
SAP S/4HANA-Transformationen scheitern selten an der Technologie, oft aber an unklaren Prozessen. Viele Unternehmen setzen deshalb auf SAP Signavio, um ihre bestehenden Abläufe zu analysieren, Transformationsprojekte zu strukturieren und Prozesse auch nach dem Go-Live kontinuierlich zu optimieren. Alexander Brocksieper (BTC AG | Foto) zeigt im Gastbeitrag für das IT-Onlinemagazin anhand von Praxisbeispielen, wie SAP Signavio entlang der gesamten S/4HANA-Reise eingesetzt wird – von der Vorbereitung bis zum laufenden Betrieb.

Die Umstellung auf SAP S/4HANA ist weit mehr als ein IT-Projekt – sie ist ein Lackmustest für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. In einer Wirtschaft, geprägt von disruptiven Technologien, steigenden Kundenanforderungen und globalem Wettbewerbsdruck, reicht ein „Weiter so“ nicht mehr aus. Erfolgreich sind jene, die Prozesse so gestalten, dass sie Agilität, Effizienz und Transparenz fördern.
Ein deutschlandweit agierendes Unternehmen stand genau vor dieser Aufgabe. Die Verantwortlichen erkannten, dass nicht Technik, sondern die Geschäftsprozesse über den Erfolg entscheiden. Über Jahre gewachsene SAP-Landschaften mit Eigenentwicklungen hatten Innovation und Anpassungsfähigkeit gebremst. Daher begann die Transformation mit einer konsequenten Prozessanalyse: Welche Abläufe sollten übernommen, verbessert oder neu gestaltet werden und wie ließen sich IT und Fachbereiche enger verzahnen? Besonders kritisch war der Beschaffungsprozess mit langen Durchlaufzeiten und komplexen Genehmigungen.
SAP Signavio als Enabler
Hier kam SAP Signavio ins Spiel: Denn die Cloud-Lösung schafft Transparenz, deckt Schwächen auf und liefert eine objektive Entscheidungsbasis. Für das Unternehmen bedeutete dies den Übergang von einem unsicheren Ausgangspunkt zu einer datenbasierten Transformation. Mit dem Plug-and-Gain-Ansatz konnten Daten direkt aus dem ERP-System extrahiert und in SAP Signavio Process Insights analysiert werden. Über die Value Accelerator Library erhielten die Verantwortlichen Einblick in Standardprozesse und Benchmarks, ohne zeitaufwendige Interviews mit Teams oder manuelle Modellierungen. So zeigte sich etwa im Beschaffungsprozess, dass eine Bestellung durchschnittlich acht Wochen dauerte und nur zu 28,7 % automatisiert war – bei einem Benchmark von 35 %. Damit lag erstmals eine Grundlage für gezielte Verbesserungen vor.
Von der Analyse zur Simulation
Auf dieser Basis nutzten die Verantwortlichen die Fit-to-Standard-Analyse, um Ist-Prozesse mit den Best-Practice-Prozessen der S/4HANA Public Cloud abzugleichen. So wurde sichtbar, welche Variablen angepasst werden mussten. Der Process Collaboration Hub von Signavio förderte dabei die Zusammenarbeit zwischen Fachbereichen und IT: Alle arbeiteten auf einer Datenbasis und entschieden gemeinsam über die größten Mehrwerte. Mitarbeitende brachten ihr Prozesswissen aktiv ein. Mithilfe der Simulationsfunktion ließ sich prüfen, ob sich die Durchlaufzeit auf sechs Wochen verkürzen ließ – ein Ergebnis, das faktenbasierte Entscheidungen ermöglichte, bevor technische Anpassungen erfolgten.
Die neue Prozess-DNA
Durch die Cloud-basierte Architektur ließ sich SAP Signavio über standardisierte Schnittstellen integrieren und über die SAP Business Technology Platform (BTP) auch mit Drittanwendungen verbinden. So entstand ein durchgängiger Blick auf End-to-End-Prozesse und das Potenzial der Daten. Das Unternehmen profitierte dabei von einem konsistenten Gesamtbild, das Schnittstellenabhängigkeiten aufzeigte und faktenbasierte Diskussionen über die weitere Harmonisierung erlaubte.
Zusammenarbeit statt Silos
Über den Hub griffen Teams zudem auf weitere Tools der Suite zu – etwa Process Insights zur Effizienzanalyse oder den Journey Modeler zum Abgleich mit Kundenerwartungen. Der Hub wurde so zum Katalysator einer prozessorientierten Unternehmenskultur.
Der richtige Zeitpunkt
Die Erfahrung zeigt, dass SAP Signavio in allen Phasen einer Transformation Mehrwert entfalten kann. Bei diesem Kunden wurde die Lösung bereits vor Projektstart genutzt, um Ist-Prozesse automatisiert zu erfassen und während der Transformation zur Harmonisierung sowie zum Abgleich mit den S/4HANA-Standards einzusetzen. Nach dem Go-Live dient sie weiterhin der Prozessüberwachung, um Schwachstellen zu erkennen und Optimierungen umzusetzen. Zudem macht Signavio Erfolge messbar und bereitet neue Geschäftsmodelle vor, wie durch flexible Anpassung an internationale Lieferketten. Der beste Zeitpunkt für den Einsatz ist daher immer jetzt.
Typische Stolperfallen
Die Einführung von SAP Signavio ist jedoch kein Selbstläufer. Erkenntnisse aus dem Projekt zeigen, dass die größten Hindernisse weniger in der Technik als vielmehr im organisatorischen Umfeld liegen. Wer die Stolperfallen kennt und proaktiv adressiert, legt den Grundstein für nachhaltigen Erfolg:
- Datenqualität: Unvollständige Stammdaten mindern die Analysequalität. Erst durch Datenbereinigung und klare Governance-Strukturen entfaltet Signavio volle Wirkung.
- Akzeptanz: Fachbereiche müssen aktiv mitarbeiten. Erst die Visualisierung langer Bestellprozesse überzeugte in diesem Fall skeptische Mitarbeitende im Einkauf vom Nutzen.
- Kosten und Ressourcen: Ein breiter Rollout über mehrere Module hinweg kann kostspielig werden und erfordert eine transparente Kommunikation des erwarteten Nutzens.
Diese Erfahrungen zeigen: SAP Signavio ist kein Tool-Projekt, sondern ein kultureller Wandel hin zu Transparenz, Zusammenarbeit und datenbasierten Entscheidungen.
Erfolgsfaktor Mensch
Technologie allein bewirkt keine Transformation – sie steht und fällt mit den Menschen. Prozesse werden nur erfolgreich, wenn sie verstanden, akzeptiert und gelebt werden. Deshalb war Change-Management im Projekt zentral. Der Collaboration Hub wurde zur Brücke zwischen Fachbereichen und IT. Kleine sichtbare Erfolge, wie verkürzte Genehmigungsschleifen, machten den Nutzen greifbar und steigerten die Akzeptanz. Erst als Vorstand, Management und Mitarbeitende gemeinsam Verantwortung übernahmen, entstand eine Organisation, die kulturell und technologisch bereit für die digitale Zukunft war.
Vom Projekt zur kontinuierlichen Innovation
Die Analyse zeigt: Eine S/4HANA-Transformation gelingt nur, wenn Prozesse als strategisches Steuerungselement verstanden werden. Wer Abläufe transparent macht, Schwachstellen beseitigt und sie kontinuierlich optimiert, schafft die Basis für Agilität, Innovation und datenbasierte Entscheidungen.
Das Beispiel verdeutlicht, wie SAP Signavio diesen Wandel unterstützen kann: durch automatisierte Prozessaufnahme, Abweichungsanalysen, Simulationen und die enge Verzahnung von Fachbereichen und IT. So wird aus einer technischen Umstellung eine echte Business-Transformation.
SAP Signavio steht daher für ein modernes Prozessmanagement: Es vernetzt Business und IT, harmonisiert Abläufe und eröffnet Raum für neue Geschäftsmodelle. Wer diesen Ansatz verfolgt, kann die S/4HANA-Transformation als Sprungbrett für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit nutzen.

Als Head of Business Development SAP verantwortet Alexander Brocksieper die strategische Weiterentwicklung der SAP-Dienstleistungen und -Produkte der BTC. Er identifiziert und erschließt neue Geschäftsmöglichkeiten und Märkte im SAP-Umfeld. Sein besonderes Interesse gilt der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz und ihrer konkreten Nutzbarkeit für Unternehmen.
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