
Wie viele Industrieunternehmen steht auch Automobilzulieferer ElringKlinger vor der Herausforderung, seine historisch gewachsene SAP-Landschaft in die Zukunft zu führen. Ziel ist ein zukunftsfähiges, cloudnahes System, das Standardisierung und Flexibilität miteinander verbindet – und zugleich die Innovationsgeschwindigkeit erhöht. Mit der geplanten Einführung von SAP S/4HANA bis 2027 und dem Einsatz von RISE with SAP verfolgt das Unternehmen dabei eine klare Cloud-Strategie.
Cloud-Transformation per Lean Core
Allerdings betreibt ElringKlinger ein komplexes SAP-Ökosystem mit zahlreichen Individualentwicklungen, Add-ons und Non-SAP-Systemen. „Vor diesem Hintergrund war für uns ein Clean Core kurzfristig nicht realistisch“, sagt Dirk Brümmer, Head of IT Architecture bei ElringKlinger. „Deshalb haben wir uns bewusst für den Zwischenschritt hin zu einem Lean Core entschieden – also für eine fokussierte Entlastung des SAP-Kerns durch intelligente Side-by-Side-Entwicklung.“ Statt alles von Grund auf neu aufzubauen, setzt der Automobilzulieferer also auf eine evolutionäre Modernisierung: Der Weg in die Cloud soll schrittweise erfolgen, gleichzeitig die Entwicklung neuer Fiori-Anwendungen beschleunigt und der Backlog abgebaut werden.
Um die internen SAP-Teams zu befähigen, ohne tiefes Programmierwissen eigene digitale Lösungen zu realisieren, entschied sich ElringKlinger für den Einsatz einer Low-Code-Plattform. Nach einer gründlichen Evaluierung verschiedener Low-Code-/No-Code-Ansätze fiel die Wahl auf Simplifier – eine Plattform, die native Fiori-kompatible Apps generiert. „Das war für uns ein Schlüsselkriterium“, erklärt Brümmer. „Wir wollten keine separaten Insellösungen, sondern Anwendungen, die sich nahtlos in das Fiori Launchpad integrieren und so eine konsistente User Experience gewährleisten.“
Low-Code als Enabler für Digitalisierung
Die Einführung von Simplifier erfolgte zunächst projektbegleitend zur SAP-Modernisierung. Der Ansatz: Bestehende, oft papierbasierte Prozesse sollten digitalisiert und neue Anwendungen agil umgesetzt werden – ohne den SAP-Kern zu überlasten. „Low-Code ist für uns wie ein Lego-Baukasten“, beschreibt Brümmer das Prinzip. „Wir kombinieren Standardsoftware mit passgenauen Bausteinen für spezifische Anforderungen. So können wir fehlende Funktionalitäten ergänzen, ohne das Rad neu zu erfinden.“
Inzwischen betreibt ElringKlinger über 20 produktive Apps und Workflows, weitere 30 sind in Vorbereitung. Darunter Anwendungen zur Rechnungsverarbeitung, Produktionsdatenerfassung und Lieferantenkommunikation. Besonders eindrucksvoll: Über die Simplifier-Plattform entwickelte Workflows verbinden SAP ECC, HCM und externe Systeme zu durchgängigen End-to-End-Prozessen – etwa bei der Bewirtungsabrechnung oder im Shopfloor-Datenfluss.
Im künftigen Zielbild bildet bei ElringKlinger RISE with SAP das Herzstück der IT-Landschaft. Darum gruppieren sich zahlreiche SAP- und Non-SAP-Systeme: von Ariba über Salesforce bis Siemens Teamcenter. Simplifier fungiert hier als Integrations- und Orchestrierungsschicht. „Überall dort, wo wir differenzieren oder individuelle Funktionalität benötigen, setzen wir die Low Code-Plattform ein“, erläutert Brümmer. „Sie ermöglicht uns, Systeme wie Ariba, SuccessFactors oder Catena-X schnell anzubinden – mit nativer Fiori-Oberfläche für den Anwender.“
Neben der technischen Eleganz überzeugte auch die Wirtschaftlichkeit. Während die SAP Business Technology Platform (BTP) bei Side-by-Side-Entwicklungen häufig schwer kalkulierbare Betriebs- und Servicekosten verursache, ermögliche Simplifier ein transparentes Lizenzmodell, lobt Brümmer: „Wir haben die Kosten verglichen: Eine typische Fiori-App auf der BTP kostet uns bis zu 200 Personentage in der Entwicklung – mit Simplifier schaffen wir das in der Hälfte der Zeit.“ Auch im Betrieb ließen sich laut Benchmark jährlich mehrere zehntausend Euro einsparen. „Wir haben bereits nach den ersten zehn Apps einen positiven Business Case erzielt“, bilanziert Brümmer. „Mit jeder weiteren Anwendung verbessert sich dieser ROI weiter.“
Low-Code: Klebstoff zwischen Systemen
Der größte Mehrwert liegt für ElringKlinger jedoch in der Geschwindigkeit und Selbstbefähigung. Durch die Kombination aus Low-Code, Workflow-Engine und SAP-Integration können Fachbereiche heute viele Prozesse eigenständig digitalisieren – die IT stellt nur noch die Logik-Bausteine bereit. „Wir konzentrieren uns künftig auf Pro-Code-Komponenten – alles andere geschieht in Fusion-Teams aus unseren internen SAP-Beratern und den Fachbereichen“, so Brümmer. „Das multipliziert unsere Innovationsgeschwindigkeit.“
Christian Kleinschroth, CTO von Simplifier, sieht in dem ElringKlinger-Projekt ein Musterbeispiel für moderne SAP-Transformation: „Viele Unternehmen glauben, sie müssten alles zentral auf der BTP entwickeln. Doch es geht um den richtigen Mix aus Standard, Integration und Flexibilität. Low-Code ist hier der Klebstoff zwischen Systemen.“
Lean Core als Brückenschlag in die Zukunft
Wie ElringKlinger die Anwendungsentwicklung im Rahmen seiner „SAP First“-Strategie mithilfe von Simplifier beschleunigt, berichten Dirk Brümmer (ElringKlinger) und Christian Kleinschroth (Simplifier) im On-Demand-Talk. Jetzt anschauen
ElringKlinger zeigt, wie ein Industriekonzern seine SAP-Transformation pragmatisch und zukunftssicher gestalten kann. Statt auf ein theoretisches „Clean Core“-Ideal zu warten, setzt das Unternehmen auf einen iterativen Ansatz, der geschäftskritische Prozesse in den Fokus rückt, die Fachbereiche aktiv einbezieht und sich nachweislich rechnet. „Klein anfangen, schnell lernen, dann skalieren – das ist der Schlüssel“, ist Brümmer überzeugt. Kleinschroth ergänzt: „ElringKlinger zeigt, wie Low-Code in einer SAP-First-Strategie echten Mehrwert liefert: mehr Flexibilität, geringere Kosten und eine neue Kultur des Machens.“ Für beide steht fest: Der Weg zum Clean Core führt über Pragmatismus – und über Technologien, die IT und Business gemeinsam handlungsfähig machen.
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