Wie SAP-Kunden KI nutzen — und was sie planen

In einer gemeinsamen Umfrage von DSAG und IT-Onlinemagazin im Frühjahr 2025 mit 220 Teilnehmenden haben wir die SAP-Community nach den Erwartungen, Planungen und dem Einsatz von KI gefragt. Ferner wollten wir wissen, wie sie über das SAP-Ökosystem und die Zukunft mit SAP denken:

KI dürfte für rund 60 Prozent der Befragten die eigene Branche radikal verändern. Große Unsicherheit herrscht hingegen noch, wie die KI-Angebote der SAP zu bewerten sind. Die Ankündigungen sind vielversprechend, rund 40 Prozent können sich vorstellen, SAP Joule zu nutzen und dass SAP Business AI das Potenzial zum Game-Changer hat.

Rund Zweidrittel der Befragten sind mit der SAP insgesamt zufrieden, aber rund drei Viertel meinen, das Preis-Leistungsverhältnis stimmt bei der SAP nicht. Nur ein Viertel geht davon aus, dass sich ihr S/4HANA-Projekt in spätestens zehn Jahren amortisieren wird.

Weitere Ergebnisse dieser Umfrage: Wie weit SAP-Kunden mit dem S/4HANA-Umstieg sind und welches Betriebsmodell sie präferieren, finden sie hier: Wie weit sind Kunden mit SAP S/4HANA-Umstieg und Cloud-Einsatz?

Die Ergebnisse zu KI und Ökosystem im Einzelnen:

 

KI-Nutzung bei SAP-Kunden ​im Jahr 2025

Rund 60 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass KI ihre eigene Branche radikal verändern wird. Das ist sicher nur einer der Gründe, warum die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) bereits weit verbreitet ist. Allerdings ist aktuell die Arbeit an ersten Prototypen und die Suche nach KI-Anwendungsfällen dominierend: Rund 61 Prozent arbeiten genau daran.

Das Ziel ist klar: Fast 80 Prozent der Unternehmen wollen KI im Tagesgeschäft nutzen, fast 50 Prozent tun das bereits. Die Nutzung von nichtintegrierten stand-alone Lösungen ist mit 60 Prozent derzeit besonders hoch, Aber auch klar: 80 Prozent wollen in Softwarelösungen integrierte KI-Funktionen nutzen. Was am Stimmungsbarometer auffällt: Die in SAP integrierte KI wollen deutlich weniger als 80 Prozent nutzen, nämlich 43 Prozent!

Helge Sanden„Alle Software-Anbieter haben die Erwartungshaltung zum Nutzen der KI sehr hochgetrieben. SAP-Kunden sind gut beraten, zunächst Probleme und Ursachen zu identifizieren, die sich für die Lösung mit KI eignen.

Danach bewertet man Lösungswege — und macht aus Use-Cases entsprechende Business-Cases. Ich sehe hier hybride KI-Szenarien: Mit und ohne SAP-Technologie.“

Helge Sanden (SAP-Community-Insider und Chefredakteur | IT-Onlinemagazin)

 

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Wie passt die SAP KI zu den Anforderungen der Kunden?

Die SAP KI ist derzeit nur bei wenigen Kunden im Einsatz. Heute nutzen nach eigenen Angaben weniger als 10 Prozent SAP KI (Business AI, SAP Joule). Weitere 35 Prozent wollen sie zukünftig einsetzen. Aber: Rund 40 Prozent planen das nicht. Eine Ursache für die geringere Adoption dürfte sein, dass SAP KI den RISE- und GROW-Kunden vorbehalten ist ­­- und als eines der Argumente für den Abschluss dieser Verträge genutzt wird.

„SAP hat in den letzten Monaten viele KI-Innovationen angekündigt und geliefert. Unsere Umfrage zeigt, dass die Unternehmen in der Praxis noch abwarten. Das überrascht nicht. Grundsätzlich schauen die Kunden bei allen KI-Lösungen auf Nutzen und Kosten. Nur wenn es hier positive Business-Cases gibt, werden die Unternehmen investieren“, kommentiert Jens Hungershausen.

Ob die SAP KI-Strategie zu den eigenen Anforderungen passt, ist indes für viele SAP-Kunden offensichtlich noch unklar: Rund 35 Prozent haben dazu keine Meinung. Für rund 40 Prozent passt sie zu den Anforderungen und für die restlichen 28 Prozent verspricht sie offenbar zu wenig Mehrwerte. Wir fragten die Community, ob sie SAP Business AI für einen Game-Changer halten. Ein klarer Trend lässt sich nicht erkennen, auch hier müssen sich viele erst noch eine Meinung bilden.

Und wie sieht es mit den Preisvorstellungen der SAP für Künstliche Intelligenz aus? Für mehr als 40 Prozent stimmt das Preis-Leistungsverhältnis für die Nutzung der SAP KI nicht, weitere 50 Prozent haben sich dazu aktuell noch keine Meinung gebildet.

 

Wie blicken SAP-Kunden in die Zukunft?

Uns interessierte auch ein allgemeines Stimmungsbild aus der SAP-Community und wie SAP-Kunden in die Zukunft blicken:

 

SAP-Kunden bewerten Preis-Leistungsverhältnis kritisch

Jenseits fachlicher Fragen wollten wir auch allgemein die Meinung der Community wissen: Wie fragten unter anderem, ob das Preis-Leistungsverhältnis bei SAP stimmt. 76 Prozent antworteten mit „nein“ oder „eher nein“. Gleichzeitig sind 66 Prozent der Kunden mit SAP insgesamt zufrieden. Mit der Zusammenarbeit mit den SAP-Partnern sind 71 Prozent der Befragten zufrieden. 72 Prozent gehen davon aus, dass sie ihre Geschäftsprozesse mit S/4HANA verbessern können.

Man muss hier sicher berücksichtigen, dass Kunden das Preis-Leistungs-Verhältnis in Märkten mit wenig Wettbewerb tendenziell negativer bewerten, da hohe Preise, geringe Produktvielfalt und große Abhängigkeiten dominieren. Auch die Projektkosten für die SAP-Modernisierung und hohe gewährte Rabatte, die auf beträchtliche Margen hindeuten, können bei diesem Meinungsbild eine Rolle spielen.

 

SAP-Kunden fühlen sich in die Cloud gedrängt

85 Prozent der Befragten meint, dass die Cloud für eine größere Abhängigkeit von SAP sorgt. Gleichviele fühlen sich von den Anbietern in die Cloud gedrängt, sagen die Umfrageergebnisse. Kunden berichten, dass Anbieter von Cloud-Lösungen oder auch Hyperscaler oft zu hohen Rabatten bereit sind, um ihre kurzfristigen Cloud-Ziele zu erreichen.

„Es ist positiv, dass SAP das Incentivierungsprogramm RISE with SAP Migration & Modernization fortsetzen möchte. Dieses Programm hilft Unternehmen dabei, ihre bestehenden Investitionen zu schützen und gleichzeitig von den Vorteilen der Cloud zu profitieren. Aus unserer Sicht sollte SAP daraus ein Dauerangebot machen, um die Bestandskunden bei den Transformationsprojekten zu unterstützen“, empfiehlt Jens Hungershausen.

 

S/4HANA amortisiert sich oft nicht direkt

Seit Vorstellung von S/4HANA im Jahr 2015 lautet eine wichtige Frage: Lohnt sich der S/4HANA-Umstieg oder ist er ein notwendiges Übel zur Modernisierung? Daher stellten wir auch diese Frage im Stimmungsbarometer.

Das S/4HANA-Projekt amortisiert sich nach spätestens 10 Jahren, meinen 24 Prozent, 30 Prozent haben dazu keine Meinung — und 46 Prozent gehen nicht davon aus, dass das passiert. Eine Gesamtrechnung ist aber auch schwer aufzumachen: Was passiert, wenn man sich von Innovationen ausschließt? Kann man noch im Wettbewerb bestehen? Sinkt die Kundenzufriedenheit? Findet man noch Mitarbeitende? Fressen die manuellen Tätigkeiten die eigenen Margen und die Reaktionsfähigkeit? Verliert man durch disruptive Technologien ganz den Anschluss? Die Risiken und Antworten muss sich jeder selbst beantworten.

Ein Ziel lässt sich mit SAP S/4HANA auf jeden Fall erreichen: Die eigenen Geschäftsprozesse weiter verbessern — und die Zukunftssicherheit herstellen!

 

Fazit zu SAP-Community Trends 2025

Die Kern-Erkenntnisse des Stimmungsbarometers aus der SAP-Community.

  • S/4HANA-Adoption: Rund die Hälfte der SAP-Kunden wartet noch mit dem Umstieg oder bereitet das Projekt aktuell vor. Rund 16 Prozent haben SAP ECC vollständig abgeschaltet und arbeiten nur noch mit SAP S/4HANA.
  • Business-Case S/4HANA-Projekt: Rund 45 Prozent glauben nicht, dass sich das S/4HANA-Projekt innerhalb von 10 Jahren amortisieren wird, weitere 31 Prozent haben dazu keine Meinung. Aber: 72 Prozent meinen, dass sie mit S/4HANA ihr Geschäftsprozesse verbessern werden.
  • Cloud-Transformation: 2030 können sich rund 20 Prozent der SAP-Kunden vorstellen, vollständig in der Public Cloud zu sein. Rund 40 Prozent wollen weiterhin im Kern-ERP on-premises bleiben und in einer hybride SAP-Landschaft mit Cloud-Lösungen arbeiten. Rund 40 Prozent wollen in die Private Cloud, in der Regel mit einem RISE-Vertrag.
  • Lieferantenabhängigkeit: 84 Prozent fühlen sich von den Anbietern in die Cloud gedrängt und 86 Prozent meinen, die Cloud sorgt für eine größere Abhängigkeit von der SAP.
  • Künstliche Intelligenz: KI wird die eigene Branche radikal verändern, meinen rund 60 Prozent der Befragten. Die Mehrzahl der Unternehmen sucht nach Anwendungsfällen und arbeiten mit ersten Prototypen. Auffallend: Rund die Hälfte arbeitet bereits mit in Softwarelösungen integrierten Funktionen — aber nicht im SAP! Mit der integrierten SAP KI arbeiten nur 8 Prozent, u.a. weil sie nur in der Cloud funktionieren. Die KI-Angebote der SAP können viele der Befragten noch nicht bewerten.
  • SAP-Ökosystem: Mit der SAP sind 66 Prozent der Teilnehmenden zufrieden, aber 76 Prozent meinen auch: Das Preis-Leistungsverhältnis bei der SAP stimmt nicht. 71 Prozent sind mit der Zusammenarbeit mit den SAP-Partnern zufrieden.
  • Stichprobe: 220 Personen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben teilgenommen. Sie kommen aus allen Branchen, 60 Prozent der Unternehmen haben mehr als 2.500 Mitarbeitende, 23 Prozent 500 – 2.500 Mitarbeitende und die restlichen 17 Prozent haben weniger als 500 Mitarbeitende.

Den individuell besten Weg in die Zukunft und die Nutzung von Innovationen zu finden, bleibt für viele Verantwortliche eine facettenreiche und komplexe Herausforderung, die ohne den Austausch mit Gleichgesinnten und die Unterstützung durch neutrale Beratung kaum zu meistern ist.

 

CIO-Checkliste für S/4HANA, Cloud und KI

Mit Blick auf die Umfrageergebnisse können sich CIOs folgende Fragen stellen:

S/4HANA-Adoption:

    • Welche strategischen Vorteile bietet der Umstieg auf S/4HANA für unser Unternehmen?
    • Wie können wir den Umstieg auf S/4HANA effizient planen und umsetzen?
    • Welche Risiken und Herausforderungen sind mit der Migration verbunden, und wie können wir diese minimieren?

Business-Case S/4HANA-Projekt:

    • Wie können wir sicherstellen, dass sich das S/4HANA-Projekt innerhalb eines akzeptablen Zeitrahmens amortisiert?
    • Was sind unsere Risiken, wenn wir nicht oder sehr spät auf S/4HANA umsteigen?
    • Welche Maßnahmen können wir ergreifen, um den Mehrwert und die Effizienz unserer Geschäftsprozesse durch S/4HANA zu maximieren?

Cloud-Transformation:

    • Welche Cloud-Strategie ist für unser Unternehmen am sinnvollsten (Public Cloud, Private Cloud, Hybrid)?
    • Wie können wir die Sicherheit und Compliance in einer Cloud-Umgebung gewährleisten?
    • Welche Kosten und Einsparungspotenziale sind mit der Cloud-Transformation verbunden?

Lieferantenabhängigkeit:

    • Wie können wir die Abhängigkeit von SAP und anderen Anbietern minimieren?
    • Welche Alternativen gibt es zu den Cloud-Lösungen von SAP, und wie bewerten wir diese?
    • Welche Technologien vermeiden einen vendor-lock?

Künstliche Intelligenz:

    • Welche konkreten Anwendungsfälle für KI gibt es in unserer Branche, und wie können wir diese identifizieren und umsetzen?
    • Wie können wir die Integration von KI in unsere bestehenden Systeme und Prozesse vorantreiben?
    • Welche Vorteile und Herausforderungen sind mit der Nutzung von SAP-integrierter KI verbunden?
    • Wo sind Non-SAP-Lösungen möglicherweise sinnvoller?

SAP-Ökosystem:

    • Wie können wir die Zusammenarbeit mit SAP-Partnern weiter verbessern?
    • Wie bewerten wir das Preis-Leistungsverhältnis der SAP-Dienstleistungen, und welche Verhandlungen sind notwendig, um bessere Konditionen zu erzielen?

 

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