Virtual Companies: Ausweg aus der SAP-Beraterkrise?

Das Technologie Start-Up Vicoland mischt seit Anfang des Jahres den SAP-Beratungsmarkt mit einem neuen Konzept für die Ressourcenbeschaffung in SAP-Projekten auf – und trifft mit seinem Angebot auf Basis einer automatisierten digitalen Plattform bei vielen Kunden ins Schwarze. Als CEO für SAP Services ist Mark Saul (Foto) für den Ausbau der SAP-Sparte verantwortlich. Er hat uns erklärt, was die Vicoland-Plattform ausmacht und wie SAP-Anwendungsunternehmen davon profitieren können.

 

Vicoland-Konzept soll SAP-Partnersuche erleichtern

Mark SaulIT-Onlinemagazin: Herr Saul, bevor Sie Anfang des Jahres als Geschäftsführer zu Vicoland gestoßen sind, waren Sie lange Zeit in leitenden Positionen bei SAP und EY tätig. Was hat Sie dazu bewegt, bei dem jungen Start-Up neu durchzustarten?

Mark Saul: So jung war das Startup gar nicht mehr, als dessen Gründer Hans-Ulrich von Freyberg mir das Konzept der Virtual Companies, kurz Vicos, vorgestellt hat. Die Idee, Teil des Vicoland-Teams zu werden und die SAP-Beratungsbranche mit einem innovativen Ansatz anzugehen, fand ich enorm reizvoll. Klar war der Schritt für mich raus aus der Corporate Welt nach 20 Jahren ein großer. Doch die Erfahrungen aus diesen Jahren und die ersten Monate bei Vicoland haben mir gezeigt, dass die Zeit für ein derartiges Angebot reif ist.

 

Viele SAP-Kunden stehen derzeit vor einem Dilemma: Sie wollen oder müssen ihre Systemlandschaft transformieren, finden dafür aber oft nicht die passenden Partner. Oder sie können angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage die geforderten Stundensätze der externen Berater ganz einfach nicht stemmen. Vicoland will einen Ausweg aus dieser Misere bieten. Wie soll das funktionieren?

Wir bieten mit unserer Vicoland-Plattform SAP-Freelancern die Möglichkeit, eine virtuelle Firma zu gründen, um gemeinsam größere Projekte stemmen zu können. Inzwischen sind dort bereits mehr als 90 SAP-Vicos registriert, Tendenz steigend. Diese decken eine breite Palette des SAP-Portfolios von SAP S/4HANA, SAP SuccessFactors, SAP Ariba, SAP BTP bis hin zu spezifischen Industrie- und Nischenlösungen ab.

 

Eingespielte Projektteams statt individueller Freelancer

Plattformen zur Vermittlung freiberuflicher SAP-Berater gibt es ja bereits einige…was zeichnet die Vicoland-Angebote im Vergleich aus?   

Wir vermitteln keine individuellen Freelancer, sondern eingespielte, erfahrene und vor allem qualitätsgeprüfte SAP-Teams zwischen vier und 50 Personen. So grenzen wir uns einerseits von einzelnen Freelancern und Staffing-Agenturen ab, bieten andererseits aber auch eine Alternative gegenüber traditionellen Anbietern. Der Vorteil für SAP-Anwenderunternehmen: Sie müssen Freelancer nicht erst mühsam rekrutieren und zu einem schlagkräftigen Projektteam zusammenschweißen, sondern erhalten quasi ein Komplettpaket. Das spart nicht nur beim Onboarding jede Menge Zeit und Ressourcen, sondern erleichtert auch Verwaltungsprozesse.

Zudem verfügen die meisten Mitglieder unserer SAP-Vicos über umfangreiche Erfahrungen und Skills. Es gibt letztlich ja nur wenige Absolventen, die direkt nach der Uni in die Freiberuflichkeit starten. In der Regel bestehen unsere Vicos aus Experten, die bereits 12 bis 15 Jahre im SAP-Markt unterwegs sind – und sich über unsere Plattform via Peer-to-Peer-Recruiting mit anderen guten Freelancern vernetzen. Dementsprechend hoch ist der Qualitätsstandard. Darauf verlassen wir uns natürlich nicht blind: Im Rahmen des Partnermanagements prüfen wir die Expertise und Industrieerfahrung potenzieller Vico-Mitglieder auf Herz und Nieren. Und stellen so sicher, dass unsere SAP-Vicos die erforderlichen Qualifikationen für die jeweiligen SAP-Projekte mitbringen.

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Gute Beratungsqualität ist zweifellos ein wichtiger Aspekt für den Transformationserfolg. Das Kostendilemma lässt sich dadurch aber nicht lösen, oder?

Ohne Frage: Gute Qualität hat ganz einfach ihren Preis. Das lässt sich nicht wegdiskutieren. Trotzdem liegen die Tagessätze unserer Vicos im Schnitt 30 bis 40 Prozent unter denen der großen Beratungshäuser.  Denn der Kunde bezahlt bei uns nur die tatsächliche erbrachte Beratungsleistung der Vico. Dagegen fließen in die Tagessätze herkömmlicher Beratungsfirmen auch Overheadkosten wie Auftragsverwaltung, Rechnungsstellung, Vertragserstellung oder Zahlungsabwicklung ein.

Bei uns läuft dagegen der komplette Prozess von der Projektanbahnung bis zur finalen Zahlung über die Vicoland-Plattform. Dadurch werden alle Abläufe massiv vereinfacht und verursachen dementsprechend weniger Kosten. Eine klassische Win-Win-Situation: Die Vicos werden nicht durch administrative Aufgaben ausgebremst, sondern können sich voll und ganz auf ihr Projekt konzentrieren. Angesichts der Tatsache, dass Auftragsakquise, Buchhaltung und Finanzen im Arbeitsalltag von SAP-Freelancern zu den größten Herausforderungen zählen, ein echter Mehrwert. Die Vicoland-Kunden profitieren dagegen von geringeren Kosten und höherer Produktivität.

 

Plattform reduziert Beratungskosten

Das breite SAP-Portfolio erschwert die Suche nach dem passenden Berater. Wie finden Kunden auf der Vicoland-Plattform eine passende Vico?

Aktuell matchen wir Kundenanforderungen und Vicos noch manuell durch uns, mittelfristig wollen wir diesen Prozess jedoch ebenfalls automatisieren. Konkret bedeutet das: Meldet ein Kunde einen Bedarf, prüfen wir auf Basis der spezifischen Anforderungen, welche Vico am besten passt und verschicken innerhalb von fünf Tagen ein Profil in denen Teilnehmer des Teams, vorhandene Expertise und bereits erfolgreich durchgeführte Projekte aufgelistet sind. Dieser umfangreiche Einblick in die Vico bietet eine fundierte Entscheidungsgrundlage für die Beauftragung.

 

Transformationsdruck kurbelt Vico-Nachfrage an

Und wie läuft das SAP-Geschäft an?

Sehr gut! Wir bauen das entsprechende Angebot seit Anfang des Jahres gezielt aus und haben damit offensichtlich aufs richtige Pferd gesetzt. Denn laut aktuellem DSAG-Investitionsreport stockt der SAP S/4HANA-Umstieg, jedes zweite SAP-Anwenderunternehmen steht noch am Anfang der Transformation. Dabei drängt die Zeit: Spätestens 2030 fällt SAP ECC aus der Wartung. Der Migrationsdruck steigt also, der Wettbewerb um qualifizierte SAP-Experten wird schärfer. Dadurch wachsen wir in diesem Segment deutlich schneller als ursprünglich erwartet. Denn wir haben genau das, was jetzt gebraucht wird: Qualifizierte und zugleich bezahlbare SAP-Teams, die nicht nur den S/4HANA-Umstieg professionell begleiten können.

 

Welche SAP-Themen werden – abgesehen von S/4HANA – bei Ihnen derzeit besonders nachgefragt?

Das lässt sich so pauschal nicht beantworten. Unsere Kunden- und Projektgrößen sind sehr vielfältig. Wir betreuen ein breites Spektrum von Unternehmen – vom Mittelstand bis hin zum DAX-Konzern. Inzwischen nutzen sogar einige SAP-Beratungsfirmen unsere Vicos als verlängerte Werkbank und füllen ihre Teams bei Bedarf über unsere Plattform auf.  Diese Diversität spiegelt sich auch in den Projekten wider, an denen wir arbeiten – von umfassenden S/4HANA-Transformationen bis hin zur Implementierung einzelner SAP-Module.

 

Weiterführende Informationen:

Mehr Informationen zum Vicoland-Konzept und dem SAP-Beratungsangebot des Start-Ups bietet das Vicoland-Factsheet. Konkrete Fragen und Anfragen beantwortet Vicoland CEO  Mark Saul gerne per Mail.

 

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