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SAP Cloud-Option strategisch abwägen: Entscheidungshilfe für den Mittelstand

Viele mittelständische SAP-Kunden scheuen weiterhin den Schritt in die Public Cloud. Dabei kann dieser auch dem Mittelstand vielfältige Vorteile erschließen, unterstreicht Ulrich Meine, Leiter Hyperscaler Engagement bei NTT DATA Business Solutions (Foto). In seinem Gastbeitrag räumt er mit typischen Vorurteilen auf und erläutert, wie sich ein strategischer Cloud-Ansatz entwickeln lässt.

 

Ulrich Meine NTT DATA Business SolutionsZwischen traditionellen Betriebsstrukturen und zunehmendem Innovationsdruck stehen vor allem mittelständische Unternehmen vor der Frage: Cloud-Migration Ja oder Nein? Eine aktuelle DSAG-Umfrage speziell unter SAP-Anwenderunternehmen ließ zunächst letzteres vermuten: Die Ergebnisse zeigen, dass Cloud-Betriebsmodelle für S/4HANA in der DACH-Region noch eine untergeordnete Rolle spielen. Viele der befragten Betriebe bevorzugen nach wie vor ihre SAP ERP On-Premise-Lösungen. Das mag schon allein aus strategischer Sicht angesichts des bevorstehenden Wartungsendes traditioneller ERP-Softwarepakete im Jahr 2027 und des zunehmenden Migrationsdrucks großer Hersteller wie SAP und Microsoft, die ihre Angebote zunehmend in die Cloud verlagern, überraschen. Es zeigt sich aber, dass die Migration in die Cloud für Unternehmen noch lange kein Selbstzweck ist und eine detaillierte Kosten-Nutzen-Abwägung unbedingt erforderlich macht.

 

Ist die Cloud-Migration alternativlos?

Dabei kann die Migration in die Cloud unbestritten viele Vorteile bringen. Die skalierbaren und flexiblen Dienste erlauben nicht nur einen orts- und zeitunabhängigen Zugriff auf die eigenen Business-Daten, Server, Speicher und Apps. Auch die Geschwindigkeit, mit der Unternehmen heute neue Technologien adaptieren müssen, lassen kaum noch eine Alternative zu. Demgegenüber bedeutet der Schritt in die Cloud allerdings auch immer einen klaren Einschnitt, dessen Auswirkungen nicht unterschätzt werden sollten. Die SAP S/4HANA Cloud Public Edition bietet beispielsweise eine vorgegebene und von SAP selbst verwaltete Applikation mit weitgehend standardisierten Prozessen, wodurch sich Prozesse häufig deutlich weniger auf die individuellen Bedürfnisse anpassen lassen als in On-Premise- oder Private Cloud-Lösungen.

Je komplexer die Prozesse im Unternehmen sind und je größer das eigene SAP IT-Team ist, desto stärker ist oftmals der Wunsch nach einer umfassenderen Beeinflussbarkeit der SAP-Implementierung. Hierfür gibt es Alternativen zur Anpassung der Applikation selbst, wie zum Beispiel die SAP Business Technology Platform (BTP), in der ausgelagert von der zentralen SaaS-Anwendung Funktions-Ergänzungen durchgeführt werden können. In jedem Fall erfordert die Umstellung auf eine Cloud-basierte SaaS-Anwendung eine Anpassung der bisherigen Prozess-Implementierungs-Paradigmen. Andererseits kann der Weg in die Public Cloud zugleich für Unternehmen die Möglichkeit sein, die Prozesse zu modernisieren und einheitlicher zu gestalten. Und im Regelfall profitieren Firmen insbesondere von der schnelleren Verfügbarkeit von innovativen Software-Funktionen.

 

Wie sicher ist die Public Cloud?

Eine weitere Herausforderung beim Thema Cloud Computing war lange Zeit das Thema Sicherheit. Diese früheren Bedenken hinsichtlich Sicherheit und Datenschutz in der Public Cloud sind jedoch weitgehend verschwunden.

Viele Unternehmen setzen heute z. B. Microsoft 365 als Office-Software ein und speichern damit Unternehmensdaten in der Cloud. Da Sicherheit in der Cloud für die Anbieter essenziell ist, betreiben die meisten Cloud-Anbieter erheblichen Aufwand, um einen bestmöglichen Schutz vor unberechtigtem Datenzugriff und Datenverlust zu bieten. Dies können sie häufig besser leisten als Unternehmen für ihre lokal betriebenen Lösungen, bei denen die Sicherheit vor unbefugtem Zugriff auf Daten nur dann gewährleistet wäre, wenn keine Internetverbindung bestünde. Das ist aber heutzutage kein realistisches Szenario mehr. Darüber hinaus lässt sich ein Schutz vor Datenverlust in der Public Cloud häufig günstiger darstellen, da redundante Datenhaltung standardmäßig vorgesehen ist und sich räumliche Datenverteilung durch die Verfügbarkeit verschiedener Cloud-Standorte leichter realisieren lässt als in lokalen Rechenzentren.

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Kostenfalle Public Cloud?

Ein weiterer Vorteil der Public Cloud ist, dass Unternehmen nur für die Ressourcen zahlen, die sie tatsächlich nutzen. Dieses On-Demand-Modell bietet eine enorme Skalierbarkeit, birgt aber auch das Risiko, dass Unternehmen den Überblick über ihre Ressourcennutzung verlieren können. Vergessene Ressourcen oder Fehlkonfigurationen können dann zu unerwarteten Kosten führen. Auch ermöglicht die Public Cloud den Unternehmen, scheinbar unbegrenzt zusätzliche Cloud-Funktionen mit nur wenigen Klicks zu implementieren. Jede zusätzliche Testinstanz oder Backup-Kopie hat aber weitere Kosten zur Folge. Unternehmen sollten daher geeignete Maßnahmen ergreifen, um ihre Kosten durch engmaschige Kontrollen mit definierten Kostenlimits, verlässlichen Freigabeprozessen und mithilfe von Kostenmanagement-Tools der Cloud-Anbieter oder von Drittanbietern zu überwachen.

 

Wenn Cloud, dann strategisch!

Für knapp 90 Prozent der in der Studie „Cloud Migration 2023″ befragten Unternehmen ist eine Cloud-Migration nur noch mit Strategie denkbar. Die Studie wurde durch die Research Services by Foundry (ehemals IDG Research) gemeinsam mit Partnern wie NTT DATA Business Solutions durchgeführt. Erfreulich dabei: Fast vier Fünftel derjenigen, die bereits einen strategischen Cloud-Ansatz verfolgen, sind mit den durchgeführten Cloud-Migrationsprojekten (sehr) zufrieden. Doch welche Schritte empfehlen sich für ein strategisches Vorgehen?

  • Tipp 1: Unternehmen sollten in einem ersten Schritt zunächst sorgfältig prüfen, ob die Cloud für ihre spezifischen Anforderungen geeignet ist. Dabei hilft ein Kriterienkatalog, der alle relevanten Aspekte wie Kosten, Sicherheit und Skalierbarkeit berücksichtigt.
  • Tipp 2: Entscheidend für die erfolgreiche Cloud-Migration ist die genaue Kenntnis der bestehenden IT-Landschaft. Statt sich ausschließlich auf manuelle Dokumentationen zu verlassen, sollten Unternehmen automatisierte Tools zur Infrastrukturanalyse einsetzen, um ein umfassendes Bild ihrer IT-Landschaft zu erhalten.
  • Tipp 3: Eine klare Spezifikation der benötigten Betriebs-Services. Auf Basis dieser Anforderungen können Unternehmen entscheiden, ob sie bestimmte Services im Eigenbetrieb erbringen oder auf Managed Services setzen wollen.

Anschließend muss ein Überblick über die in Frage kommende Infrastruktur und die betroffenen Applikationen gewonnen werden, um den Scope zu definieren. Hieraus leiten sich dann das technische Design der Public-Cloud-Landschaft, die Reihenfolge der Migration, die grundsätzlichen technischen Methoden sowie der Zeitrahmen ab.

 

Cloud-Readiness in der Strategie: Vorbereitung für die Zukunft

Diejenigen Unternehmen, die derzeit noch keine Cloud-Dienste nutzen möchten, sollten dennoch ihre langfristigen IT-Investitionen überdenken. Soll es (noch) nicht die Public Cloud sein, können Private-Cloud-Angebote ausgewählter Dienstleister eine sichere und flexible Alternative zur Investition in neue Rechenzentren sein.  Diese Services werden wahlweise auch vollständig gemanagt angeboten. Bei der Entwicklung von Software und eigenen Anwendungen sollten Unternehmen technische Lösungen einsetzen, die zu einem späteren Zeitpunkt auch in der Cloud funktionieren können. Durch Technologien wie Container oder eine gekapselte Micro-Service-Architektur können Anwendungen modularisiert werden, um später bestimmte Funktionen wie Internet of Things (IoT) oder Datenbanken gegen Cloud-Angebote auszutauschen. Für Software-as-a-Service (SaaS) gilt, dass bei einem Erneuerungsbedarf der Anwendungslandschaft auch in Zukunft die Frage nach dem Funktionsbedarf und -angebot wichtiger sein wird als die tatsächliche Lieferform der Software (On-Premise vs. Cloud).

Für SAP-Nutzer stellt sich aktuell die Frage, mit welchem Cloud-Modell die Verfügbarkeit zukünftiger Innovationen der SAP sichergestellt ist. Gibt es noch eine Alternative zum Cloud-Programm „RISE with SAP“? Wer diesem Angebot folgen kann, erhält eine zukunftsweisende Technologie und regelmäßige Erweiterungen und Neuerungen auf einfache Weise. Unternehmen mit anderen Anwendungsbedürfnissen müssen das Gespräch mit SAP oder ihrem SAP-Berater suchen, um einen geeigneten Implementierungsweg für ihre SAP-Lösung zu finden. Trotz aller Cloud-Vorteile kann es auch in Zukunft gute Gründe für alternative Software-Liefermodelle geben.

 

 

Über den Autor:

Ulrich Meine verantwortet als Leiter Hyperscaler Engagement die Public-Cloud-Beratung im Bereich Global Managed Services bei der NTT DATA Business Solutions AG. Der Diplom-Wirtschaftsinformatiker beschäftigt sich seit über zwanzig Jahren mit dem Management von SAP-Systemen und begleitet die vielfältigen Aspekte von Private und Public Cloud seit ihrer Entstehung. In diesem Zusammenhang hat er bereits zahlreiche Projekte national und international umgesetzt.

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