
Während der eigentlichen Testphase erstellen die meisten Unternehmen eine Struktur von Reports, die eine gute Übersicht erbringen, aber an denen Teams täglich Stunden verbringen, um sie auf dem aktuellen Stand zu halten.
Falls Fehler gefunden, Änderungen an den Tests gemacht wurden oder wenn Informationen fehlen, ist der Informationsfluss sehr stockend. Teams haben dann das Gefühl, dass die meiste Zeit in administrative Tätigkeiten, Kommunikation und Reporting investiert wird — und nicht in das tatsächliche Testen.
Testautomatisierung für UAT und SAP
Woran kann es liegen, dass nur wenige SAP-Kunden Testautomatisierung nutzen?
Gurit Heitner: Testautomatisierung braucht Zeit und auch Wissen wie der Prozess läuft, der getestet werden soll. Bei einem neuen Prozess besteht das Wissen einfach noch nicht und die Erfahrungen fehlen. Daher kann ein UAT in der ersten Phase schlecht automatisiert werden.
Wenn man das dann doch versucht, wird oftmals festgestellt, dass der geplante Prozess etwas geändert werden muss — und dann ist auch der automatisierte Test wieder anzupassen. Daher ist die Testautomatisierung im UAT nicht sehr effektiv.
Im Allgemeinen sind Testautomatisierungen eine gute Unterstützung — auch im SAP-Umfeld. Man muss sich einfach der Nutzungsmöglichkeiten bewusst sein. In den meisten Fällen ist das fundierte Prozesswissen in den Fachabteilungen vorhanden. Bis dieses an die IT übergeben und in ein automatisiertes Tool aufgenommen ist, kann sich der Prozess schon wieder geändert haben. Daher sollte man Testautomatisierungen in reifen und stabilen Prozessen anwenden.
Eine andere Möglichkeit ist, aufnehmbare Testautomatisierungen zu nutzen, welche von den Fachabteilungen selbst erstellt und viel schneller als Robotic Test Automation (RTA) eingespielt werden können. Aufnehmbar heißt, der Testablauf wird aufgezeichnet und kann später wieder genauso abgespielt werden.
Wie funktioniert die Automatisierung der SAP-Tests mit Panaya?
Panaya ermöglicht die ausgeführten Aktivitäten in Fachabteilung, IT oder Testteam aufzunehmen — mit ihren Parametern als Varianten. Ein Test kann so innerhalb weniger Minuten auch durch die Fachabteilungen in Eigenregie automatisiert werden, weil man ihn einfach wieder abspielen kann. Der zusätzliche Zeitaufwand ist daher sehr niedrig. Es können danach zusätzlich Low-Code/No-Code-Anpassungen gemacht werden, um diese Tests dann für andere Testvarianten zu nutzen.
Diese automatisierten Tests werden neben den manuellen Tests erstellt und stellen dann in Summe eine flexible Möglichkeit dar, jeden Prozess manuell oder auch automatisiert zu testen. Vorteil: Man hat alle Informationen am gleichen Platz. Daher gibt es für automatisierte Tests auch die gleichen Möglichkeiten wie für die manuellen. Dies bezieht sich auf Test-Monitoring, Dashboards, automatisierte Kommunikationsmöglichkeiten, Fehlermanagement und vieles weiteres.
Haben die aufgezeichneten Testfälle auch in unterschiedlichen Release-Ständen und mit GUI und Fiori Aussagekraft?
Es besteht die Möglichkeit mehr oder weniger alles zu testen und zu dokumentieren. SAP GUI, Web GUI, Web, und auch Fiori-Aktivitäten können auch automatisiert werden und haben daher volle Aussagekraft auch in unterschiedlichen Release-Ständen.
Transparenz beim SAP-Testmanagement herstellen
Sie sprachen von besserer Transparenz, wie muss man sich das vorstellen — wie erreichen sie die, und wie weit hilft Transparenz bei der Reduzierung der Testdauer?
Bei Panaya ist die Transparenz von vornherein integriert, da alles in der Cloud läuft. Jeder durchgeführte Test und jeder entdeckte Fehler ist sofort für die relevanten Beteiligten einsehbar und wird in alle Reports und Dashboards aufgenommen. Darüber hinaus werden Tester über die nächsten Schritte, die sie testen (oder auch erneut testen) und auch andere Aktivitäten per E-Mail informiert. Diese Datentransparenz erstellt dann den Teststatus und die Reports von selbst.
Daher reduziert sich nicht nur die Testdauer durch verkürzte Kommunikation und die automatische Aufnahme, sondern auch der Aufwand für das Testmanagement.
Können Sie uns ein paar Kundenbeispiele nennen — und welche Verbesserungen in den Unternehmen erreicht werden konnten?
Aufgrund meiner Erfahrungen kann ich sagen, dass sowohl mittelständische Unternehmen als auch Konzerne mit Panaya Verbesserungen erreichen konnten. Bei Otto Office, Terumo oder auch Bruker wurden 40 Prozent bis sogar 55 Prozent Zeitersparnis oder Reduzierung des Ressourcenbedarfs erzielt.
Automatisierung für das SAP-Testmanagement
Wie kann man mit der Professionalisierung des Testmanagements anfangen?
Testmanagement ist in vielen Fällen mit anderen Anwendungsfällen verbunden. Daher sehen wir viele Kunden, die Testmanagement mit SAP-Updates oder auch dem S/4HANA-Umstieg verbinden, da man diese auch in der gleichen Plattform managen kann. In anderen Fällen kommt der Anstoß zur Professionalisierung durch Neuentwicklungen, welche mit vielen Problemen verbunden waren und zu Transportanalysen bei uns geführt haben, mit denen man dann fokussierter testen kann.
Hauptmotivationen sehen wir allerdings bei Rollouts, die durch mehrere Länder und Standorte laufen — oder auch wenn der Automatisierungswille nicht durch Robotic Test Automation (RTA) befriedigt werden kann.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte Helge Sanden, Chefredakteur des IT-Onlinemagazins.
Weiterführende Informationen:
Whitepaper / Leitfaden: Vereinfachen und beschleunigen sie SAP-Benutzerabnahmetests