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S/4HANA-Greenfield-Einführung mit „Model-based Design“

Ein Greenfield-Projekt erfordert eine andere Vorgehensweise als eine Migration. TRATON hat sich – im Zuge eines Carve-out aus den SAP-Systemen der MAN – bewusst für die agile Methode „Model-based Design“ entschieden, um die eigenen Prozesse neu und zukunftsgerecht zu gestalten.

Von Ludger Vieth (CONSILIO) wollte ich wissen, was er bei der S/4HANA-Einführung empfiehlt, welche Vor- und Nachteile das „Model-based Design“ hat und was man unbedingt beachten sollte.

Herr Vieth ist am 28.01. um 11:30 Uhr Gast eines Expert-Talks zur IT-Onlinekonferenz 2021 „SAP S/4HANA, SAP-Optimierung, Effizienzsteigerung und Digitale Transformation“ und berichtet dort gemeinsam mit dem Kunden über das Projekt.

 


Herr Vieth, was sollten Unternehmen bei der S/4HANA-Greenfield-Einführung unbedingt beachten — und was vermeiden?

Ludger Vieth: Wesentliches Ziel eines Greenfield-Ansatzes für Standardsoftware ist, die Geschäftsprozesse möglichst im Standard, ohne kundenspezifische Anpassungen zu realisieren. SAP ist ein starker Verfechter dieser Strategie, was man einerseits am Angebot von Cloud-Lösungen und andererseits am Credo des „Digital Core“ erkennen kann. Dieser Core soll unangetastet bleiben, während sich die Anforderungen nach Flexibilität und Geschwindigkeit neuer Services im Umfeld des Digital Core realisieren lassen.

Aus diesem Grund muss man unbedingt vermeiden, existierende Prozesse eins zu eins in das neue System zu übernehmen, da diese Prozesse zum Teil veraltet sind, auf Basis einer anderen Software erstellt wurden oder historisch gewachsen und somit nicht mehr zeitgemäß sind.

Die Lösung liegt darin, gemeinsam mit den Fachabteilungen betriebswirtschaftliche Anforderungen über das Prozessreferenzmodell zu formulieren und diese Anforderungen im neuen Softwaresystem mittels Best Practice umzusetzen.

 

Warum haben Sie sich mit dem Kunden für die agile Methode „Model-based Design“ entschieden, was waren die diskutierten Alternativen?

Zunächst haben wir uns für eine grundsätzlich agile Vorgehensweise entschieden, weil die klassischen Methoden über Erstellung eines detaillierten Business Blueprint und dessen buchstabengetreue Realisierung für dieses Projekt ungeeignet waren.

Bei den agilen Methoden scheidet SCRUM aus, weil diese Methode für die Softwareentwicklung gut ist, jedoch für die Einführung von Standardsoftware nicht.

Model-based Design ist eine hybride Methode und beruht im Kern auf den agilen Methoden der SAP, welche nun als SAP Activate existieren. Wir von Consilio haben diese Entwicklung mitgestaltet, sind jedoch zu dem Schluss gekommen, dass wir durch den hybriden Ansatz einige Dinge methodisch deutlich vereinfachen können. So führt z. B. die Unabhängigkeit von einer Model-Company viel zielgerichteter zu einem validen Ergebnis als mit der doch sehr umfangreichen Methode der SAP. Model-based Design wurde dafür wissenschaftlich als hybride agile Methode qualifiziert und bereits in vielen Projekten erfolgreich eingesetzt.

 

Was sind die Vorteile für den Kunden — und gibt es auch Nachteile?

Der Kunde bekommt durch das Verfahren bereits zu Beginn des Business Blueprint einen großen Anteil als lauffähige End-to-End-Prozesse auf seinem System. Auf dieser Basis werden die Parameter für die restlichen Prozesse identifiziert und in den Blueprint eingearbeitet.

Vorteil: Die wichtigen Entscheidungen werden in eine frühe Projektphase vorgezogen. Damit einher geht die hohe Geschwindigkeit für die Realisierung der Kernprozesse, die geringe Belastung der Organisation und die Sicherheit, mit der man darauf aufbauend den BBP vervollständigen kann.

Als Nachteil hatten wir befürchtet, dass die Methode bisher nur bei „physischer Präsenz“ als machbar erschien. Nachdem unser Envision Workshop noch vor Ort durchgeführt werden konnte, mussten wir alle drei Iterationen bis zum finalen Modell rein virtuell durchführen. Hier waren wir überrascht, wie die Teilnehmer durch ihr Engagement und ihre Disziplin den Erfolg ermöglicht haben.

 

Welche Fehleinschätzungen beobachten Sie in S/4HANA-Projekten?

Die größte Fehleinschätzung ist es, die S/4HANA-Einführung als IT-Projekt zu sehen und auch noch einen ROI dafür kalkulieren zu wollen.

Mit S/4HANA legen Sie die Basis für die Anforderungen des 21. Jahrhunderts an die Generierung und Durchführung von Geschäftsprozessen. Damit einher gehen das Zusammenwachsen von IT und Fachabteilungen sowie die Behandlung der IT als substanziellem Beitrag zum Unternehmenserfolg.

Eine reine Migration (Brownfield) wird Ihnen da nicht helfen, wenn Sie auf diese Weise mit S/4HANA starten, müssen Sie weitergehende Veränderungen und Optimierungen im Sinne eines „Beyond Brownfield“ durchführen.

Beim Greenfield-Ansatz verheben sich die Unternehmen sehr oft, weil Sie nicht in der Lage sind, sich von alten Prozessen zu lösen. Die Reduzierung von Komplexität und der damit verbundene Gewinn an Flexibilität sind die Erfolgsfaktoren solcher Projekte.

 

Was erfahren wir von Ihnen bei der IT-Onlinekonferenz 2021?

Über das Thema SAP hinaus stellt die Integration von Fachbereich und IT den zentralen Erfolgsfaktor für die Zukunft dar. Die Zukunft ist agil und dafür müssen die Voraussetzungen geschaffen werden.

Beide Themen werden zu fundamentalen Änderungen der Unternehmensorganisation führen.

 

Was wird 2021 das dominierende Thema in der SAP-Community?

Beyond Brownfield: Erst die Transformation schafft nach der Migration echten Mehrwert im Unternehmen!

 

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Helge Sanden, Chefredakteur des IT-Onlinemagazins.

 

 

Ausführliche Informationen bei der IT-Onlinekonferenz 2021:

Sie können diesen und alle Beiträge der #ITOK21 live (25.01. – 28.01.) oder als Aufzeichnung verfolgen und eigene Fragen an die Experten stellen.

Bei der IT-Onlinekonferenz 2021 geben SAP-Kunden vier Tage lang Erfahrungsberichte aus S/4HANA-Projekten und SAP-Optimierungen. Zusätzlich gibt es vielfältige Interaktions- und Networking-Möglichkeiten.

 

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