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Wie gelingt der SAP S/4HANA-Umstieg?

Ist keine S/4HANA-Transformation wie die andere? Individuelle Transformationsansätze scheinen an Bedeutung zu gewinnen. Eine Einordnung der Transformation in reine Conversion (Brownfield) oder den Neuaufbau (Greenfield) lässt sich nur schwer durchhalten. Aber: Lassen sich aus einer Vielzahl von Transformationsprojekten mit unterschiedlichsten Anforderungen und Umstiegsszenarien vielleicht doch Best-Practice-Ansätze ableiten?

Diese Frage stellte ich Elisabeth Hötzinger (Business Lead S/4HANA Transition | T.CON) und Hans Thoma (Solution Architect | T.CON) im Vorfeld der IT-Onlinekonferenz 2022. Ferner wollte ich wissen, wie man Wissen aufbaut und was ein Solution Architect beachten muss.

Die beiden Experten geben Einblicke in verschiedene Kundenprojekte mit Brownfield-, Greenfield- und Mixedfield-Ansätzen, deren Ausgangssituationen und die entsprechenden Learnings. Registrieren Sie sich hier für den Expert-Talk mit Elisabeth Hötzinger und Hans Thoma. Gerne können Sie in der Livesendung individuelle Fragen an die Gäste stellen.

 

Was unterscheidet die S/4HANA-Transformationen voneinander— was sind die wichtigsten individuellen Besonderheiten?

Elisabeth-HötzingerElisabeth Hötzinger: Zunächst unterscheiden sich die unterschiedlichen Vorgehensmodelle für eine SAP S/4HANA Transformation im Ansatz, ob eine rein technische Conversion (Brownfield) ggf. noch mit Innovationscharakter in Richtung Mixfield oder eher eine in Greenfield (Neuimplementierung) angestrebt wird.

Bei der rein technischen Variante im Brownfield-Ansatz ist das Vorgehensmodell durch den Migrationspfad und den damit verbundenen Software Update Manager (SUM) der SAP bereits weitestgehend vorgegeben. Entscheidend ist jedoch der Umgang mit den Kundenanforderungen bzw. notwendigen Änderungen in der Anwendung. Welche Simplification Items (Prozess- und Funktionsänderungen) sind relevant, welche kundenindividuellen Entwicklungen, der sogenannte Custom Code, muss geändert bzw. übernommen werden, gibt es Prozesse und Funktionen, die einen signifikanten Mehrwert bieten (Process Discovery), das System-Sizing etc.?

Im Vergleich dazu steht der Greenfield-Ansatz im Sinne einer Neuimplementierung, der anderen Vorgehensweisen folgt. Oft sind strategische, organisatorische, systemtechnische oder anwendungsseitige Gründe ausschlaggebend für die Entscheidung. Grundsätzlich können zwei Varianten zur Implementierung betrachtet werden. Die Einführung nach SAP Best Practices Ansatz (immer dann sinnvoll, wenn ein hoher Anteil an BPs einen Mehrwert bieten und ohne aufwendige Anpassungen implementiert werden können) oder die Implementierung ohne vorkonfigurierte Prozesse auf der grünen Wiese.

In beiden Fällen erfolgt jedoch eine Konzeption (Prozessmodellierung) mit oder ohne SAP BPs. Wir führen SAP S/4HANA im Greenfield-Ansatz grundsätzlich nach einer eigens entwickelten agilen Projektmethode (TEAM.UP) ein. Kennzeichnend für diese Projektmethode ist einerseits die Durchführung einzelner Projektphasen in Iterationszyklen als auch eine Konzeption, die federführend von einem ausgewählten Expertenteam von Solution Architects begleitet wird, die auf Basis einer End-to-End-Betrachtung das Ergebnis für die nachfolgende Realisierung liefern.

Um zu Beginn die Fragestellung nach dem richtigen Transformationsweg beantworten zu können, bieten wir verschiedene Modelle an. Im ersten Schritt steht die Orientierung, falls der Kunde sich noch nicht für einen Transformationsweg entschieden hat. In Folge weniger Workshops mit gezielten Fragen stellen wir fest, welcher Transformationsweg tendenziell für den Kunden erstrebenswert ist. Nach dieser Entscheidung können unsere eigenen Best Practices zum Einsatz kommen. Im Sinne eines Brownfield-Ansatzes bieten wir eine maßgeschneiderte Voranalyse an, die alle Themen einer Brownfield Conversion abdeckt. Im Falle eines Greenfield-Ansatzes werden unsere Solution Architects in einer Architekturphase die wesentlichen Aspekte einer Neuimplementierung bewerten und im Ergebnis darstellen, um einen tragfähigen Projektplan als auch eine stabile Aufwandsindikation ableiten zu können.

… und gibt es gemeinsame Best Practices, die für alle Projekte gleich sind?

Entsprechende Voranalysen je nach Vorgehensmodell, die jedoch inhaltlich und organisatorisch abweichen.

Gemeinsame Best Practices können die Verwendung von Sandbox-Systemen sein, um im Brownfield- bzw. Mixfield-Ansatz aufgrund einer ersten Conversion frühzeitig Erkenntnisse zu erhalten, um ein konkretes Zielbild entwerfen und eine Risikominimierung erreichen zu können.

 

Welche Fragen bekommen Sie als Solution Architect gestellt, Herr Thoma?

Hans Thoma: Die Fragen hängen im Wesentlichen davon ab, ob oder in welcher Phase sich der Kunde bzw. das Unternehmen in der Transformation befindet.

Es gibt Kunden, die sich zunächst grundlegend ein Bild über die Möglichkeiten von SAP S/4HANA verschaffen möchten und wie sie zur Abdeckung ihrer Bedürfnisse zu einer effizienten und maßgeschneiderten Lösung gelangen.

Meist steht zu Beginn die Frage im Raum, welcher Ansatz ist für mein Unternehmen der richtige und welche Vorgehensweisen oder Best Practices bieten sich dafür an.

… und wie beantworten Sie diese richtungsweisende Frage?

Entscheidend für eine erste Orientierung ist die Bewertung der Ausgangssituation des Kunden, und zwar nicht nur im Sinne der Anwendung, sondern vielmehr aus einer strategischen und organisatorischen Betrachtung heraus.

Wir bieten in wenigen Workshops die Möglichkeit, die Rahmenbedingungen für die Transformation zu identifizieren — als Grundlage für ein Vorgehensmodell. Danach kann gezielt entweder nach den Prinzipien des Brownfield- oder Mixfield- (technische Conversion) Ansatzes eine Voranalyse oder im Sinne Greenfield (Neuimplementierung) eine Architekturphase durchgeführt werden. Beide Varianten unterscheiden sich wesentlich durch ihre Inhalte und ihr Vorgehen.

Hans-ThomaGenau an dieser Stelle setzen wir Best Practices ein und können Kunden, durch unsere Erfahrungen aus einer Vielzahl an Projekten, zielgerichtet und effizient beraten. Fragen nach Einsatz und Verwendung der SAP Best Practices, der neuen Fiori-Oberfläche und deren Handhabung, neuen Funktionalitäten oder grundlegenden Veränderungen werden beantwortet.

Ein Thema, was durch die digitale Transformation ebenfalls an Bedeutung gewonnen hat, ist das Changemanagement. Gerade im Greenfield-Ansatz verändern sich grundlegend Prozesse und Arbeitsweisen, die neben der rein technischen Umstellung Auswirkungen auf den Arbeitsablauf und die -organisation der Mitarbeiter haben werden. Neben den klassischen Rollen des Projektleiters, Solution Architect oder Integrationsmanager findet man in diesen Situationen häufig den Changemanager.

Andere Kunden haben bereits eine Roadmap entwickelt und klare Vorstellungen darüber, wie die Transformation abzulaufen hat. Aber auch in diesen Fällen ist entscheidend, nichts zu vergessen und gerade an dieser Stelle setzen wir mit unseren Best Practices an, die einen vollumfänglichen Rahmen bilden und bereits vorhandene Strategien bewerten, anreichern oder ergänzen sowie konkrete Empfehlungen aussprechen und eine tragfähigen Aufwandsindikation liefern.

 

Welche Rolle spielen bei der Architektur einer zukünftigen SAP-Landschaft beispielsweise das Deployment-Modell, Innovations- oder Integrationsvorhaben mit der SAP Business Technology Platform oder die Nutzung neuer SAP-Möglichkeiten, wie Business Process Intelligence?

Hans Thoma: Die SAP BTP wird in Zukunft an Bedeutung gewinnen und ist gerade in Wechselwirkung mit SAP S/4HANA nicht mehr wegzudenken. SAP ERP Core Systeme sind geprägt von Eigenentwicklungen, Add-Ons und Speziallösungen, die sich oft träge und unflexibel gegenüber Veränderungen zeigen und dadurch erhöhte Kosten in der Wartung generieren.

Mit der BTP findet ein radikales Umdenken im Deployment-Modell statt. Weg von Core-Entwicklungen hin zu App-Entwicklungen in der BTP-Umgebung. Ein erster Schritt wäre beispielsweise, bereits bestehende oder zumindest neue Eigenentwicklungen nicht mehr im SAP S/4HANA Core zu generieren, sondern direkt in der BTP. Besonders gut gelingt das in einem Greenfield-Ansatz, in dem u. U. bestehende Eigenentwicklungen eliminiert bzw. ersetzt werden können.

Denkt man das Modell weiter, werden sich in Zukunft viele Anwendungen auf der BTP etablieren, mittels derer Kunden ihre Anforderungen abdecken können und nicht mehr auf Eigenentwicklungen angewiesen sein werden.

Auch das Thema Business Process Intelligence gewinnt größere Bedeutung. Nicht nur im Sinne eines Greenfield-Ansatzes, gerade auch nach bereits erfolgten Brownfield- oder Mixfield-Transformationen. Wir setzen für die Prozessmodellierung das zu SAP gehörende Tool von Signavio erfolgreich ein. Auch im Sinne der Integration bringt der Einsatz von Signavio signifikante Vorteile in Verbindung mit SAP S/4HANA.

 

Wie baut man zu all diesen Themen im Anwenderunternehmen Wissen und Erfahrungen auf?

Das erfolgt sinnvollerweise mit der Transformation oder nachgelagert in Innovationsprojekten im Rahmen des Changemanagements. Gemeinsam mit unseren erfahrenen Solution Architects als auch Entwicklern sammelt der Key User/ Anwender im Rahmen der Prozessmodellierungen zur Konzeptherstellung als auch während der Realisierung Erfahrungen, um später selbst neue Prozesse und Funktionen nach diesem Vorbild konzipieren und abbilden zu können.

Gerade in Greenfield-Projekten werden Changemanager eingesetzt, die das Projekt über die gesamte Zeitstrecke mitbegleiten und den Wissenstransfer sicherstellen.

 

Was erfahren wir bei IT-Onlinekonferenz 2022, wenn Sie über Best Practices für jede Projektphase und die verschiedenen Migrationsansätze berichten?

Elisabeth Hötzinger: Hier sollte der Begriff Best Practices nochmals erläutert werden. Dabei sind die SAP Best Practices von unseren eigenen Best Practices zu unterscheiden.

Best Practices bei Conversions -> Von der Voranalyse bis zur technischen Transformation mit unseren eigenen Best Practices -> Stichwort: Sandbox Conversions zur Risikominimierung

Best Practices bei Mixfield-Ansätzen -> Von der Voranalyse bis zur technischen Transformation mit Innovationsanteil während oder nach erfolgter Transformation (SAP Best Practices gemischt mit unseren eigenen Best Practices) -> Stichwort Identifizierung von Innovationspotenzial, das einen direkten Mehrwert erzeugt. Veredelung vorhandener Prozesse und Funktionen.

Greenfield-Ansatz -> SAP Best Practices gepaart mit unseren eigenen Best Practices -> Stichwort Architekturphase, Prozessmodellierung, Analyse und Bewertung der SAP Best Practices und Anreicherung mit T.CON-Produkten zur Steigerung des Automatisierungs- und Bedienungsgrads. Die Anwendung des agilen Projektvorgehensmodells nach TEAM.UP.

Hier anschauen …

 

In welcher Projektphase sollten sich die Teilnehmenden aktuell befinden?

Elisabeth Hötzinger: Zunächst kann es die unterschiedlichsten Gründe und Abhängigkeiten geben, warum sich ein Unternehmen bereits in einer Transformation befindet oder sich erst grundlegend mit dem Thema auseinandersetzt oder sogar noch abwartet.

Laufende oder sogar geplante Projekte müssen im Sinne einer bevorstehenden Transformation bewertet werden. Davon lassen sich bereits Aktivitäten bzw. eine Roadmap für eine anstehende Transformation nach SAP S/4HANA ableiten.

Nach unserer Einschätzung der Marktlage sind Kunden sicher gut beraten, wenn Sie ihre Transformation in den kommenden Jahren vorsehen. Der Anteil an SAP S/4HANA Transformationen wird in den nächsten Jahren weiter zulegen, eine erhöhte Nachfrage an Beratungsdienstleistungen erzeugen und somit einen Engpass im Beratungsumfeld hervorrufen.

Wir empfehlen unseren Kunden, sich zeitnah mit dem Thema zu beschäftigen z. B. in Form von ersten Workshops zur Orientierung und groben Festlegung der Transformationsagenda sowie weiterer konkreter Schritte in Richtung Umsetzung.

Hier können unsere Best Practices, wie z. B. die Voranalyse für eine Conversion bzw. eine Architekturphase bei einem Greenfield-Ansatz, effizient unterstützen und als Projektbeschleuniger dienen.

 

Was wird 2022 das dominierende Thema in der SAP-Community?

Hans Thoma: Nach wie vor die Frage nach der geeigneten Transformationsstrategie sowie die Wahl des passenden Zeitpunkts für eine SAP-S/4HANA-Implementierung.

Daneben werden sicherlich die Themen RISE with SAP, hybride Szenarien sowie cloudbasierte Lösungen immer mehr in den Vordergrund rücken. In diesem Zusammenhang wird die zentrale Drehscheibe, die Business Technology Plattform an Bedeutung gewinnen.

Elisabeth Hötzinger: Mittlerweile ist bei Kunden festzustellen, dass die bisherige Abneigung zu Cloud-Produkten abgenommen hat und viele nun offener mit diesem Thema umgehen. Gründe dafür sind sicher die Vielfalt an Integrationsmöglichkeiten sowie die hohe Flexibilität als auch ein zukunftsweisendes Portfolie auf das zugegriffen werden kann.

 

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Helge Sanden, Chefredakteur des IT-Onlinemagazins.

 

Diskussion bei der IT-Onlinekonferenz 22

ITOK22-SAPSie können diesen und alle Beiträge der #ITOK22 live (24.01. – 27.01.22) oder als Aufzeichnung (sofern Sie sich für den jeweiligen Expert-Talk registriert haben) verfolgen und eigene Fragen an die Expertinnen und Experten stellen.

Beim siebten Gipfeltreffen der SAP-Community geben SAP-Kunden vier Tage lang Erfahrungsberichte aus S/4HANA-Projekten, SAP-Optimierungen, Business-Transformationen und zur Automatisierung. Zusätzlich gibt es vielfältige Interaktions- und Networking-Möglichkeiten.

 

Wir danken Ihnen, wenn Sie diesen Artikel jetzt weiterempfehlen:

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