
Mit dem nahenden Wartungsende von SAP ECC, der SAP-Cloud-Transformation und dem rasanten Einzug Künstlicher Intelligenz stehen Personalabteilungen vor einem Paradigmenwechsel. Dabei geht es nicht nur um technologische Erneuerung – sondern auch um neue Rollenverständnisse, Vertrauen und digitale Souveränität im HR-Management. Im Rahmen der 21. IT-Onlinekonferenz 2025 diskutierten Hermann-Josef Haag (DSAG) und Bianka Woelke (SAP SuccessFactors) aktuelle HR-Trends und strategische Herausforderungen im Personalwesen mit dem IT-Onlinemagazin.
SAP ECC-Wartungsende erzeugt Handlungsbedarf
Die digitale Transformation prägt das Personalwesen wie nie zuvor. Im Fokus stehen Themen wie die Cloud-Migration, KI im HR-Alltag und die Notwendigkeit strategischer Neuausrichtung. Verstärkend kommt hinzu: Die 2027 auslaufende Wartung von SAP ECC bringt viele Unternehmen unter Zugzwang. Hermann-Josef Haag, Fachvorstand Personalwesen & Public Sector bei der DSAG, fasst die Lage daher prägnant zusammen: „H4S4, SuccessFactors, private Cloud Optionen oder eine Kombination – das sind die Optionen, an denen man jetzt arbeitet.“ Die Komplexität von Transformationsprojekten verlangt zudem frühzeitige Planung. Viele Organisationen müssten hierzu auch ihre HR-IT-Landschaft grundlegend überdenken und modernisieren.
KI, UX und Automatisierung vorantreiben
Um zu erläutern, wie SAP die Unternehmen bei der notwendigen Transformation ihres HR-Bereichs unterstützt, benennt Bianka Woelke, Head of Product Management SAP SuccessFactors, drei Kernbereiche:
- Intelligent Operations – Unternehmen stark automatisierte, effiziente HR-Core-Prozesse zur Verfügung zu stellen.
- Skills-basierte Organisationen – Unternehmen mit Prozessen und Funktionalität zu befähigen, Mitarbeiter- und Businesswachstum zukunftsorientiert weiterzuentwickeln.
- Ökosystem-Integration – mit Hilfe von Partnerlösungen und SAP Business Technology Platform wichtige Erweiterungen zur Verfügung zu stellen.
„Unser Ziel ist, Mehrwert durch KI zu schaffen, die User Experience kontinuierlich zu verbessern und Automatisierung intelligent voranzutreiben“, so Woelke. Diese drei Prinzipien prägen sämtliche Innovationen – von Self Services bis hin zu personalisierten Nutzeroberflächen.
Cloud-Architektur erhöht Unabhängigkeit von der IT

Und wie sehen das die Kunden, speziell mit Blick auf den Gang in die Cloud? Für viele Unternehmen bleibt die Cloud ein sensibles Thema, „doch wenn geklärt ist, was aus der On-Premises-Welt mit in die Cloud und was ggf. auf der SAP BTP individuell nachgebildet werden muss, bietet SAP heute eine Vielzahl von Tools für die Migration“, sagt Hermann-Josef Haag. So bietet SAP beispielsweise mit dem in Zusammenarbeit mit DSAG erstellten Programm „HCM Move“ konkrete Migrationsunterstützung.
Auch auf technisch-administrativer Seite habe sich viel getan – beispielsweise sei ein Tenant-übergreifendes Transportwesen in SAP SuccessFactors geschaffen worden, dass es erlaube, Konfigurationen direkt von einer Test- in die Produktivumgebungen zu übertragen.
Woelke ergänzt vor allem zwei Vorteile, die eine Cloud- oder SaaS-Architektur aus ihrer Sicht bieten. Zum einen bringe die konsequente Ausrichtung einer Digitalisierung im HR-Bereich auf Self-Services den Nutzen direkt zum Endanwender. „Zudem macht es die Cloud-Architektur HR-Abteilungen möglich, selbst Enabler der Transformation und kontinuierlicher Innovationen zu werden – ohne IT-Abhängigkeit.“
KI vom Hype zum Alltagswerkzeug
Hierbei spielt vor allem auch Künstliche Intelligenz eine große Rolle. Dort sieht Hermann-Josef Haag noch Aufklärungsbedarf: „Wir brauchen flächendeckend Grundwissen, um KI sicher und ethisch korrekt einsetzen zu können – gerade im Umgang mit Personaldaten.“ Den neuen EU AI Act sieht er hier als regulative Leitplanke. Und hebt im Hinblick auf Transparenz noch einen anderen Aspekt hervor: Mit einem Calculator im SAP Discovery Center können SAP-Kunden Kosten und Nutzen von KI-Services in SuccessFactors vorab gut abschätzen – ein hilfreiches Tool angesichts der komplexen Service- und Preismodelle von SAP, aber auch um den Mehrwert von KI in der Organisation auf einfache Weise transparent zu machen.
Darüber hinaus bezeichnet Haag SuccessFactors als diejenige HR-Lösung im SAP-Kosmos, die mit den meisten integrierten und KI-gestützten Use Cases aufwarte – von der automatischen Zielerstellung bis hin zur Unterstützung von Lerninhalten oder Textgenerierung. Besonderen Nutzen sieht Haag dort, wo es um Unterstützung geht, wo KI Vorschläge machen und die Mitarbeitende entlasten kann.
Messbare Verbesserung im Performance Management

Ein Stichwort, das Bianka Woelke gerne aufgreift: „2024 war das Jahr der Early Adopters, 2025 wird das Jahr, in dem wir gemeinsam mit unseren Kunden in die Breite gehen.“ Über 150 KI-gestützte Anwendungsfälle wurden bereits produktiv integriert – mit enormem Potenzial in HR, etwa im Recruiting, beim Talentmanagement oder beim Onboarding. So kann KI Mitarbeitende mithilfe von Document Grounding dabei unterstützen, Fragen zu Personalrichtlinien direkt und basierend auf dokumentierten Regelwerken zu beantworten. Anfragen, die früher an das Shared Service Center gerichtet wurden, lassen sich so unmittelbar klären. So erklärt etwa Joule, der KI-gestützte Assistent von SAP, in der Funktion „Explain my Payslip“ Mitarbeitenden auf verständliche Weise die Inhalte ihrer Gehaltsabrechnung. Diese Funktion steht inzwischen produktiv in englischer Sprache zur Verfügung.
Ein Kundenbeispiel mit messbarem Erfolg ist die britische Standard Chartered – sie setzt KI mit mehr als 81.000 Mitarbeitern im Performance Management ein. „80 Prozent der Mitarbeitenden gaben an, dass KI ihnen hilft, besseres Feedback zu schreiben“, berichtet Woelke. Zudem führte der Einsatz der SuccessFactors-KI bei Standard Chartered zu einem Anstieg des erhaltenen kontinuierlichen Feedbacks um 48 Prozent.
Payroll, Zeitwirtschaft und Administration im Wandel
Mit Employee Central im Kern der SucccessFactors-Lösungen deckt SAP wichtige Kernbereiche der Personalwirtschaft ab: Payroll, Zeitwirtschaft und Personaladministration. „Unsere cloudbasierte Employee Central Payroll ist mittlerweile in 52 Ländern standardmäßig verfügbar und stark skalierbar“, betont Bianka Woelke. Eng damit verzahnt ist die Zeitwirtschaft – ein Bereich, in dem SAP verstärkt in Innovationen investiert habe. „Unser Time Tracking Produkt hat inzwischen über 1.000 Kunden erreicht“, bilanziert Woelke daher. Auch in der Personaladministration hat SAP die Nutzererfahrung verbessert – durch KI-gestützte Self-Services und Tools wie den KI-basierten Assistenten SAP Joule. Gleichzeitig wurden Prozesse automatisiert, etwa im Recruiting, Onboarding oder bei der Pflege von Personalstammdaten. „Wir können wesentliche Core-Prozesse KI-unterstützt und automatisiert anbieten“, unterstreicht Woelke.
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Standardisierung bringt größten Nutzen aus HR-Daten
Speziell mit Blick auf die SAP Business Data Cloud sieht Woelke im Zusammenspiel von Datenanalyse, KI und Standardisierung einen weiteren entscheidenden Hebel für die Zukunft in HR: „Daten sind die Basis für analytische Applikationen – und künftig auch für Agent-basierte autonome Prozesse.“ Voraussetzung hierfür sei jedoch eine standardisierte Datenarchitektur, wie SAP sie vorweisen kann.
Hermann-Josef Haag schlägt in dieselbe Kerbe: „Je standardisierter das HR-System, desto einfacher lassen sich KI-Szenarien nutzen. Individualisierung muss heute anders geschehen, direkt in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden des Unternehmens – die HR-Core-Systeme jedoch müssen standardisiert funktionieren.“
Empfehlungen für die Praxis
Am Ende des Expert-Talks sprachen Woelke und Haag klare Empfehlungen aus:
Weiterführende Informationen
Aufzeichnung des HCM-Roundtables mit DSAG und SAP SuccessFactors auf der 21. IT-Onlinekonferenz jetzt anschauen.
Bianka Woelke: „SuccessFactors Employee Central ist bereit. Es gibt keinen Grund zu warten – vor allem im Hinblick auf KI. Wer nicht handelt, überlässt die Nutzung von KI den Mitarbeitenden selbst – oft außerhalb kontrollierter Systeme. Stattdessen sollte man ‚in den Lead gehen‘ und KI sicher und sinnvoll bereitstellen.“
Hermann-Josef Haag: „Drei Dinge sind entscheidend: Erstens Weiterbildung und Transparenz zu KI. Zweitens Mut zum Ausprobieren. Und drittens: klein anfangen – z. B. mit Document Grounding. Unternehmen brauchen praktische Szenarien, die schnell echten Mehrwert bringen.“